Kapitel 12

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Nachdem auch endlich dieser Schultag ein Ende fand, ließ ich das Schulgebäude hinter mir und trottete zu meinem kleinen Roller. Mein Roller war schwarz Lackiert. Doch würde ihm eine neue Lackierung durch aus gut tun, da er über die Jahre ziemlich runtergekommen war. Dennoch hatte er mir immer treu gedient. Als ich so darüber nachdachte, wurde mir klar, dass ich ohne den Roller nie das alles hinbekommen hätte. Ich hätte es nie geschafft Noah überall hin zufahren,
geschweige denn noch die erste Schulstunde zu besuchen.

Dankbar setzte ich mich auf meinen Roller, steckte den Schlüssel in das Loch und fuhr los. Ich hatte keine Eile, da ich wusste, dass Noah heute bei einem Kindergartenkumpel übernachten würde und ich mich heute nicht um ihn kümmern müsste. Doch dann kam mir ein Gedanke.

Deswegen fuhr ich auf der Stelle an den Straßenrand und zuckte sofort mein Handy, um niemand geringeres als Madelein anzurufen. Schon nach ein paar mal piepen, nahm sie schon ab und ihre Stimme zu hören war. Wie immer klang sie gut gelaunt. ,,Hey Madeleine!'', begrüßte ich sie. ,,Ach hey Valerie. Was gibt es?'', erwiderte sie und klang dabei schon bei nahe aufgeregt. Ich kannte Madeleine zwar noch nicht sehr lange, jedoch kannte ich sie dafür schon sehr gut. Eigentlich war sie eine Frohnatur, welche nur von ihrem Bruder regelrecht unterdrückt wurde.

,,Ich wollte dich nur fragen, ob du Lust hättest mit mir in diese eine große Shoppingmall zu gehen''. Ein Lachen ertönte von der anderen Seite der Leitung. ,,Du meinst das Prudential Center?'' ,,Wahrscheinlich heißt sie so'', äußerte ich mich nur verlegen. ,,Na klar kein Problem. Shoppen geht immer''. Bei diesem Satz könnte ichihr Lächeln schon regelrecht sehen.

Das Prudential Center war ein Center in Boston. Aber wie ich feststellen musste, war sie anders als die anderen Einkaufcenter die ich zuvor kannte. Es war alles sehr hell und hatte eine fröhliche Atmosphäre. Doch bot dieses Einkaufzentrum etwas ganz besonderes. Denn das größte Highlight war allerdings der Aussichtsturm, von welchem man einen dreihundertsechzig Grad Ausblick auf die Stadt genoss. Ich war hin und weg von der Mall. Dazu kam noch, dass es bereits Juni war und das Wetter sich von der besten Seite zeigte.

Madeleine und ich saßen nach stundenlangen einkaufen, auf einer kleinen Bank vor dem Einkaufcenter und streckten unsere Gesichter der Sonne entgegen. Es war ein wunderschöner Tag und ich hatte das erste mal seit langemdas Gefühl entspannen zu können. Ohne jeglichen Druck!

Die Glücksgefühle überströmten mich nur noch so. Ich war total in meine Gedankenversunken, sodass ich hochschrak als ich eine Hand auf meiner Schulter spürte. ,,Sorry wollte dich nicht erschrecken'', meinte Madeleine nur peinlich berührt. ,,Ist doch alles gut Madeleine. Ich habe mich nur erschrocken, da ich total in meine Gedanken versuchen war''. Dabei öffnete ich langsam meine Augen und drehte meinen Kopf in ihre Richtung. ,,Ok ich wollte eigentlich nur noch fragen, ob du Lust hättest in diese Ceesecake Factory mit mir zu gehen'', sagte sie und deutete dabei auf den kleinen Laden, welcher nicht weit von uns entfernt war. ,,Na klar. Warum auch nicht!?''

Keine zwei Minuten später saßen wir beide auch schon an einem kleinen Tisch in der Ceescake Factory. Und keine zwei Minuten später begann Madeleine mit eins ihrer ernsten Gespräche. ,,So Valerie rede!'', meinte sie streng. Ganz unahnend sah ich sie an, obwohl ich wusste, dass sie über Louis Verhalten sprechen wollte. ,,Tu doch nicht so. Was ist mit dir und Louis los? Ich will es unbedingt wissen!'', erwiderte sie aufgeregt. Und es passierte schon wieder: Die Bilder aus der Nacht tauchten wieder auf.

Sofort bildete sich wieder eine Gänsehaut auf meiner Haut. Starr sah ich Madelein an. Ich sah sie an, als hätte sie mir die Fragen der Fragen gestellt. Mein Blick durchdrang ihren Blick, wobei sie mich abwartend ansah. ,,Da ist so was vorgefallen'', brachte ich nuschelnd vor. Geschockt öffneten sich ihre Augen. ,,Ihr hattet Sex?'' Erst verstand ich nicht, wie sie auf diese absurde Idee kam, doch kurz nach dem Schock fing ich laut an zu lachen. ,,Oh nein! Du verstehst das vollkommen falsch!''

Ich konnte gar nicht mehr aufhören zu lachen. Ich merkte nur nebenbei, wie ich immer mehr Aufmerksamkeit der umliegenden Tische gewann. Dabei sah mich Madeleine nur verdutzt an. ,,Letzte Nacht wollte ich in die Küche gehen, um etwas zu trinken. In der Küche stieß ich ausversehen gegen Louis. Das Glas in meiner Hand viel zu Boden und zerbrach. Ich wollte gerade gehen, um die Scherben zusammenzukehren, als er mich gegen die Wand drückte. Madeleine wir hätten uns fast geküsst''. Den letzten Satz rief ich schon beinahe.

Geschockt riss sie daraufhin die Augen auf. Doch keine drei Sekunden später hatte sie sich schon wieder gefangen. ,,Weißt du, ich denke er will die Grenzen testen''. Verwirrt sah ich sie an. Was meint sie damit denn schon wieder, dachte ich mir. ,,Guck mich doch nicht so verwirrt an. Ist doch voll logisch''. ,,Könntest du mir vielleicht die super Logik dahinter erklären?'', forderte ich sie auf.

,,Na du bist für ihn eine geheimnisvolles Mädchen, welches er noch nicht im Bett hatte. Du trotz seinem besten Freund und dir ist egal was andere von dir denken. Glaub mir, dass macht Männer neugierig. Und er wollte wissen, wie weit sein Charme auch bei dir wirkt'', deutete sie mir Louis verhalten.

Entsetzt fragte ich sie, ob sie es erst meinte. Doch bejahte sie dies. ,,Na und hat sein Charme gewirkt?'', fragte sie, wobei sie aufgeregt auf ihremStuhl herum wippte. Betroffen sah ich auf meinen Teller, auf dem sich mein Kuchen befand. Wenig später spürte ich auch schon, wie Madelein begann abzugehen. ,,Oh nein das glaub ich jetzt nicht!'', war ihr erster Satz. Doch wurde sie durch einen Kellner unterbrochen.

,,Hey mein Lieben. Ich möchte sie ungern unterbrechen, aber es gab Beschwerden, dass sie viel zu laut seien'', äußerte er sich nervös und sah uns dabei entschuldigend an. Augenblicklich wurde ich noch röter im Gesicht und erwiderte mit leiser stimme, ,,Entschuldigen sie, wir werden ab sofort leiser sein''. ,,Ok dankeschön''. Danach verließ er wieder unseren Tisch.

Der Nachmittag verlief noch relativ amüsant. Nachdem der Kellner unseren Tisch besucht hatte, wurden wir keineswegs leiser. Wir wurden lauter. Lange Rede kurzer Sinn: wir wurden 'freundlich' gebeten das Café zu verlassen. Doch fand Madlein dies unerhört und meinte nur zuckersüß, dass seine Bitte ja nett sei, aber wir seiner Bitte nicht nachkommenn könnten.

Daraufhin wurden wir tatsächlich rausgeschmissen. Zwei Minuten nach ihrer Ansage, tauchten zwei Security-guards auf und warfen uns unsanft aus der ganzen Mall heraus. Nachdem wir endlich das Auto erreicht hatten, fingen wir beide an zu lachen. ,,Mal im ernst: Die haben uns tatsächlich aus einem Einkaufcenter rausgeworfen. Ich wurde noch nie aus einem Einkaufcenter rausgeworfen'', erwiderte ich und sah lachend zur ihr rüber. Madeleine fuhr aus einem einzigen Grund das Auto. Und zwar lag es daran, dass ich keinen Autoführerschein hatte, da ich nur Rollerfuhr.

,,Glaub mir Va, ich wurde auch noch nie aus einem Einkaufcenter rausgeworfen. Aber glaub mir es war so was von Lustig''. Als Madleine mich jedoch 'Va' nannte, wurde ich still. So nannten mich nur zwei Leute und zwar Noah und Céline.

Auf der Stelle spürte einen quälenden Druck auf meiner Brust.

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