Kapitel 9

36 3 0
                                    

Denn es war niemand geringeres als Céline. Als ich das las, hätte ich vor Freude herumspringen können. Auch Noah merkte das ich mich tierisch freute. ,,Was ist denn los Va?'', fragte er verwirrt. ,,Ich habe Céline ein Brief geschrieben und sie hat geantwortet''. ,,Lies vor. Aber bitte laut'', meinte er und fing an quer durch den Raum herumzuhüpfen. Also las ich laut vor:

Hey meine liebe Va,

Du weißt ja gar nicht wie sehr ich dich vermisse. Das mit deinem Vater und seiner Neuen tut mir leid. Und das der Sohn von seiner Neuen noch ein Fuckboy ist, nenne ich mal Valerie-pech. Aber sei gewarnt. Bei uns ist es viel schlimmer. Und zwar ist mit Schlimmer deine Mutter gemeint. Deine Mutter hat zwar vorher schon nichts auf die Reihe bekommen, aber jetzt kriegt sie noch weniger auf die Reihe. Wie immer ist sie betrunken und weint. Du fragst dich warum ich das weiß? Nennen wir mich einfach der geheime Spion deiner Mutter, damit ich dir davon berichten kann. Außerdem kocht meine Mutter für deine Mutter mit. Das Essen stell ich ihr dann vor die Tür. Natürlich weiß sie nicht von wem es ist, jedoch nimmt sie es an. Also verhungern wird sie nicht. Weitere Infos werden folgen. Übrigens finde ich Briefe schreiben toll. Am Anfang war ich irgendwie verwirrt, warum du mir nicht einfach eine SMS schickst. Aber inzwischen finde ich es cool.

-Lg Céline

,,Valerie denkst du das es Mama bald wieder gut gehen wird?'', fragte mich mein kleiner Bruder und sah mich dabei Hoffnungsvoll an. Was sollte ich nur darauf antworten, dachte ich mir. Ich wollte ihn nicht anlügen, aber die Wahrheit könnte er auch nicht vertragen. Ich wusste, dass der Zustand meiner Mutter sich nicht bald bessern würde und mein Vater tat auch nichts, um ihr zu helfen. ,,Noah ich weiß es nicht, aber ich werde ja immer da sein. Ich bleibe bei dir'', sprach ich ihm Mut zu und versuchte dabei nicht zu lügen.

Sofort fing er wieder an zu lächeln. Und ehe ich mich versah, umarmte er mich stürmisch. ,,Hab dich lieb Va'', nuschelte er, was mir wiederum ein Lächeln auf die Lippen zauberte. ,,Soll ich essen machen?'', fragte ich ihn. Als er dies hörte, fingen seine Augen wieder an zu Strahlen und nickte heftig. ,,Ok dann mach ich mal für uns essen''. Ich war gerade auf dem Weg zur Küche, als mir plötzliche ein Gedanke kam. Sollte ich Louis fragen, ob er auch was essen will? Wir hatten ja versprochen wir würden Frieden schließen. Jedenfalls für diese Woche. Zwar war es mir bewusst, dass er es wahrscheinlich nicht so meint hatte. Trotzdem machte ich mich auf dem Weg zu seinem Zimmer, um ihn wenigstens zu Fragen.

Nachdem ich fast durch die ganze Villa gelaufen war, blieb ich außer Atem vor seiner Zimmertür stehen. In solchen Momenten vermisste ich unser kleineres Haus. Dort war alles schneller erreichbarer. In der Villa war dies ganz anders. Man brauchte gefühlte Stunden.

Ohne zu klopfen betrat ich Louis Zimmer, was sich später als Fehler herausstellen sollte. Als wäre es selbstverständlich trat ich in sein Zimmer und ging ohne richtig hinzugucken zu seinem Bett. Jedoch war Louis keinesfalls allein. Erschrocken riss ich meine Augen auf und ein kleiner Schrei verließ meine Kehle. Ebenso erschrocken, sahen mich Louis und das nur in Unterwäsche bekleidete Mädchen an.

Sofort richtete sich Louis auf, welcher nur eine Boxerdshorts trug, und schubste das Mädchen von sich weg. Das Mädchen war relativ hübsch. Durch den Sturz vom Bett flogen ihre langen roten Haare ihr direkt ins Gesicht. Genervt sah mich Louis an. ,,Was willst du Valerie?'' Die eben noch peinliche Situation wandelte sich direkt in eine nervige Situation um. ,,Es tut mir leid Louis. Eigentlich wollte ich nur fragen, ob du mit mir und Noah essen möchtest. Ich hatte nicht vor deinen Nachmittags-fick zu stören. I'm sorry'', erwiderte ich ebenso genervt und pissig. Daraufhin stöhnte er genervt auf und befahl dem Mädchen abzuhauen. Und dieses Mädchen tat es auch.

Danach zog Louis mich auf sein Bett, sodass ich direkt neben ihm saß. ,,So liebste Valerie! Das nächste Mal klopfst du gefälligst an und platzt nicht einfach so rein. Stell dir doch mal vor, wir wären an einer anderen Stelle gewesen. Was hättest du dann gemacht?'', meinte er und durchdrang mich mit seinem intensiven Blick. Ich wusste nicht was ich darauf antworten sollte und so sagte ich nichts. Jedoch sprach er einfach weiter. 

,,Und ja ich habe Hunger, also lass und nach unten gehen und essen''. Sofort stand er auf und zerrte mich hinter sich her.

LügenmeerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt