Kapitel 2

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Schnell verabschiedete ich mich von Céline und machte mich auf den Weg zum Nachsitzen. Innerlich hoffte ich jedoch, dass jemand anderes auch Nachsitzen müsse, jedoch musste ich schnell einsehen, dass das Glück nicht auf meiner Seite war.
Denn als ich den Raum betrat fand ich nur Herr Pfeil vor und das hieß: Eine Stunde extra Unterricht von Herr Pfeil und zwar nur mit ihm alleine. Das beste Wort was diese Situation beschrieb war: Horror! Es war der reinste Horror, da mir das Gespräch von heute morgen nicht aus dem Kopf gehen wollte.

Schnell betrat ich den Raum und setzte mich in die erste Reihe, da es kein Sinn machte sich woanders hinzusetzten. Sofort erblickte er mich und durchdrang mich mit seinem Blick, was mir eine unangenehme Gänsehaus verpasste. Und so fing auch schon die Nachhilfestunde an.

Die Stunde nahm nach fünfzig Minuten langsam ein Ende und ich verstand noch immer nicht sonderlich mehr. ,,Also Valeriechen verstehst du das jetzt?'', fragte mich Herr Pfeil zuckersüß, was mich erneut zum zusammenzucken ließ. Ich versteh nicht was sein Problem ist, aber musste er immer solche Andeutungen machen, sagte ich zu mir. Leise und ohne etwas zu sagen ließ ich es über mich ergehen und nickte nur stumm.

Herr Pfeil war Ende zwanzig und sah für einen Lehrer eigentlich nicht schlecht aus. Er war um die 1,80 groß und hatte blondes Haar, aber grünbraune Augen, welche irgendwie nicht zum Aussehen passten. Eigentlich war er immer nett und normal distanziert gewesen, aber so etwas wie heute ging mir zu weit. Außerdem war ich eine Person die nicht gerade auf engen körperlichen Kontakt stand, weswegen mir die Situation umso mehr Angst einjagte.

,,Herr Pfeil ich verstehe, was sie mir versuchen zu erkläre, auch wenn sie es mir mit einem Abstand von zwei Metern erklären. Also könnten sie vielleicht...?'', äußerte ich mich und zeigte mit meiner Hand er solle weiter nachhinten treten. Zu meinem erstaunen sagte er nichts dagegen, sondern trat mit einem leisen ,,Kein Problem'', weiter nach hinten Richtung Pult. Zwar war es meiner Meinung nach immer noch zu wenig Abstand, jedoch beließ ich es dabei, da es besser als zuvor war.

Gerade als ich dachte er hätte es verstanden, stand er in der nächsten Minute wieder gefährlich nah bei mir. Doch dieses mal wurde es mir zu viel. ,,Hören sie zu Herr Pfeil. Ich versuche es ihnen ja höflich zu sagen, aber dies wollen sie ja nicht verstehen. Also noch mal deutlich: Gehen sie bitte verdammt noch mal auf Abstand. Ich will keinen Körperkontakt mit ihnen und ich will auch nicht das sie mich 'Valeriechen' nennen. Verstanden? Außerdem ist die Stunde jetzt um und ich bin jetzt weg'', meint ich aufgebracht und verließ mit meinen Sachen den Raum.

Ich war auf hundertachtzig und so beschloss ich erst einmal runterzukommen, bevor ich Noah abholen würde. Daher beschloss ich mich in ein Café zusetzten, um einen Kaffee zutrinken. Das Café welches mir sofort in den Sinn kam, war ein kleines Café, welches sich am Stadtrand befand. Da es sich am Stadtrand befand, war es auch nie besonders voll und galt eher als Geheimtipp für die 'Einheimischen'. So kam es, dass ich den Bus nahm und fünfzehn Minuten später schon am Café ankam. Schnell eilte ich hinein und wurde direkt freundlich empfangen.

Das Café hatte eine riesige Fensterfront, wodurch die Sonne immer besonders schön hindurch schien und die Wände waren in einem strahlenden Weiß gestrichen und durch lilane Akzente betont. Außerdem besaß es kleine runde Tische, welche in einem angenehmen braun gestrichen waren. Auf jedem Tischstand ein kleiner Blumenstrauß, welcher immer die fröhlichsten Farben besaß. Ich steuerte jedoch direkt den Tresen an. Auch der Tresen war ein Augenfang. Auf dem Tresen war eine kleine Blumenfront errichtet, welche auch in den buntesten Farben strahlten und der Tresen selbst war in den Farben des Regenbogensgestrichen worden. Insgesamt machte das Café immer einen abgefahrenen Eindruck.

Auch die Getränke und Kuchen die man hier bekommen konnte, waren etwas 'anders'. Aber ich sagte immer: Um dieses Café zu lieben, musst du einmal dort gewesen sein und einen 'normalen' Kaffee bestellt haben, denn ein normalen Kaffee gibt es dort nicht.

Sobald ich meinen Kaffee bekommen hatte, setzte ich mich an einen Tisch an der Fensterfront. Der Milchschaum auf meinem Kaffee hatte wie immer die Farben eines Regenbogens. Jedes mal faszinierte es mich, auch wenn ich wusste, dass sie den Milchschaum nur einfärbten. Ich saß ganze fünfzehn Minuten nur da und trank meinen Kaffee, bevor ich beschloss Céline anzurufen, da mein Kaffee sich dem Ende neigte.

Nach ein paar mal piepen ging sie auch schon ran. Aufgebracht schrie sie regelrecht in den Hörer ,,Wo bist du Valerie? Hat der Typ dich wirklich so lange festgehalten?'' ,,Ich erzähl dir alle ganz genau. Aber was ich sagen wollte ist, dass ich jetzt gleich komme. Ist alles gut gelaufen?'', fragte ich besorgt nach. ,,Natürlich lief alles gut. Jetzt komm endlich, wenn du Noah noch sehen willst, denn bald muss er los!''

Noah ging einmal die Woche zu Tante Sue. Damit meinte ich nicht Vormittags, sondern Noah ging einmal die Woche zu Tante Sue, um dort zu übernachten. Denn Sie war der Meinung, ich bräuchte auch mal Zeit für mich.

Als ich zuhause ankam, wurde ich schon voller Freude von Noah empfangen. ,,Ich hab dich vermisst große Schwester'', war das erste was er sagte, als der mich sah. ,,Ich dich auch kleiner Bruder'', antworte ich leise. Kurze Zeit später, wurde er jedoch auch schon von Tante Sue abgeholt. Bevor er jedoch ging umarmte er mich noch einmal ganz doll und ich sprach noch die typischen Worte. ,,So Großer! Du hörst bitte immer schön auf Tante Sue, okay? Morgen nach der Schule hole ich dich wieder ab und bis dahin hast du eine schöne Zeit mit Tante Sue?!'' Stumm nickte er und lächelte mich an. ,,Ich gehorche doch immer, Va'', meinte er schmunzelnd, wobei er nach Tante Sues Hand griff und die Beiden dann in der Dunkelheit verschwanden.

Sofort sah mich Céline fordernd an.,,Ok ok ist ja gut du bekommst die ganze Geschichte. Aber erst in deinem Zimmer''. Sobald wir in ihrem Zimmer ankam, erzählte ichvom ganzen Tag. Ich erzählte, wie er mich 'Schätzchen' nannte, ich erzählte wie er mir zu nahe kam und wie ich ihm eine Ansage machte. Ich erzählte ihr wie ich noch das kleine Café besuchte. Und die ganze Zeit hörte mir Céline gespannt zu.

Als ich zu ende erzählt hatte, meinte sie nur ,,Ihhh! Als ob das stimmt! Warum macht Herr Pfeil  Schülerin an?'' ,,Seh' ich etwa so aus , als würde ich lügen?'', erwiderte ich nur entsetzt. ,,Ich glaub dir ja! Glaub mir Süße, ich werde Herr Pfeil höchst persönlich zur Strecke bringen'', meinte sie mordlustig und rieb sich dabei dir Hände. Ich wusste sie machte mal wieder nur einen Spaß und hatte dabei keine Befürchtungen.

Belustigt sah ich sie an ,,Und wie willst du das machen?'' ,,Na erstens werde ich dir nicht mehr von der Seite weichen und wenn du Nachsitzt oder 'Nachhilfe' bekommst, muss ich eben auch Nachsitzen''. Leise flüsterte ich nur ,,Ok zusammen kriegen wir das hin''.

***

Nach einer gewissen Zeit wurde es jedoch immer später und ich merkte das ich langsam nachhause gehenwollte. ,,So Cece ich würde gerne länger bleiben, aber ich müsste langsam nachhause'', murmelte ich schon leicht müde. ,,Ja klar, kein Problem''. Bevor ich ihr Haus verließ, verabschiedeten wir uns noch, bevor ich mit dem Bus nachhause fuhr.

Später sollte es sich aber herausstellen, dass es besser gewesen wäre, wenn ich bei Céline geblieben wäre.

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