43_Meins, Deins, Unseres

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Er hatte den Tumult mitbekommen. Auch wenn der Gott versucht hatte es zu verheimlichen, konnte Poseidon die Angst in seinen Augen sehen. Es gab nur eines, was den Gott des Unfuges so beunruhigen konnte und das war Harley. Als Loki den Saal verlassen hatte, begab er sich selbst auf die Suche nach ihr. Er hatte das Menschenskind schon eine Weile nicht mehr gesehen, durch das fehlen von Loki, hatte er gedacht, sie wäre bei ihm. Er hatte sich wohl geirrt. Bedacht darauf, nicht in die Quere von Loki zu kommen, schlenderte er suchend durch die Gänge von Asgard. Diese waren bei weitem nicht so imposant wie im Olymp. Dieser war aber auch kein Maßstab. Nichts konnte an die verwunschenen Tempel, die wuchernden Säulen und den Sternenklaren Himmel im Olymp herankommen. Es war ein Ort, wo Träume wahr wurden und die Götter beheimatet waren. Poseidon konnte es schlichtweg kaum mehr erwarten nach Hause zu kommen. Das einzige, was er vermissen würde, war der Mensch. Er hatte einen Narren an Haley gefressen und er wusste nicht warum. Sie erweckte in ihn einen Beschützenden Instinkt, den er unmöglich unterdrücken konnte. Harley hatte ein Leben ohne Vater führen müssen, weshalb sich auch seine Väterlichen Gefühle meldeten. Sie war so unschuldig und doch so stark. Poseidon musste auf sie acht geben und sicher gehen, dass sie in Sicherheit war. Womöglich war es eine Eingebung, oder einfach sein Instinkt. Vollkommen egal, er fand als erstes das Mädchen. Sein erstes Ziel hatte sich als das richtige erwiesen. Harley hatte sich in seinem Gemach versteckt. Als er es betreten hatte, übermannte ihn eine Woge des Leides und er spürte das salzige Wasser, welches sich auf ihren Wangen gesammelt hatte. Harley weinte bitterlichst. Bevor er sie jedoch ansprach, sah er sich um. Sie waren alleine. Also schloss er die Tür geräuschvoll hinter sich, damit sie ihn bemerkte und schritt auf das Kind zu. Mit Sicherheit hatte sie ihn bemerkt, doch scheinbar war sie so sehr in ihrem Leid verworren, dass sie nicht reagieren konnte. Das Mädchen stand vor dem Balkon und klammerte sich an das Gelände aus sandfarbenen Stein. Sie machte sich nicht einmal die Mühe die Tränen weg zu wischen. Vielleicht wusste sie nicht einmal, dass sie weinte. Ihre Miene war versteinert und verzog sich nicht zu einer kläglichen Trauermaske. Die klirrenden Wasserperlen flossen über die geröteten Wangen, sammelten sich unter ihrem Kinn und tropften lautlos auf ihren Handrücken. Ihre Augen glänzten, doch waren sie leer. Ihre Wangen waren rot, die restliche Haut blass. Ihre Lippen bebten, dafür war der Körper steif.
„In welchen Teil von unserem Plan kommt es vor, dass du dich in meinem Gemach versteckst?" Fragte Poseidon gelassen. Er wusste, dass mitfühlende Worte einen Menschen nur noch mehr in die Tiefe stürzen konnten. Das wollte er nicht riskieren. Harley reagierte anfangs nicht auf seine Stimme, sie reagierte eigentlich überhaupt nicht. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit, drehte sie sich herum und sah ihn an. Dabei war er sich nicht sicher, ob sie ihn überhaupt erkannte.
„Willst du mir erzählen, was passiert ist kleines?" Fragte er ruhig und ohne zu viel Emotion in der Stimme, nachdem von ihr nichts kam. Unmerklich schüttelte sie den Kopf und drehte sich wieder von ihm weg.
„Okay. Das musst du auch nicht." Versicherte er. „Aber nachdem ich Loki im Saal gesehen haben und ich dich nun so vorfinde..." er machte eine bestimmte Pause um ihre Reaktion zu lesen. Bei dem Namen des Gottes flackerten ihre Lieder kurz auf.
„Bin ich mir sicher, dass er etwas damit zu tun hat. Habe ich recht?" Fragte er, obwohl er genau wusste, dass er recht hatte. Harley reagierte wieder nicht. Wie eine kalte Statue stand sie da und krallte sich in den Stein. Das folgende fiel Poseidon nicht leicht, aber es musste sein. Irgendwie musste er sie aus dieser Starre befreien.
„Es tut mir sehr leid um eure unglückliche Liebe" sagte er und stellte sich bewusst vor sie. Dabei schob er sie sachte zurück und verbot ihr den Blick auf die Stadt die sich nun leuchtend hinter seinen Rücken ausbreitete.
„Aber verdammt Harley!" Seine Stimme wurde lauter, „Es geht nicht um euch beide. Ihr seid nicht der Nabel der Welt! Reiss dich zusammen, wenigstens bis wir das alles überstanden haben. Danach kannst du machen was auch immer du willst, aber es geht hier um mehr als nur euch beide. Das betrifft uns alle!"
Durch das heben der Stimme, hatte er ihre Aufmerksamkeit erhascht. Sonderlich beeindruckt war sie von seinem Debüt zwar nicht, aber immerhin reagierte sie. Mit einem rasselnden Geräusch atmete sie ein und wischte sich mit beiden Händen über die Wangen.
„Du hast recht" gab sie zu. Sie klang dabei wie eine Fremde. Ihre Stimme hatte schon immer einen eigenen klang, nicht negativ, sondern eher besonders. Klangvoll, aber rauchig, eine Mischung, die eine starke Stimme ausmachte. Doch nun klang diese zerbrechlich und fahl. Keine Melodie, sondern einfach nur monoton und abgestumpft.
„Können wir jetzt zurück gehen und unseren Plan in die Tat umsetzten? Schaffst du das?" Fragte Poseidon. Was er hier verlangte war barbarisch, das war ihm bewusst, aber wie er ihr bereits gesagt hatte, sie hatten keine andere Wahl.
„Gib mir bitte noch eine Minute" bat sie und atmete kontrolliert ein und aus. Dabei konnte er fasziniert zusehen, wie sich die Röte langsam zurück zog und die Tränen unter ihren Liedern versiegten. Zu Schluss wischte sie sich noch einmal über das Gesicht um die leichten Salzrückstände zu vernichten und sah ihn wieder an. Man musste ihn seine verblüffen ansehen, denn sie sagte:
„Etwas, was ich in meinem Beruf und in meiner Kindheit schnell lernen musste."

Feuerteufel (Loki FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt