Dass die Frau vor ihm, wunderschön war, hatte er schon am Anfang festgestellt, auch ihr Interesse war ihm von Anfang an bewusst gewesen. Dieses trug sie auch offensichtlich zur Schau. Wie ein stolzer Pfau umgarnte sie ihn und versuchte ihn zu verführen. Das war ihm vollkommen klar und auch, dass sie damit keine Erfolge erzielen würde, war ihm bewusst. Darum war er doch mehr als verwundert, als er sie auf die Terrasse begleitet hatte. Harley sollte diesen Abend sein Hauptaugenmerk sein, immerhin gab es einen Plan und diesen mussten sie befolgen. Wie die Göttin es angestellt hatte ihn so in den Bann zu ziehen, verstand er einfach nicht. Erst vor kurzen hatte er ihre Erscheinung als eher lästig abgestempelt. Er musste etwas dagegen tun, bevor er noch etwas tat, was er bereuen würde. Erst letzte Nach hatte er dem Menschenskind seine Liebe gestanden und heute stand er zusammen mit einer anderen Frau bei Sternenklarer Nacht auf der Terrasse. Was hatte er sich dabei nur gedacht? Wenigstens wusste er, dass sie im Saal war. Die anderen Götter würden ein Auge auf sie werfen. Das sollte er eigentlich auch tun. Etwas benebelt schüttelte er den Kopf um einen klaren Gedanken fassen zu können. Etwas stimmte nicht, er hatte mühe sich zu konzentrieren.
„Weisst du eigentlich die Bedeutung meines Namens Loki?" Fragte sie und drehte sich zu ihm herum.
„Tu mir den Gefallen und klär mich auf" bat er. Zwei Frauen gingen an ihm vorbei und musterten ihn ausgiebig, danach fielen ihre Blicke auf Kali, die plötzlich viel zu nahe vor ihm stand. Die Frauen zogen tuschelnd von dannen und Loki machte bewusst ein paar Schritte zurück um mehr Raum zu schaffen. Die Göttin war wunderschön und erfrischend mächtig, das konnte er fühlen, aber nichts würde zwischen ihn und Harley kommen.
„Streitigkeit, Krieg, Zwist, Dunkelheit." Antwortete sie mit einem gespielt verlegenen Lächeln. „Aber so schrecklich das auch klingen Mag, vergöttern mich die Menschen als Mutter-Göttin, ist das nicht amüsant?"
„In der Tat" gab Loki trocken zurück und blickte in die Richtung, in die die Frauen verschwunden waren. Es war langsam wieder an der Zeit zurück zu kehren.
„Ich sollte nach Harley sehen" verkündete er ihr und ging. Er kam nicht sehr weit. Kali stellte sich ihm bewusst in den Weg und bremste ihn ab.
„Harley wird von vier Göttern und einem Engel bewacht, ihr passiert nichts" versicherte sie. In ihren dunkelbraunen Irden hatte sich ein Glanz untergemischt, der Loki stutzig machte. Mit eiserner Mine versuchte er sie zu lesen. Aber die dunkle Haut, die fast Schwarz wirkte, machte es ihn nicht gerade einfach. Auch als sie einen Schritt auf ihn zukam, konnte er nicht schlau aus ihrer Mimik werden. Es war nicht so simple, wie sie es ihm präsentierte. Kali war auf weit mehr aus, als nur seine Gunst, eine List steckte dahinter. Loki müsste sie berühren um mehr zu erfahren, er konnte in die Gedanken anderer eindringen, dazu hatte er die Macht. Diese verwendete er kaum, bei Harley war er nicht einmal auf die Idee gekommen, diese zu benutzen. Selbst wenn, nicht immer sah er das, was er sehen wollte. Oft waren es verworrene Bilder, die größten Ängste oder die tiefsten Gelüste. Dabei hatte er schon Dinge gesehen, die er lieber nicht gesehen hätte. Kali machte es ihm leicht. Sie deutete seine Blicke falsch und kam ihm lauernd näher. Ihr Kuss war also perfekt für sein Vorhaben. Ihre Lippen pressten sich auf seine und bestimmend zog er sie näher zu sich um eine bessere Verbindung aufbauen zu können. Die Bilder überschlugen sich in seinen Kopf.
Blumen um einen schwarzen Hals. Arme, die sich mit einem rauen reißen durch Hautschichten drängten, diese aufrissen und blutig die Welt erblickten. Ein Geschöpf, welches über zerfledderte Leichen tanzte. Blut und Gedärme hatten sich zu einer zähen Masse versammelt und die abgezogene Haut bildete rutschende Platten, auf die dieses Ding immer wieder den Halt verlor. Danach folgte eine Sehnsucht, die so tiefsitzend war, dass sie sogar ihn ergriff. Loki sehnte sich nach Harley, dass sie nicht hier war, ertränkte in in diesem Augenblick. Ziemlich widersprüchlich wenn er daran denken würde, was er hier gerade tat. Aus der Sehnsucht, die nicht erfüllt wurde, entwickelte sich Wut und Verzweiflung. Er konnte Kali sehen, die Blutigen Hände die sich hinter ihr auffächerten. Zwei davon streckten sich ihm entgegen. Ihre Augen loderten. Nicht nur sie, auch ihre Hände flammten auf. Es war das Feuer, genau das, welches Loki und Harley in sich trugen. Die Flammen flackerten in einem grellen, unangenehmen Gelb und er musste unwillkürlich an Neid denken. Darum ging es also. Kali war hinter den Flammen her. Ihr Interesse galt nicht der Mission, die Prophezeiung zu wahren, sondern darin, das Feuer selbst zu besitzen. Kali war kein Freund der Asen und auch keine Hilfe. Sie war Machthungrig und es gierte sie nacht der uralten Kraft des Feuer.
Nach Luft schnappend riss sie sich von ihm los. Das war ebenfalls so ein Punkt. Das Gegenüber wusste, wenn er in den Gedanken herumwühlte. Kali sah ihn entsetzt an. Stocksteif stand sie vor ihm, die Augen voll Angst geweitet und ihre Finger verkrümmt. Loki konnte den Impuls nicht unterdrücken sich angeekelt über den Mund zu fahren. Es hätte auch einen anderen Weg geben können, jedoch konnte er so, tiefer eindringen und mehr in Erfahrung bringen. Ihre Letzten Gedanken waren gut versteckt, er hätte riskiert diese nicht zu sehen. Mit dem Ende des Kusses, waren auch seine Gedanken wieder klarer und er musste sich selbst eingestehen unter dem bann einer Göttin gestanden zu haben.
„Das ist es also was dich interessiert" sagte er trocken und verschränkte seine Arme hinter dem Rücken.
„Wie...woher..." stammelte sie.
„Du solltest nun Asgard lieber verlassen und nie wieder hier her kommen" riet er ihr. Loki war nicht sonderlich erpicht darauf nun einen Kampf auszufechten. Diese Magie hatte ihn schon genug Kraft gekostet und wenn das Monster aus ihren Gedanken, wirklich sie war, konnte er nicht sicher sein, diesen Kampf zu gewinnen. Aber das wusste sie zum Glück nicht. Das und die klare Unterzahl brachte sie dazu sich abzuwenden und mit schnellen Schritten die Terrasse zu verlassen. Erneut fuhr er sich mit dem Handrücken über dem Mund und schüttelte sich. Er wollte das unauffällig erledigen, jedoch hatte er bereits die Aufmerksamkeit der anderen Gäste auf sich gezogen. Die Erinnerung an die Sehnsucht in den Gedanken, drängten ihn Harley vor sein inneres Auge. Loki musste zu ihr. Jetzt.__________
Ziellos irrte sie durch die Gänge. Dabei war ihr Gang langsam und schleppend. Sie fühlte sich wie ein wankender Untoter, der mühe hatte, ein Bein vor das andere zu setzten. Bislang blieb der Schmerz noch immer aus und in ihrem Kopf war es wie leer gefegt. Nur das Bild hatte sich eingebrannt. Es hing dort in den Hallen ihres Gedächtnis, mit vier gut platzierten Scheinwerfern erleuchtet und verhöhnte sie von oben herab. Harley stand einfach davor und starrte es Blicklos an. Dabei verschwanden sogar kurzzeitig die pompösen Säulen um sie herum und die Umgebung begann ab und an zu flackern. Deshalb konnte sie nicht immer die Spur halten. Immer wieder schwenkte sie nach Links oder Rechts. Vermutlich würde sie jeder andere nur für betrunken halten, aber das war sie nicht. In diesem Zustand war alles nichtig. Sogar die Nilgram rutschten so weit zurück, dass sie in Vergessenheit gerieten. Auch der Plan war verpufft und sie fragte sich sogar, was sie hier eigentlich tat. Warum war sie nicht in ihrem Loft geblieben. Warum hatte sie dem Gott Einlass gewährt? Warum musste sie so neugierig sein? Langsam sammelten sich die Fragen zusammen, doch diese kratzten nur spurlos an der Mauer, die sie sich in Rekordgeschwindigkeit aufgebaut hatte. Diese war so dick und undurchlässig, dass sie es nicht einmal bemerkte, dass sie den Saal passierte, in dem sie vor kurzen noch getanzt und gefeiert hatte. Auch ihr Vater, den sie die letzten Tage vollkommen ignoriert hatte und der ihr zum Glück aus dem Weg gegangen war, hatte sie nicht bemerkt. Davis stand beim Eingang und beobachtete sie, wie sie schlurfend vorbei ging. Bislang hatte er sich nicht in ihre Angelegenheiten eingemischt, dazu hatte er kein Recht. Aber als er das Grau in ihren Augen erkannte, stieg ehrliche Sorge in ihm empor. Das sonst so stürmische Grau, war fahl und dunkel geworden. Glanzlos, so wie seines als ihm die Bürde eines Servias zu viel wurde. Er musste einfach mit ihr reden, er wollte in dem Moment für sie da sein, auch wenn er sicher war, dass sie nichts mit ihm zu tun haben wollte, musste er es wenigstens probieren. Der Plan verlangte es. Deshalb löste er sich von seinem Platz und folgte ihr.
„Harley" rief er ihr nach. Diese war in Gedanken so weit abgedriftet, dass sie seine Stimme nicht einmal hörte. Tatsächlich nicht. Ihre Instinkte waren abgeschirmt und auch ihre Sinne waren auf Urlaub gereist. Erst als sich seine Hand auf ihre Schulter legte, stoppte sie und sah mit müden Bewegungen über die Schulter. Die nüchterne Gleichgültigkeit hielt an. Sogar der Hass gegenüber ihren Vater war betäubt und regte sich nicht in ihr. Die Frage, ob es ihr gut ginge, konnte sie nicht beantworten. Sie war nicht dazu fähig. Eigentlich wollte sie nur hier weg, auf der Stelle und genau das sagte sie ihm auch. Möglicherweise, war er auch der einzige, hier anwesende, der sie verstehen konnte in diesem Punkt. Vielleicht war sie ja doch nichts anderes als ein Servias. Ein Diener der Götter, nicht mehr und nicht weniger. Das niedere Fußvolk. Davis akzeptierte ihre Bitte, legte den Arm um sie herum und führte sie fort, zu den Gemächern der Gäste. Das erste mal war sie froh, ihn bei sich zu haben.
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Feuerteufel (Loki FF)
FanficNew York stand einem neuen, skrupellosen Killer gegenüber. Den Feuerteufel. Diesen Namen gab das FBI ihm nicht ohne Grund. Jeder einzelne Tatort, trug seine ganz persönliche Handschrift: Geschwärzte Wände. Verkohlte Leichen. Fehlende Körperteile. Ha...