Kapitel 3

39 4 0
                                    

Später sollte es sich aber herausstellen, dass es besser gewesen wäre, wenn ich bei Céline geblieben wäre.

Denn als ich zuhause ankam, fand ich leider meine Eltern vor. Erst war ich verwundert, dass sie überhaupt da waren, aber als ich sie streiten hörte, hörte es sich wieder wie meine wirkliche Familie an. ,,Ich w-il-l meinsch Kin-d-er'', schrie sie durchs Haus und sofort hörte ich, dass sie mal wieder betrunken war. Es schien sich nie etwas zu ändern. Als ich dann das Wohnzimmer betrat, wo meine Eltern stritten, sah ich noch gerade, wie meine Mutter ihr leeres Glas meinem Vater hinterher warf. Mein Vater jedoch wich geschickt aus.

Entsetzt fragte ich was hier los sei, woraufhin mein Vater auf mich aufmerksam wurde. Meine Mutter schien schon viel zu betrunken zu sein, um mich überhaupt wahrzunehmen. Mein Vater hingegen hatte nie zum Alkohol gegriffen. ,,Ach Valerie! Setzt dich doch liebes! Ich habe sowieso etwas mit dir zu besprechen!'', meinte er liebevoll, was mich irgendwie verwunderte. Zwar war ich verwirrt, jedoch befolgte ich seiner Anweisung und setzte mich zu ihnen, beziehungsweise nur zu ihm, da meine Mutter, wie eine Irre durchs Wohnzimmer rannte.

Bevor er anfing etwas zu sagen, holte er noch einmal tief Luft und ich beobachtete wie sein Brustkorb sich einmal stark anhob und wieder sank. ,,Wir werden uns scheiden lassen'', meinte er kühl. Sofort blieb meine Mutter ruckartig und lallte besoffen ,,Nein, werdschen wir nischt''. Dabei kam sie auf uns zu. Doch mein Vater ließ sich gar nicht aus dem Konzept bringen. ,,Doch werden wir, denn ich will mit dir kein Tag länger verheiratet sein'', schrie er zurück, bevor er sich ruhig wieder zu mir wandte.

,,Ich denke es ist am besten, wenn Noah und du mit mir kommt. Wir werden weit weg von der Irren hierziehen''. Dabei zeigte er abwertend auf meine Mutter. Und irgendwie erkannte ich zu diesem Zeitpunkt meinen Vater nicht wieder. Irgendwie hatte ich die ganze Zeit diese eine Hoffnung gehabt. Diese Hoffnung das alles wieder normal wird. Aber das Einzige was ich in dieser Situation sah, war purer Hass.

Entsetzt sah ich ihn an. ,,Papa sie ist trotzdem meine Mutter und noch ist sie deine Frau. Hast du dir das gut überlegt?'', fragte ich verzweifelt. ,,Ich weiß Valerie. Ich weiß. Sie ist meine Frau und eure Mutter, aber ich kann das nicht mehr und schau sie doch mal an!'' Meine Mutter hatte sich in der zwischen Zeit in die Ecke gekauert und wippte nur unruhig herum, wobei sie zu sich selbst etwas flüsterte.

Plötzlich sprang sie jedoch auf und schrie ,,Ich hör' euch''. Doch mein Vater zeigte kein Mitleid meiner Mutter gegenüber und schrie ,,Halt die Klappe Caron'', zurück. Eine Träne rollte über meine Wange, welche ich jedoch schnell weg wischte. Ich sollte stark sein. Stark sein wie immer, dachte ich mir. ,,Sie schind ausch mein-e Kinder Alexsch'', lallte sie. Ich merkte das meinem Vater langsam der Geduldsfaden platzte. ,,Ja es sind auch deine Kinder, aber du hast ein Gott verdammtes starkes Alkoholproblem. Was denkst du, wer wohl dann die Kinder bekommt?'', zischte er.

Ja, ich mochte unsere Familiensituation nicht, aber ich wollte hier auch nicht weg. Ich war Céline, welcher der Grund war, weswegen ich immer und immer wieder aufstand, mein Leben lebte und nicht zusammenbrach. Außerdem war hier Tante Sue und meine kleine Hoffnung auf eine große Wendung.

Schnell flüchtete ich aus dem Wohnzimmer, schnappte mir mein Handy wählte die Nummer, welche ich auswendig konnte. 

,,Céline?'', fragte ich mit zittriger Stimme. 

,,Was ist los Süße?''

LügenmeerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt