Kapitel 18

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Langsam schweifte mein Blick über die traurige Gestalt im Spiegelbild. Ich betrachtete mich. Mein sonst so glänzendes braunes Haar, lag mir nur matt über die Schulter. Meine sonst so leuchtenden Augen, hatten ihren Glanz verloren. 

Ich fühlte mich verloren und schwach. Ich trug ein schwarzes Kleid. Es drückte das aus, was ich fühlte. Leere! Und wieder kam die Frag ein mir hoch: Warum er? Mein eigenes Trauerspiel wurde durch die Stimme meines Vaters unterbrochen. ,,Valerie bist du so weit?'', schrie er von unten zu mir hoch. Heute war es nun so weit. Heute war seine Beerdigung. 

Die letzte Ehre sollte ihm nun heute erwiesen werden. Ja, so was sagte man, aber in Wirklichkeit, war die Beerdigung nur für die Zurückgebliebenen da. Sie war dafür da, damit wir Hinterbliebenen mit der Verstorbenen abschließen konnten oder Abschied nehmen konnten. Die Toten hatten nichts davon, wie ihre Beerdigung ablief. Sie waren bereits fort. Sie war bereits fort. Die erste Träne rollte über meine Wange. Er fehlte mir. Er fehlte mir unendlich doll. ,,Ach Schätzchen",hörte ich plötzlich die Stimme meines Vaters hinter mir, ehe er mich in den Arm nahm und fest knuddelte. Wann war er denn bitte hochgekommen, dachte ich mir. ,,Komm, wir müssen endlich los!",meinte er langsam ungeduldig. ,,Ok!",murmelte ich nur vor mir hin. Langsam und noch mit meinem tränenreichen Gesicht verließ ich das Haus mit meiner Familie und gemeinsam begaben wir uns zum Auto. Ich wollte nicht. Ich wollte noch keinen Abschied nehmen. 

Ich brauchte ihn doch eigentlich. Leise und in michgekehrt saß ich da und verfluchte innerlich den Unfall. Der Unfall der ihn umgebracht hatte. Der Unfall der ihn so zerfetzt hatte, sodass wir heute einen leeren Sarg begraben würden. Als wir am Friedhof ankamen, gingen wir erst einmal Richtung Friedhofskapelle, wo das ganze stattfinden würde. Langsam schritten wir Richtung Kapelle. Er war immer für mich dagewesen. Und jetzt war er weg. Für immer! Und für immer war eine lange Zeit. Ich vermisste ihn so sehr! Vor der Kapelle blieb ich erste einmal stehen, um einmal tief durchzuatmen. Nachdem wir als Familie die Kapelle betraten, wäre ich fast  erneut in Tränen ausgebrochen. 

Überall lagen Dinge, welche man mit ihm assoziierte. Alles war in seinem Stil dekoriert und vorne hing ein riesiges Bild von ihm. Ohne nachzudenken ging ich nach vorne. Zum Bild. Ich betrachtete es genau, wie er unschuldig in die Kamera lächelte. Lange stand ich nur da und betrachtete das Bild, wobei ich nur in Erinnerungen schwebte. Als ich mich umdrehte, glitt mein Blick durch die Kapelle. Jedoch lag meine Aufmerksamkeit eher auf den Leuten die gekommen waren. Kurz rieb ich mir einmal dieAugen, um irgendetwas durch meinte verweinten Augen zusehen. Unsere ganzen Verwandten waren gekommen. Auch die Verwandten, die ich ihnm einem Leben erst ein oder höchstens zwei mal gesehen hatte. 

Mein Vater hielt meinen kleinen Bruder im Arm, welcher noch nicht viel vom ganzen verstand. Mein Mutter hingegen wirkte weggetreten oder eher angetrunken. Ich dachte mir nichts weiter und setzte mich zu meiner Familie. Und ehe ich meinen Fokus wieder auf meinen toten Bruder setzte, fing ich wieder an zu weinen. Wenig später trat der Pastor auf die Erhöhung neben seinem Sarg. ,,Lasst uns zum Beginn erst einmal aufstehen zum Gebet", bat er uns, worauf wir uns alle erhoben. Als der Pastor aufhörte zu beten, setzten wir uns wieder alle hin und er startete. ,,Wir haben uns heute hier alle versammelt,um , um Steen Black, zu trauern. Er war eine dieser, welche uns schon viel zu früh genommen wurde. Durch eine plötzlich Explosion auf seiner Arbeitsstelle wurde er uns genommen. Heute wollen wir Lebe wohlsagen und ihn gewiss in den Armen des Herrn wissen. Wir müssen wissen Gott gibt und nimmt uns Menschen...",und ab dann schaltete ich ab. 

Ja, er war durch eine verdammte Explosion ums Leben gekomen. Es war ein Wahnsinniger, welcher meine er müsse eine Tankstelle in die Luft jagen. Und nun saß ich einfach nur da. In Trauer versunken. Der letzte Satz, war so etwas wie ,,Irgendwann werden wir sie wieder sehen''oder so. Nachdem die Predigt fertig war, kamen vier Männer und trugen den Sarg aus der Kapelle und wir hinterher. Im traurigen Schweigen gehüllt trotteten wir zum Grab, welches schon ausgehoben war. Ich weinte und weinte. Ich konnte es einfach nicht sehen, wie mein Bruder in die Erde gelassen wurde. 

Er war dann endgültig weg, aber ich brauchte ihn doch noch. Schluchzend sah ich zu wie der Sarg langsam an Seilen in das große Erdloch hineingelassen wurde. Plötzlich spürte ich, wie eine Person mich in den Arm nahm. Schon am Parfüm merkte ich, dass es mein Vater war, welcher mir Trost spenden wollte. Doch es half nichts. Ich konnte nicht aufhören zu weinen und ich wollte auch nicht aufhören zu weinen. Es tat weh. Es tat furchtbar weh. 

Nachdem der Sarg unten war, durfte man hingehen und Rosen rein werfen. Alle standen im Kreis drumherum. Langsam nahm ich mir eine weiße Rose und ging zum Grab. Bevor ich die Rose jedoch hineinwarf, flüsterte ich: ,,Steen, ich vermisse dich und nie kann dich jemand als großer Bruder ersetzten. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie ich mich fühle'', jedoch ginges in ein schluchzen über, bevor ich die weiße Rose in das Loch warf.

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