Kapitel 21

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Die Mittagspause wurde jedoch nach diesem Gespräch deutlich lustiger. ,,Weißt du Valerie. Was hältst du davon, wenn ich dir einmal die schönsten Ecken Bostons zeige. Du bist neu hier und hast eben gesagt, du hättest noch nicht viel gesehen, also...'', sagte er gelassen und legte einen Arm um mich. ,,Klingt gut!'', erwiderte ich auf seinen Vorschlag.
Als die nächste Stunde anfing, standen wir auf und wollten uns auf dem Weg machen. Doch als ich mich umdrehte sah ich wie mich jemand von der anderen Seite der Mensa beobachtete. Louis.
Er guckte düster drein und schien nicht gerade bei bester Laune zu sein. Doch ignorierte ich ihn und machte mich auf dem Weg zum nächsten Raum mit Roy. Madelein hatte diese Stunde nicht mit mir gemeinsam Unterricht und musste deswegen wo anders lang, weswegen sich unsere Wege trennten.
Nachdem die Schule endlich ein Ende fand, flüchtete ich schnell aus dem Schulgebäude, und machte mich auf dem Weg zu meinem Roller. Für den restlichen Tag hatte ich mir nichts mehr vorgenommen, denn ich nur noch entspannen und einfach nichts tun. Doch bevor ich dies könnte, müsste ich erst Noah vom Kindergarten abholen.
Schnell setzte ich mich auf meinen kleinen Roller und für zu Noahs Kindergarten. Dort wurde ich auch schon sehnsüchtig erwartet. ,,Valerie ich habe dich vermisst'',hauchte er mir ins Ohr, als wir bereits wieder auf dem Roller saßen.

Ich liebte Roller fahren. Die ganze Landschaft und die ganzen Häuser zogen an einem Vorbei und der Wind blies einem ins Gesicht. Es war ein gewisses Gefühl der Freiheit und der völligen Unabhängigkeit. Tausende von Gedanken rauschten mir durch den Kopf. Auch Louis war einer dieser Gedanken.
Es machte mich unsicher nicht zu wissen, was das zwischen ihm und mir war. Ich wusste nur, dass es etwas zwischen Hass und Liebe war. Mal aber mehr das eine, mal das andere. Ich mochte diese ungewisse Spannung zwischen uns nicht.

Ein anderer Gedanke meiner tausenden Gedanken, war meine Familie. Es beschäftigte mich nicht wirklich meiner Mutter helfen zu können. Aber genauso machten mir mein Vater und Noah sorgen.
Ich wusste, dass mein Vater sich nicht auf einmal ändern würde und plötzlich Interesse an seinen Kindern zeigen würde. Ich hatte mich daran bereits gewöhnt, aber Noah war in einem Alter, wo ein Kind die Anerkennung seiner Eltern brauchte.
Nachdem wir zuhause ankamen, ging Noah zu einem Nachbarkind spielen und ich ließ mich erschöpftauf das Sofa fallen.
Auf der Stelle zückte ich mein Handy. Gleich danach öffnete ich die App Instagram und schaute mir die neusten Beiträge meiner Freunde an.
Plötzlich ließ sie jemand voller Wucht auf das Sofa fallen. Erschrocken riss ich die Augen auf, wobei ein Schrei meine Kehle verließ. ,,Wow so schreckhaft?'',sagte Louis grinsend und amüsierte sich über mein wütendes Gesicht. ,,Unternimmst du heute gar nichts mit Roy?'',fragte er unerwartet und erntete nur einen verwirrten Blick von mir. ,,Wie kommst du bitte auf Roy?'',erwiderte ich verwirrt. Ich hob meinen Blick, um ihm in die Augen zuschauen.

,,Na heute in der Mensa ist er dir ja beinahe auf dem Schoß geklettert!'', antwortete er abfällig und verdrehte dabei angewidert die Augen. Wollte er gerade ernsthaft herausfinden, ob zwischen mir und Roy etwas laufen würde, dachte ich mir. ,,Ist da jemand etwa eifersüchtig?'' Empört zog er die Luft ein, wobei er mich frech angrinste. ,,Oh bilde dir doch nichts ein''. Daraufhin meinte ich nur provokant, ,,Wenn du meinst, Louis. Dann muss ich dir ja schließlich auch nicht antworten''.
Nacheiner kurzen Stille, setzte er sich plötzlich aufrecht mir gegenüber und sah mich ernst an. ,,Weißt du was Valerie? Ich denke wir müssen unbedingt ehrlich miteinander reden'', sagte er entschlossen. Seine Haltung war gerade und stolz.

Doch erntete er nur wieder einen verwirrten Blick von mir. Ich gehörte noch nie zu der Sorte Mädchen, die viel mit Männern anfangen konnten. Für mich redeten sie häufig zu viel in Rätseln. Ich war eher ein direkter Mensch.
Meiner Meinung nach redeten nur die Menschen indirekt, welche nicht den Mumm hatten ihre Meinung dir direkt ins Gesicht zu sagen.
,,Und worüber sollten wir reden?''
,,Ist doch offensichtlich! Ich will über uns reden!'' ,,Was soll es denn da bitte zu reden geben?''
Ich merkte, dass Louis versuchte seine Fassung zu behalten, aber nach einer gewissen Zeit zerfiel seine Fassung. Unentschlossen blickte er mir tief in die Augen. ,,Mensch Valerie. Ich will mit dir darüber reden, dass du mir wichtig bist und das ich verdammt nochmal eifersüchtig bin, wenn Roy um dich herum lungert'',schrie er regelrecht, was mich in eine sofortige Steife beförderte.
Auf der Stelle meldeten sich alle Alarmglocken und das rote Lichtfing an zu blinken. Was tat man nur in solch einer Situation, fragte ich mich.
Ehe ich auch nur reagieren konnten, spürte ich schon etwas warmes auf meinen Lippen. Augenblicklich überflutete mich eine wohlige wärme. Ich spürte wie er mich langsam an sich heran zog und die Geräusche um uns herum verblassten immer mehr. Es war so, als wären wir in unseren eigenen kleinen Welt. Doch auf einen Schlag wurde mir bewusst, was ich doch gerade eigentlich tat.

Ich küsste meinen Stiefbruder. Augenblicklich löste ich mich von ihm, worauf er mich nur verwirrt anstarrte.
,,Was ist los?'', säuselte ersanft, was dazuführt, dass augenblicklich sich eine Gänsehaut auf meiner Haut bildete. Sanft strich er mir über den Arm. ,,Louis du bist mein Stiefbruder!'',gab ich leise jedoch entsetzt von mir. ,,Ich weiß Valerie, dass du dieses gleiche Verlangen auch gespürt hast'', sagte er, wobei er noch näher an mich rückte. ,,In Wirklichkeit geht es gar nicht darum, dass ich dein Stiefbruder bin. In Wirklichkeit hast du einfach nur Angst'',deutete er meine Gefühle.
Ohne auch nur irgendetwas auf sein gesagtes zu erwidern, schwang ich mein Bein und setzte mich augenblicklich auf seinen Schoss.

Überrascht sah er mich an, erwiderte jedoch auch nichts. Ohne auch nur ein wenig zu zögern, drückte ich meine Lippen auf seine.

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