Kapitel 5

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Gerade saßen wir zu dritt am Essenstisch, als sich plötzlich die Eingangstür öffnete und eine schlanke Frau eintrat. Eigentlich saßen wir nur zu dritt gemütlich am Essenstisch und aßen gemeinsam Abendbrot, jedoch wurde meine Laune schnell vermiest.

Denn durch die Tür trat eine relativ hübsche und schlanke Frau. Sie hatte lange schwarze geglättete Haare und trug einen kurzen enganliegenden Rock, welchen sie mit einer Bluse betonte, welche ihre Brüste gut zum Vorschein brachte.

Und dies Flittchen tauschte er einfach gegen meine Mutter ein, dachte ich mir. Mit einem Lächeln kam sie auf uns zu. Dabei hörte man ihre widerhallende Schritte, welche ihre High Heels verursachten. Abrupt blieb sie vor uns stehen. Sofort stand mein Vater auf und stellte sich neben ihr. ,,Kinder darf ich vorstellen? Das ist Jane. Sie ist meine...'' Doch die Zeit um diesen Satz zu beenden gab ich ihm nicht. ,,...neue Freundin. Und ich bin Valerie'', meinte ich freundlich und reichte ihr die Hand. Ein kleines teuflisches Lächeln legte sich auf meine Lippen. Augenblicklich spannte sich mein Vater an, da er wüsste, dass meine Freundlichkeit nicht echt war.

,,Schön dich kennenzulernen. Ich bin total aufgeregt'', meinte sie und sah aufgeregt durch das Haus. Und sofort vergrößerte sich mein teuflisches Grinsen. Es war kaum zu übersehen wie naiv sie war. Sie würde noch am eigenen Leib erfahren, wie es war sich zwischen eine Familie zu drängen, dachte ich mir. Freundlich lächelte ich sie an und sagte ,,Setz dich doch zu uns an den Tisch. Ich weiß nämlich noch gar nicht über sie und bin total gespannt''. Geschmeichelt nahm sie Platz und schon begann meine Ausfrage-runde.

,,Und wie heißt eigentlich der kleine Mann?'', fragte die Neue meines Vaters und deutete auf Noah. ,,Das ist Noah'', antwortete ich für Noah, welcher schüchtern zu Boden guckte. ,,Haben sie Kinder Jane?'', fragte ich sie gespielt interessiert. ,,Ja einen Sohn. Aber den wirst du morgen kennenlernen. Ich denke ihr werdet euch gut verstehen'', äußerte sie sich lächelnd. ,,Und als was arbeiten sie?'', war meine nächste Frage. Jedoch ging mein Vater dazwischen, da er wusste, dass dies nicht aus Freundlichkeit geschah. ,,Ich denke das reicht Valerie'', meinte er streng und sah mich dabei mit einem ebenso strengen Blick an.

Doch hielt ihn Jane zurück. ,,Ach Alex, deine Tochter will doch nur mehr über mich erfahren. Bestimmt ist sie noch skeptisch und will wissen wie deine neue Freundin so ist'', danach wandte sie sich wieder mir zu und antwortete auf meine Frage, ,,Ich war die Sekretärin von deinem Vater, bevor wir uns verliebten. Da unsere Beziehung aber nicht gut geheißen wurde, schmiss ich den Job hin und kümmerte mich mehr um die Beziehung zu deinem Vater und um die Erziehung meines Sohns. Euer Vater mir viel von dir erzählt''. Mein falsches Lächeln wurde nur größer. ,,Ach echt? Uns hat er gar nichts von dir erzählt!''

***

Durch meinen nervigen Wecker, wurde ich am nächsten Tag geweckt. Es war die erste Nacht in meinem neuen gigantischen Zimmer gewesen. Jedoch lag ich nicht alleine im Bett, denn Noah konnte ohne mich nicht einschlafen und ich konnte auch nicht ohne Noah einschlafen. In den letzten Jahren hingen wir so häufig aufeinander, dass wenn wir getrennt waren, es einfach nur komisch war.

Ohne Liebe und mit voller Wucht, warf ich den Wecker gegen die Wand, um das nervtötende Klingeln zu unterbrechen. Heute war mein erster Schultag und meine Laune war jetzt schon im Keller. Murrend richtete ich mich in meinem Bett auf, worauf ich achtete nicht meinen Bruder zu wecken. Leise tapste ich in meinem Begehbarenkleiderschrank und entnahm mir eine normale Jeans , welche ich mit einer süßen Bluse kombinierte. Danach schlenderte ich in mein EIGENES Badezimmer und machte mich zurecht. Dort putzte ich mir schnell meine Zähne und wusch mir mein Gesicht, bevor ich noch ein wenig Concealer und Wimperntusche auftrug. Zum Schluss sprühte ich noch Deo unter meine Achseln und verließ dann auch schon wieder das Badezimmer.

Heute würde tatsächlich mein erster Schultag auf der neuen Schule sein. Es war irgendwie komisch. Denn es wäre dann auch der erste Schultag ohne Céline.

Betroffen über diese Tatsache, trottete ich nach unten, nachdem ich meinen Bruder geweckt hatte. In unser riesigen Küche angekommen, entnahm ich mir die Milch aus dem Kühlschrank und holt mir Müsli. Wenig später betrat auch schon mein kleiner Bruder die Küche, welcher sich schon alleine Umgezogen hatte. Als er mich erblickte, fing er augenblicklich an zu grinsen. ,,Guten Morgen Schwesterherz'', begrüßte er mich und kam fröhlich auf mich zu gehüpft. Vor mir blieb er abruptstehen und schlang seine kleinen Ärmchen um meine Hüfte. ,,Guten Morgen'', erwiderte ich, wobei ich ihm durchs Haar wuschelte. Sofort rief er empört ,,Ey lass' das'', wobei er mich mit einem ernsten Blick anguckte. Jedenfalls bemühte er sich, bevor erwieder anfing zu grinsen.

,,Gehst du heute wieder in den Kindergarten?'', fragte ich ihn. ,,Zwar wäre ich lieber bei dir, aber Kindergarten ist ok!'', stimmte er zu und zauberte somit mir ein Lächeln auf die Lippen. ,,Du bist echt niedlich, Kleiner'', rutschte er mir raus. Gerade hatte ich es ausgesprochen, als mich mein kleiner Bruder entsetzt ansah. ,,Ich bin nicht 'klein', sondern 'groß' '', meinte er empört. ,,Es tut mir leid, großer'', versuchte ich mich herauszureden. Jedoch als ich auf die Uhr blickte, kam mir ein anderer Gedanke. ,,Noah! Wir müssen dringend los. Es ist verdammt spät''. ,,Und weißt du wo mein neuer Kindergarten ist?'' Überrascht sah ich ihn an. ,,Nein, aber es gibt dafür Goggle maps''. Jedoch ließ eine neue Frage nicht lange auf sich warten.

,,Und warum warten wir nicht auf Papa?'' Leicht genervt sah ich ihn an. ,,Weil ich sauer, wütend und enttäuscht von ihm bin''. Jedoch ließ erneut die nächste Frage nicht lange auf sich warten. ,,Und warum bist du auf Papa sauer? Weil er Mama nicht mehr liebt?'' Entnervt drehte ich mich erneut zu ihm um. ,,Ja so in der Art. Noah, lass uns jetzt bitte los. Erstens sind wir nicht gerade pünktlich dran und zweitens macht sich kein fünfjähriger darüber Gedanken''.

***

Nachdem ich Noah an seinem neuen Kindergarten abgesetzt hatte (dank meines Rollers), fuhr ich zu meiner neuen Schule. Als ich sie jedoch erblickte, fiel ich fast um, denn die Schule war um das achtfache größer, als meine alte Schule. Schnell parkte ich meinen Roller und ging in die Schule, um das Sekretariat zu suchen.

Als ich dann das Schulgebäude betrat und sofort die Eingangshalle betrat, fiel ich fast auf der Stelle um. Sie war riesig. Jedoch war alles so riesig, sodass ich erst nach einer halben Stunde das Sekretariat und meine neue Klasse fand. Gespannt blieb ich vor dem Raum stehen. Raum 10. Nervös strich ich mir über die Haare, bevor ich meine Hand hob, um anzuklopfen. Nachdem ich ein leises ,,Herein'', hörte, öffnete ich die graue Tür.

Nachdem ich den Raum betrat, starrte mich die ganze Klasse an. Sofort sah ich schüchtern zu Boden. ,,Sind sie die Neue?'', hörte ich eine weibliche Stimme, welche ich der freundlichen Lehrerin zuordnete. Zögernd sah ich nach vorne. ,,Ja ich bin die Neue''. ,,Na dann kommen sie mal nach vorne und stellen sie sich ihrer Klasse vor''. Langsam steuerte ich durch die Sitzreihen, um nach vorne zu gelangen.

In der Zwischenzeit hörte ich ich von allen Seiten Getuschel. Aber was hatte ich erwartet. Ich war die Neue, welche auch noch Schüchtern war. Jedoch wurde ich lieber unterschätzt, als überschätzt. Als ich vorne ankam, drehte ich mich zur Klasse um. Mit einer lauten Stimme sagte ich ,,Ich bin Valerie Black und bin mit meinem Vater und meinem Bruder hier nach Boston gezogen. Sonst gibt es nichts weiter erwähnenswertes'', meint ich und dachte ich wäre damit fertig. Jedoch hatte ich mich geirrt. ,,Danke Valerie. Hat jemand noch fragen?'', fragte unsere Lehrerin.

Innerlich rief ich zu Gott, es solle sich niemand Melden, jedoch hatte ich mich geirrt. Sofort schossen die Finger nur so in die Luft. Ein Junge, welcher relativ gut aussah, meldete sich als erster. ,,Also Valerie. Warum Boston? Verstehe mich bitte nicht falsch, aber warum so plötzlich mitten im Schuljahr?'' Gebannt sah er mich an und schien mich mit seinen Blicken zu durchlöchern zu wollen.

,,Gute Frage. Warum gerade jetzt?'', meinte ich provokant zurück.

Wir lieferten uns ein reines Blickduell.

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