,,Guten Tag. Lena Vitus am Apparat'',vernahm ich eine freundliche Stimme aus dem Lautsprecher. ,,Guten Tag Mrs Vitus. Hier spricht Kendra Black. Sind sie die Schwester von Oscar Vitus?'' Auf der Stelle vernahm ich ein stöhnen. ,,Ja ich bin seine Schwester. Sind sie auch eine Reporterin, welche ein Interview will?'' ,,Nein ich bin keine Reporterin. Es geht zwar um ihren Bruder, aber es hat auch viel mehr mit meinem Stiefbruder zu tun. Ich würde sie gerne treffen, um ihn es genauer zu erläutern. Ich denke sie könnten mir weiterhelfen. Sind sie zufällig in zur Zeit in der Nähe von Boston'',versuchte ich meine Bitte möglichst Charmant herüberzubringen.
Kurz herrschte Stille. ,,Ok ausnahmsweise. Wie wäre es mit morgen um vierzehn Uhr im Toby und Schoby?'',schlug sie mir einen Termin vor. ,,Prima'',stimmte ich ihr zu.Die Zeit bis zum Termin gingen nur schleppend voran. Ich hatte das Gefühl, als würde jede Minute eine Stunde sein. An Schlaf zu denken, kam mir gar nicht erst in den Sinn. Auch im Unterricht passte ich keinesfalls auf.
Pünktlich saß ich kurzvor zwei bereits an einem Tisch. Genau um vierzehn Uhr betrat eine schlanke Frau mit langen braunen Haaren das Café. Sobald sie mich erblickte, kam sie auf mich zu.
Vor dem Tisch blieb sie stehen.,,Bist du Kendra?'',fragte sie freundlich. Stumm nickte ich. Lena strahlte eine gewisse Präsenz aus, welche mich etwas schüchtern machte. So schüchtern, dass ich meine Idee die Schwester des Opfers zu kontaktieren, nun für unüberlegt und unklug hielt.Sobald wir uns jeweils einen Kaffee bestellt hatten, begann ich zu reden. ,,Ich muss ihnen am Anfang etwas beichten!'',leitete ich meine kleine Rede ein. Interessiert nickte sie mir zu.
,,Ich bin Zeugin des Mordes geworden!'' Verwirrt sah mich Lena an. ,,Es gab keine Zeugen. Es gab nur einen anonymen Typ von einem Wegwurfhandy. Man vermutet, dass es direkt vom Täter stammt''.
,,Nein das stimmt nicht. Der Tipp kam von mir und meinem Stiefbruder. Wir haben den Täter verscheucht, aber ihr Bruder war bereits schon tot. Ich wollte die Polizei anrufen, aber mein Stiefbruder ist in Panik geraten und meinte wir geben nur einen anonymen Tipp, da wir eh nicht sagen könnten. Ab diesen Moment kam mir das ganze komisch vor. Und dann fand ich unter seinem Bett eine Akte. Er hatte selber über Oscar recherchiert.
Er hielt mich klein und redete mir immer wieder ein es wäre alles gut. Ich fand durch seine Akte heraus, dass Oscar außerdem ein Polizist war'',erklärte ich ihr die Situation in welcher ich mich befand. Ich fühlte mich wie in einem schlechten Film. Alles was ich ihr erzählt hatte, hörte sich so unwirklich an.,,Wissen sie was ihr Bruder in Divernon wollte? Ich meine Divernon steht bestimmt nicht auf meine Top-ten-Reiseziele'',stellte ich meine Frage an sie. Die Miene der jungen Frau änderte sich jedoch kein bisschen. Sie strahlte noch immer Selbstbewusstsein und Stärke aus. Vorsichtig lehnte sie sich zu mir rüber und strich sich dabei ihr Haar zurück.
,,Mein Bruder war seit Jahren hinter der SS her'',fing sie an. Mein Blick wanderte zu ihren Blutrot geschminkten Lippen.
Verwirrt sah ich sie an. ,,SS? Sie meinen die Schutzstaffel die früher der NSDAP und Adolf Hitlerals Herrschafs- und Unterdrückungsinstrument diente?'',fragte ich sie total überfordert und krauste meine Stirn. Viele Gedanken gingen mir durch den Kopf. Was hatte die SS denn mit dem Mord zu tun?Plötzlich fing sie an zulachen. ,,Nein und diese SS die du meinst gibt es seit 1945 nicht mehr. Ich rede hier von der Secret Society'',klärte sie mich auf. Trotzdem fühlte ich mich noch immer nicht schlauer. ,,Die Secret Society kann man als die edle Mafia von New York City sehen. Sie betreiben sämtliche illegale Bereiche. Mein Bruder war seit Jahren hinter ihnen her. Wahrscheinlich war einer von ihnen sein Mörder. Er meinte zu mir, er habe in Divernon einen wichtigen Zeugen. Aber anscheinend aber nur für sehr kurze Zeit oder so. Frag mich nichts genaueres, da ich nicht mehr weiß. Hilft dir das weiter?''
Kurzherrschte wieder stille. ,,Also für mich wäre die logistische Erklärung, dass dein Stiefbruder irgendwelche Berührungspunkte mit der SS hatte und er wahrscheinlich genau wusste wer der Mörder war'',sprach Lena ihren Verdachte aus und sprach auch gleichzeitig meinenVerdacht aus, welchen ich nicht aussprechen wollte. Ich wollte nicht wahrhaben, dass Louis noch illegale Sachen ausbrütete, denn schließlich war die Situation auch schon so zu kompliziert. Nervös spielte ich an meinen Fingern herum.
,,Ich kann dir höchstens eine Telefonnummer geben von einemArbeitskollegen. Er kann dir genaueres sagen. Ich weiß nur die Fetzen, welche er mir mal flüchtig erzählt hat''. Schnell schrieb sie auf eine Servierte eine Nummer und reichte sie mir dann, welche ich dankend annahm.
,,Ich danke ihnen Mrs Vitus, dass sie sich für mich Zeit genommen haben. Ich denke sie haben mir weitergeholfen'',bedankte ich mich bei ihr. ,,Hast du deinen Stiefbruder mal darauf angesprochen?'', fragte sie mich vorsichtig. Man merke das sie mir helfen wollte und sich größte Mühe gab, auch wenn ihr Bruder erst vor kurzem verstorben war.
Leise stöhnte ich auf, ,,Ja! Schon mehrmals. Aber er wird dann immer wütend und tickt völlig aus. Das ist unter anderem etwas was mich skeptisch gemacht hat'',teilte ich ihr meine Erfahrung mit und nahm einen kräftigen Schluck aus meiner Kaffeetasse. Tausende Gedanken flogen durch meinen Kopf. Zwar sollte dieses Gespräch Fragen klären, dennoch hatte es nur noch mehr Fragen aufgeworfen.Kurz danach verabschiedeten wir uns und ich machte mich auf den Heimweg. Ich hörte keine Musik oder tat was anderes. Ich war stocksteif und musste erst einmal das Gehörte verdauen. In was hatte sich Louis nur da reingeritten, fragte ich mich.
Als ich zuhause ankam, wurde ich schon an der Haustür von Noah begrüßt. ,,Hey Großer'',strahlte ich ihn an. ,,Hey Va. Wollen wir was machen? Es ist schon so lange her, dass wir zum Beispiel Eis essen waren'', schlug der kleine Frechdachs vor und zog an meinem Shirt.
,,Ok. Zieh dir die Schuhe an und dann gehen wir Eis essen'',teilte ich ihm mit einem großen Lächeln mit. Augenblicklich fingen seine Augen an zu leuchten, was dazu führte, dass sein Lächeln mein Herz erwärmt. Für Sekunden hatte ich alles vergessen. All meine Sorgen, Ängste und mein verkorkstes Leben.In Sekunden hatte er auch schon seineSchuhe an und lief an mir vorbei. Hastig lief ich ebenfalls die Treppen runter, wobei ich versuchte Noah hinterher zukommen. Noah wartete jedoch artig an meinem Roller.
,,Nein nein. Wir werden gehen. Ein wenig Bewegung wird uns auch nicht schaden'',meinte ich grinsend und nahm seine kleine Hand mit meiner in die Hand. Zwanzig Minuten später erreichten wir auch den Eisladen. ,,Was willst du für Eissorten? Du darfst aber nur zwei Kugeln'',fragte ich ihn, wobei ich zu ihm runter schaute. Wie aus der Pistole geschossen rief er, ,,Ich will Schoko und Erdbeere''.Augenblicklich huschte ein Lächeln über meine Lippen.
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Lügenmeer
Genç KurguValerie Black. Ein Mädchen, dessen Familie zerbrach. Ihre Mutter wurde Alkoholikerin und ihr Vater war nie zuhause. Ihre beste Freundin stand ihr zur Seite, aber was ist, wenn sich auf einmal wieder alles ändert? Eine neue Stadt, ein neuer Umkreis u...