Kapitel 35

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,,Kommst du gerade aus Louis Zimmer?'',fragte sie mich und deutete mit ihrer Hand auf seine Tür. ,,Ja ich habe gerade Tagebuch geschrieben, als mein Kugelschreiber sein Ende fand. Deswegen habe ich mir schnell einen von Louis geholt. Denkst du er würde es schlimm finden?'',tischte ich ihr eine perfekte Lüge auf und hob den Kulli hoch, welchen ich noch schnell eingesteckt hatte. Zwar hätte sich ein normaler Mensch sich gefragt, warum ich nur einen einzigen Kugelschreiber besaß, aber Jane gehörte nicht zu dieser Sorte Menschen.

Allmählich wirkte sie nicht mehr sie verwirrt.
,,Achso. Ist Louis nicht da?'' ,,Nein ist er nicht. Sonst hätte ich ihn persönlich nach einem Kugelschreiber gefragt'', antwortete ich ihr.

Nach dieser kurzen Rechtfertigung ließ sie mich wieder gehen. Sobald ich mein Zimmer betreten hatte, verschloss ich es und holte sie Akte unter meinem Shirt heraus. Flink kopierte ich den ganzen Inhalt der Mappe und brachte anschließend das Original wieder an seinen Platz zurück.
Den restlichen Tag verbrachte ich damit den Inhalt der Mappe zu studieren. Am Anfang der Mappe waren Fotos von einem Mordopfer.
Was ich jedoch schnell merkte war, dass es kein unbekanntes Opfer war, sondern es sich um niemand geringeres handelte, als um das Opfer, wo ich Zeugin eines Mordes geworden war.
Somit wurde mein Verdacht bestätigt, dass Louis auch nicht über den Mord hin wegschauen konnte. In der Akte stand unter anderem, dass das Opfer Oscar Vitus hieß und das er erstochen wurde.
Es war nicht viel, aber genug für mich. Für mich reichte ein Name, um einen Ansatz zu haben.

***

,,Valerie bist du sicher das es wirklich so gut aussieht?'', fragte mich eine nervöse Jane, welche sich im Spiegel betrachtete. Heute
war der große Tag von Jane und Alex. Heute würden sie heiraten. Was ich jedoch davon hielt war zur dieser Zeit egal.
,,Jane alles wird gut. Du siehst umwerfend aus. Mein Dad liebt dich'',sprach ich ihr Mut zu. Und bewunderte sie in ihrem strahlend weißem Kleid.

Aber vielleicht sollte ich erst einmal erzählen, wie es dazu gekommen ist. Es ist nun schon fast zwei Monate her, dass ich die Akte unter Louis Bett gefunden hatte und somit nun wusste wie das Opfer in der Nacht hieß.
Eine Woche später machte mein Vater Jane einen romantischen Heiratsantrag. Jedoch waren beide davon überzeugt, dass
die Hochzeit so schnell wie möglich stattfinden müsste und so kames das die beiden nun fast zwei Monate später schon vor dem Traualtar standen.
Louis und ich hatten seitdem kaum noch gesprochen. Wir begrenzten unseren Austausch nur aufs Notwendigste.

Wieder fing Jane Schnappatmungen zu bekommen. ,,Denkst du es ist zu überstürzt?'',fragte sie mich plötzlich. Am liebsten hätte ich gesagt, dass die Hochzeit eine dumme Idee wäre, aber ich wollte meinem Vater diesen Tag nicht versauen.
,,Jane! Guck mich an! Du liebst ihn und er liebt dich. Wenn das stimmt, gibt es kein überstürzen'', sprach ich ihr erneut Mut zu und schenkte ihr ein Lächeln.
Noah und Louis waren bei meinem Vater und standen ihm emotional bei und ich Jane. Mein Vater ging es ähnlich wie Jane. Das wusste ich auch ohne bei ihm zu sein.
,,Ok Jane. Heute ist euer Tag! Ich darf dich danach offiziell meine Stiefmutter nennen und du meinen Vater deinen Mann''. Besorgt blickte sie mich an. ,,Bist du denn wirklich damit einverstanden, dass ich deinen Vater heirate?''
Ja war ich wirklich damit einverstanden? Natürlich war ich dies nicht. ,,Weißt du Jane. Hier geht es um euch beide und nicht um mich. Ich bin nicht zu hundert Prozent darüber glücklich, aber ich weiß, dass du meinen Vater glücklich machst. Außerdem macht es ihn zu einem besseren Vater'',erwiderte ich ihr.
Danach fuhren wir beide gemeinsam mit einem Auto zu der Kapelle, in welcher mein Vater und Jane getraut werden würden. Alle Gäste saßen schon in der Kapelle. Da Janes Vater bereits verstorben war, hatte ich die Aufgabe übertragen bekommen sie meinem Vater zu übergeben.
Zwar verstand ich dies nicht, da in meinen Augen Louis diese Aufgabe zu stände, aber ich tat alles ohne zu murren oder auch nur meine Meinung dazu zu sagen. Sobald der Chauffeur bei der Kapelle anhielt. Half ich ihr mit ihrem langen voluminösen Kleid aus dem Auto und richtete ich es noch einmal, damit es schon fiel.
,,Bist du bereit Jane?'', fragteich sie aufgeregt. ,,Bist du auch so nervös wie ich?'', stellte sie mir eine Gegenfrage. ,,Ein wenig?!''
Nervös half ich ihr die Treppen bis zur Tür rauf, bevor ich die große Tür öffnete. Augenblicklich starrten alle Gäste auf die Tür. Jane hackte sich bei mir ein und langsam schritten wir zum Traualtar.
Dabei bewegte sich Jane anmutig. Die Augen meines Vaters öffneten sich vor Freude und erstaunen, als er seine zukünftige Frau erblickte, wie sie in weiß erstrahlte.
Nachdem ich Jane nach vorne gebracht hatte, setzte ich mich zu Noah und Louis in die erste Reihe. Auch Tante Sue war gekommen und saß bei uns in der ersten Reihe.
Leise flüsterte sie mir zu, ,,Hast du gut gemacht. Und auch gut überspielt, dass du das hier eigentlich nicht gut findest''. Ja sie hatte recht. Ich hatte es sehr gut überspielt. Doch kannte mich Tante Sue zu gut, um mir abzukaufen, dass ich diese Hochzeit gut fand.
Der Pastor startete. ,,Liebes Brautpaar!'',begann er, ,,Sie sind in dieser entscheidenden Stunde Ihres Lebens nicht allein. Sie sind umgeben von Menschen, die euch nahe stehen. Sie dürfen die
Gewissheit haben, dass Sie mit unserer Gemeinde und mit allein Christen in der Gemeinschaft der Kirche verbunden sind. Zugleich sollen Sie wissen: Gott ist bei Ihnen. Er ist der Gott Ihres Lebens und Ihrer Liebe. Er heiligt Ihre Liebe und vereint Sie zu einem untrennbaren Lebensbund. Ich bitte Sie zuvor, öffentlich bekunden, dass Sie zu dieser christlichen Ehe entschlossen sind.
Alex Black, ich frage dich: Sind Sie hierher gekommen, um nach reiflicher Überlegung und aus freiem Entschluss mit Ihrer Braut Jane Prince den Bund der Ehe zu schließen?''

Ein Lächeln huschte über die Lippen meines Vaters und dann antwortete er, ,,Ja''.
Ich merkte regelrecht, wie stolz und gleichzeitig fröhlich er war. So hatte ich ihn seit Jahren nicht mehr gesehen, dachte ich mir. Nach der Antwort von meinem Vater stellte der Pastor eine neue Frage an ihn. ,,Wollen Sie Ihre Frau lieben und achten ihr die Treue alle Tage ihres Lebens?'',fragte der Pastor meinen Vater.
Das Lustige an der Situation war nur, dass er das Gleiche auch meiner Mutter geschworen hatte und sie hatte er einfach liegen gelassen. War er so? Ging er einfach schweren Situationen aus dem Weg?
Auch auf diese Frage antwortete mein Vater wieder mit Ja und schaute Jane verliebt an. Und genau dieser verliebte Blick machte mich so wütend.
Danach fragte der Pastor Jane, ,,Jane Prince, ich frage Sie: Sind Sie hierher gekommen, um nach reiflicher Überlegung und aus freiem Entschluss mit Ihrem Bräutigam Alex Black den Bund der Ehe zu schließen?'' Wie erwartet bejahte auch sie die Frage.

,,Wollen Sie Ihren Mann lieben und achten und ihm die Treue halten alle Tage
seines Lebens?'' Ihre Augen fingen an zu strahlen und in einer etwas zu hohen Tonlage bejahte sie auch diese Frage. Wieder fuhr der Pastor fort. ,,Sie sind also beider zur christlichen Ehe bereit. So schließen Sie jetzt vor Gott und vor der Kirche den Bund der Ehe, indem Sie das Vermählungswort sprechen. Dann stecken Sie einander den Ring derTreue an''.
Nachdem der Pastor zu ende gesprochen hatte, wendeten sich Jane und mein Vater sich zueinander.
Dann begann mein Vater zu reden und nahm dabei einen der Ringe, welche schon bereit standen. ,,Jane, du wunderschöne Frau, vor Gottes Angesicht nehme ich dich an als meine Frau. Ich verspreche dir die Treue in guten und in bösen Tagen, in Gesundheit und Krankheit, bis der Tod uns scheidet. Ich will dich lieben, achten und ehren alle Tage meines Lebens''.
Was ich dann tat, war maßlos dumm. Denn ich sagte, sodass es mein Vater und Jane hören konnte und höchstens die Reihe hinter mir, ,,Na, das Versprechen hast du auch der anderen Frau gegeben. Aber als die bösen Tage kamen, warst du weg''.

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