Früher dachte ich immer Tante Sue wäre von einem anderen Planeten.
Denn sie war anders, als die anderen Erwachsenen. Sie genoss das Leben und war deswegen immer gut drauf. Sie war immer herzlich und lieb. Allein, dass sie die Schwester von meiner Mutter war, brachte mich schon früher zum Verzweifeln. So war ich schon früher davon überzeugt, dass sie adoptiert sein musste. Auch meine Großeltern waren nicht so.
Meine Großeltern waren genauso wie meine Mutter. Sie sahen alles negativ und regten sich über jeden scheiß auf. Also war für mich die einzig sinnvolle Erklärung, dass sie adoptiert sein musste. Heute wollte sie uns besuchen kommen. Und mein Bruder und ich waren schon aufgeregt. Schon am Morgen wusste ich: Dies würde ein wunderschöner Tag werden. Auch die Schule war lief gut und niemand sprach mich auf mein gestriges Verschwinden an. In der Mittagspause saß ich mit Madeleine an einem Tisch in unser großen Mensa.
Umso mehr Zeit ich mit ihr verbrachte, wurde mir klar, dass sie eine liebevolle Persönlichkeit hatte. Jedoch litt sie darunter, dass jedes Mädchen mit ihr befreundet sein wollte, um an ihren Bruder ran zukommen. Irgendwie tat sie mir leid. Im Moment stocherte sie in Gedankenversunken in ihrem Essen herum, währen sie an ihrem Apfelsaft nippte. ,,Madeleine kann ich dir etwas anvertrauen?'', fragte ichsie, sofort schnellte ihr Kopf nach oben und sah mich an. ,,Klar'', murmelte sie und sah mich gespannt an. ,,Louis Prince ist mein Stiefbruder'', flüsterte ich ihr zu. Entgeistert sah sie mich an. ,,Was? Wie?'', äußerte sie sich verwirrt. Ich sah ihr die tausenden Fragen regelrecht an. ,,Es ist so, dass mein Vater und meine Mutter sich getrennt haben.
Mein Vater hatte aber schon eine Neue. Mein Vater beschloss sofort nach der Trennung mit ihr zusammenzuziehen. Weg aus unserer Stadt, wo meine Mutter lebt und hin zu seiner neuen Flamme. Und dann fand ich heraus, dass Louis nun mein Stiefbruder ist. Und Louis definiert das Wort Arsch''. Voller Mitgefühl sah sie mich an. ,,Irgendwie gleiches Leid'', flüsterte sie mir zu. ,,Irgendwie schon. Aber ich denke mal du liebst deinen Bruder, ich jedoch ganz sicher nicht''. Traurig sah sie mich an. ,,Du hast ihn wirklich noch nie getroffen, sonst würdest du nicht so über meinen Bruder denken. Aber was dich betrifft: Wenigstens hat dein Vater sie noch nicht geheiratet'', versuchte sie mit Mut zuzusprechen.
,,Wer weiß wie lang das noch dauert? Meinem Vater traue ich gerade alles zu'', meinte ich gekränkt, bevor mir ein weiterer Gedanke kam. ,,Aber weißt du was Madeleine? Ich denke du bist korrekt. Und deswegen habe ich dir das auch anvertraut''. ,,Danke. Ich denke du bist auch korrekt'', erwiderte sie lächelnd, wobei sie versuchte ihre geröteten Wangen zu verstecken. Plötzlich kam eine Truppe von Jungs auf uns zu. Sofort weiteten sich auch meine und Madeleines Augen. Jedoch sah ich in Madeleines Augen auch ein Hauch Angst. Denn ganz vorne in der Truppe gingen Louis und Keno. Ein Junge, den ich noch nicht kannte, verließ die Truppe und kam zu uns. Der Rest der Truppe trat zurück.
Erst sah er mich genauer an und dann sah er zu Madeleine. ,,Neue Freundin?'', fragte er abwertend. ,,Ja meine Freundin'', antwortete sie bissig. Ich merkte sofort wie sich verspannte. ,,Ganz sicher, dass sie deine Freundin ist? Ich denke sie ist mal wieder nur mit dir befreundet, um an mich ran zukommen. Mal ganz ehrlich: Ich würde dich auch nichts als meine Freundin wollen'', erwiderte er abwertend. Augenblicklich ging mir ein Licht auf. Dies musste der Bruder von Madeleine sein. Und ich war fassungslos. Wie konnte ein Bruder nur so mit seiner Schwester sprechen. Danach wandte er sich mir zu und setzte ein ekliges Grinsen auf. ,,Also Süße! Du.siehst echt nicht schlecht aus. Also wenn du was von mir willst, musst du dich nicht über meine Schwester ran graben''. Im Hintergrund nahm ich Louis Blick war. Sein Blick sagte,,Du-armer-du-kennst-das-Mädchen-nicht''. Und da hatte er Recht. Er wusste nicht, wo rein er da geritten war. Sofort setzte ich ein falsches Grinsen auf und stand auf, um ihm direkt in die Augen zu sehen.
Provokant grinste ich ihnan, bevor ich meinen Mund auftat. ,,Du bist also Madeleines Bruder? Interessant! Wie ich merke kennst du mich nicht. Denn würdest du mich kennen, wüsstest du, dass ich keine kleine Nutte bin. Denn ich bin keine kleine Nutte, die jedem Jungen hinterherrennt und besteigt. Und würde ich etwas von dir wollen, würde ich das bestimmt nicht über deine Schwester machen''. Kurz machte ich eine Atempause und sah dabei in sein entsetztes Gesicht. ,,Aber keine Angst! Dein Niveau ist Meilen unter meinem. Das bewies allein schon der Umgang mit deiner Schwester. Glaub mir: Lieber würde ich für immer Single bleibe, als mich je mit dir einzulassen'', erwiderte ich und grinste ihn provokant an.
Verdattert sah er mich an. Ich sah, wie er schwer schlucken musste. Er hatte wohl noch nie einen Korb bekommen,dachte ich mir. In Trace sagte er nur noch, ,,Du passt so was von zu meiner Schwester'', bevorer sich umdrehte und die Mensa verließ. Ich nahm nur noch einenkleinen stolzen Blick von Louis war, welcher mich irritierte.Überglücklich sah mich Madeleine an. ,,Danke'',murmelte sie.
,,Kein Ding! Dein Bruder ist echt ein Arschloch und hundert Pro schlimmer als Louis. Falls du einmal Zuflucht brauchst, kannst du zu mir kommen. Und falls du mal ein Zimmer für ne Nacht brauchst: In unserem Haushaben wir genug Platz''. Zuhause angekommen, fand ich auch schon Tante Sue vor. Welche sich schon prächtig mich Noah amüsierte. Stürmisch ließ ich mich in ihre Arme fallen. ,,Du bist da!'', schrie ich. Ein müdes Lächeln huschte über ihre Lippen. ,,Ja aber leider nicht so lange wie geplant'', meinte sie traurig.Verwirrt sah ich sie an. ,,Ich muss bald wieder los. Ich habe einen Anruf bekommen. Eure Mutter braucht mich. Und deswegen muss ich auch wieder los'',meinte sie traurig.
Traurig nickte ich ihr zu. Die nächsten zwei Stunden genossen Noah und ich die gemeinsame Zeit mit Tante Sue, ehe sie wieder los musste. Nachdem sie weg war,verschwand Noah in sein Zimmer und ich ließ mich erschöpft auf das Sofa fallen. Laut atmete ich aus. Das war doch alles zum verrückt werden, dachte ich mir. Gedankenversunken starrte ich die Wand an, welche nicht weit vom Sofa entfernt war. In den nächsten zwei Stunden lag ich nur so da und dachte nach. Ich dachte über alles nach. Über meine Mutter, Tante Sue, Noah, Céline und sogar Louis. Denn irgendwie wusste ich, dass er mir in der Zukunft noch tierisch auf den Senkel gehen würde.
Nacht.
Eingekuschelt lag ich in meinem Bett. Es war mitten in der Nacht, doch konnte ich nicht mehr schlafen. Genervt stieß ich dich Luft aus meinen Lungen aus. Die Nacht war noch lang und so beschloss ich in die Küche zu gehen, um mir ein Glas Wasser zu holen. Nachdem ich den Beschluss fasste in die Küche zu gehen, richtete ich mich in meinem gemütlichen und warmen Bett auf und verließ kurz darauf mein Zimmer, um die Küche aufzusuchen.
Keine zwei Minuten später kam ich in der Küche an. Kurz stand ich nur da und tat nichts. Ich nahm nur die Geräusche um mich war. Es war eine gruselige Stille. Schnell holte ich mir ein Glas aus dem Schrank. Gerade wollte ich mich umdrehen, um nach der Wasserflasche zu greifen, als ich gegen eine harte Brust knallte. Ich erschrak so sehr, dass ich vor Schreck das Glas fallen ließ, welches laut schallend zu Boden fiel. Ein leiser Schrei entwich meiner Kehle. Nachdem ich mich von meinem Schock erholt hatte und wieder vom Boden aufschaute, erblickte ich in der Dunkelheit die Umrisse, welche ich Louis zuordnete. ,,Ein Tollpatsch also auch noch?!'', stellte er mir eine rhetorische Frage. Auch wenn ichihn nicht sehen konnte, konnte ich mir sein blödes Lächeln geradezu Vorstellen. ,,Sei doch einfach mal leise. Schließlich hast du mich erschreckt!'', erwiderte ich nur bissig. ,, Willst du dir etwa den neuen Spitzname Zicklein ergattern oder warum bist du so zickig?'' Dachte er etwa er wäre witzig oder was, dachte ich.
,,Bist du dir eigentlich mal selbst begegnet?'', fragte ich ihn deshalb genervt. Genervt rollte ich mit den Augen, was erleider im Dunkeln nicht sehen konnte. Aber wirklich! Was dachte dieser Junge eigentlich, wer er sei? Er spielte sich immer auf, als würde ihm die ganze Welt zur Füßen liegen. Ich fasste den Beschluss die Küche zu verlassen, um einen Feger zu holen, um die Scherben zu beseitigen, als Louis meinen Plan erneut durcheinanderbrachte. Ich wollte gerade die Küche verlassen, als er mich am Handgelenk schmerzhaft fest hielt undmich prompt gegen die Wand drückte. Es war ein komischer Moment.
Wir standen nur so da. Wir sagten nichts. Wir taten nichts.
Wir schauten uns nur in die Augen.
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Lügenmeer
Genç KurguValerie Black. Ein Mädchen, dessen Familie zerbrach. Ihre Mutter wurde Alkoholikerin und ihr Vater war nie zuhause. Ihre beste Freundin stand ihr zur Seite, aber was ist, wenn sich auf einmal wieder alles ändert? Eine neue Stadt, ein neuer Umkreis u...