,,Was soll das denn bitte heißen? Sind Männer denn automatisch besser als Frauen? Sollte das etwa deine Aussage sein?''
Automatisch hob Keno seineArme empor. ,,Wowow komm mal runter! Das habe ich jetzt nicht gesagt!'' Langsam kam er ein paar Schritte auf sie zu. Anscheinend spürte ich nicht nur alleine, dass diese Situation ausarten würde, sondern auch Daniel, welcher zu Abwechslung mal den Vernünftigen spielte. Wie von einer Biene gestochen, fuhr er hoch und stellte sich zwischen Keno und Céline, welche schon versuchte Keno mit ihren Blicken umzubringen.
,,Was ich dich noch fragen wollte Céline...'', sagte er und schnitt so den Weg zu Keno ab. Doch erntete er auch einen verwirrten Blick von ihr. ,,Ich wollte fragen ob du und Valerie vielleicht Lust hättet auf eine Party mitzukommen. Ein Kumpel von mir schmeißt heute Abend eine Party. Und da kann Valerie gleich neue Menschen kennenlernen und sich somit gleich besser einleben''. Ihr Blick schweife augenblicklich zu mir rüber. Leise nickte ich ihr zu. Aber was hatte ich auch schon für einen Wahl? ,,Ja Valerie und ich kommen gerne''. Keine Minute später bereute ich auch schon meine Entscheidung.
,,Auch komm schon Valerie das wird bestimmt lustig'', versuchte mich Cece schon seit gefühlten Stunden aufzumuntern. ,,Nein Céline nichts ist an trinken lustig''.
Ich hasste Alkohol und das wusste sie. Wir beide wussten, was Alkohol aus Menschen machen konnte. ,,Céline du weißt was der Alkohol aus meiner Mutter gemacht hat''. ,,Oh nein Valerie! In erster Linie ist dein Vater schuld'', schrie sie empört. ,,Er ist vielleicht die Ursache, aber das sie mich geschlagen hat, lag am Alkohol und nicht an meinem Vater''. ,,Sei doch mal ehrlich und lüge dich doch nicht selber an! Dein Bruder ist die Ursache. Sein Tod ist eigentlich Schuld. Aber dein Vater war nicht für euch da. Oder denkst du das hier alles macht seine tausende von Fehltritten wieder weg''. Mein Schluchzen unterbrach sie.
Ich weinte erneut, dabei wollte ich es nicht. ,,Es tut mir leid Va. Ich wollte nicht...'' ,,Ist gut Céline. Lass uns auf diese verdammte Party gehen''.Die Party war schon im vollen Gange, als Céline und ich ankamen. Schon an der Eingangstür wurden wir schon von einem braunhaarigen und freundlich wirkenden Jungen begrüßt. Er stellte sich als Roy vor. Anscheinend war er der besagte Kumpel der die Party schmiss. Er erklärte uns kurz, wo wir die Bar finden konnten und verschwand dannauch wieder. Als wir jedoch das Haus betraten schlug uns ein unangenehmer Geruch entgegen.
Überall roch es erstickend nach einer Mischung aus Schweiß, Alkohol und stickiger Luft. Es war brechend voll. Auf der Treppe, welche nach oben führte, saßen um die zehn Pärchen, welche ununterbrochen aneinander rumsaugten. In dem Raum, welcher sich später als das sogenannte Wohnzimmer herausstelle, war so gut wie nichts zuerkennen, da alle tanzenden Menschen eng aneinander standen, sodass vom Raum nicht viel zu sehen war.
Die Menschenmasse bewegte sich zu der viel zu lauten Bassmusik im Takt. Auf der Stelle breitete sich ein unwohles Gefühl in meinem Bauch aus. Was tat ich nur hier, denn ich verabscheute nichts mehr als Partys. Da ich jedoch Céline es irgendwie versprochen hatte, entschied ich mich stattdessen zu dem Pulk von Leuten auf derTanzfläche zu gesellen, welche mir noch unbekannt waren. Sie waren sehr aufgeschlossen, was vielleicht am Alkohol lag und dazu sehr freundlich. Also fing ich an meine Hüften im Takt der Musik mit zubewegen. So tanzte ich eine Zeit lang weiter. Wie lang das genau war, wusste ich nicht, da ich das Zeitgefühl nach einer gewissen Zeit total verloren hatte.
Umso später es wurde, umso mehr wurde aus Tanzen, Schaukeln und Torkeln. Céline hatte ich bereits vor Stunden aus den Augen verloren und von den anderen Jungs fehlte auch jegliche Spur. Plötzlich wurde ich von hinten an eine Brust gezogen, wodurch mir ein leiser Schrei aus meinen Lungen entwich. Anfangs dachte ich es wäre Louis, welcher sich nur einen bösen Scherz erlaubte, aber als ich mich umdrehte, grinste mich ein unbekannte Junge an.
Er war groß gebaut, hatte rote Haare und wenn ich dachte der Gestank in der Luft könnte nicht getoppt werden, hatte ich mich geirrt. Der Gedanke, diesem Jungen gerade so nahe zu sein, ließ mich kurz zusammen zucken. Der starke Geruch nach seinem Schweiß, den ich beim tanzen schon fast inhalieren musste, ätzte mir regelrecht die Nase weg. Nach:einer gewissen Zeit verabschiedete ich mich freundlich von ihm und machte mich danach schnell wieder aus dem Staub.
Ich bog gerade um die Ecke, um aus dem überfüllten Wohnzimmer zu flüchten, als ich mit jemanden zusammenstieß. Als ich hoch guckte, sah ich direkt in ein grinsendes Gesicht. Es war niemand geringeres als Louis Prince. Bevor er doch nur auch etwas sagen konnte, erreichte ich schon die Haustür, öffnete sie und stolperte nach draußen, wo ich von der süßen Abendluft ummantelt wurde.
Erschöpft ließ ich mich auf die Veranda fallen, welche dich direkt vor der Tür befand. Hier draußen war alles so still. Die laute Musik kam nur dumpf noch an. Lange hatte ich jedoch nicht meine Ruhe, da sich keine Minute später Louis neben mich setzte. Aber anstatt zu reden schwiegen wir uns nur an. Es war eine angenehme Stille.Ich liebte die leise Stunde vor der Dämmerung. Ehe der erste Tau funkelte und die Sonne erstrahlte, war alles ruhig.
Unüberlegt legte ich meinen Kopf auf Louis schulter ab und atmete tief ein. Ich lauschte den Klängen des Nachtwindes. Mit jedem weiteren Ton drehte sich das Gedankenrad ein wenig langsamer und ich spürte nur noch die wohlige Wärme die so wundersam von innen nach außen strömte. Plötzlich flüstere er ganz leise, ,,Du hasst Partys oder?'' Leise stimmte ich ihm mit einem Nicken zu.
,,Ja, ich hasse Partys''.
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Lügenmeer
Teen FictionValerie Black. Ein Mädchen, dessen Familie zerbrach. Ihre Mutter wurde Alkoholikerin und ihr Vater war nie zuhause. Ihre beste Freundin stand ihr zur Seite, aber was ist, wenn sich auf einmal wieder alles ändert? Eine neue Stadt, ein neuer Umkreis u...