Kapitel 22

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Aufgeregt saß Madelein mir in der Mensa gegenüber. Vor ihr lagen ihre Schulsachen ausgebreitet und zu ihrer rechten stand ein kleines Fläschchen Orangensaft. Doch war dies ihr ganz egal in diesem Moment. ,,Na sag schon. Du hast gestern nur geschrieben, dass zwischen dir und Louis irgendetwas passiert ist. Aber was wolltest du mir jetzt erst verraten . Valerie bitte erzähl es mir doch endlich!'',bettelte sie mich schon regelrecht an.
Doch ich starrte nur auf die Tischplatte. Ohne auch nur den Blick zu heben, sagte ich kurz und knapp, ,,Louis und ich haben uns geküsst''.
Auf der Stelle klappte ihr der Mund auf und sie starrte mich nur noch verdutzt an. Von ein auf den anderen Moment, wurde alles andere unwichtig und noch immer war ihr Blick starr auf mich gerichtet.
,,Warte was?'',flüsterte sie entsetzt, wobei sie vorsichtig nach rechts und nachlinks schaute. ,,Du hast mich schon richtig verstanden. Glaub nicht, dass ich das wiederhole'', zischte ich sie an und warf ihr einen bösen Blick zu. Gerade wollte sie mich weiter ausfragen, als wir unfreiwillig unterbrochen wurden. Denn eine aufgebrachte Valessa betrat laut die Mensa und schien jemanden zu suchen, denn sie sah hektisch in alle Richtungen. Ihre Miene war verfinstert und ihre Haare lagen nicht wie sonst perfekt über ihre Schultern.

Später stellte sich raus, dass sie mich gesucht hatte. Sobald sie mich am anderen Ende der Mensa erblickte, fing sie an auf uns zuzukommen. Ihre Schritte waren selbstbewusst und äußerst zielgerichtet. Vor unserem Tisch blieb sie ruckartig stehen und flüsterte wutentbrannt, ,,Ich weiß nicht was Louis an dir findet. Du bist nicht gerade schön und  hast nicht wirklich etwas zu bieten. Aber soll ich dir etwas erzählen?'',fragte sie mich dann und redete direkt weiter, ohne nur auf eine Antwort zu warten, ,,Ich liebe Louis und ich will nicht eifersüchtig klingen, aber warum musstest du ihn mir vor der Nase wegschnappen?'' Zum Ende hin wurde ihre Stimmer immer mehr vom Schmerz verzehrt. Ihr Blick war mit puren Schmerz gefüllt auch wenn ich nicht wirklich wusste warum. Ich versuchte jedoch mir nichts anmerken zulassen. ,, Es tut mir leid Valessa, aber ich glaube ich kann dir nicht ganz folgen'',erwiderte ich ahnungslos. ,,Oh lüg mich doch nicht an. Bitte das tue mir nicht an. Ich sehe doch, wie er dich ansieht. Mit diesem gewissen Verlangen'',gab sie seufzen von sich und ließ sich plötzlich neben mich auf den Stuhl fallen. Völlig verdattert sah ich sie an. ,,Ich denke ich kann dir nicht weiter helfen Valessa. Wenn du mich jetzt entschuldigst, denn ich habe auf dieses Kindergartending keine Lust'', erwiderte ich, nachdem ich meine Stimme und Mimik wieder unter Kontrolle hatte. Schnell richtete ich mich von meinem Stuhl auf, gab Madelein ein Zeichen sie solle mitkommen und verließ dann mit Madelein die Mensa. Plötzlich erhebt Madelein ihre Stimme und sagt, ,,Ich denke du solltest mit Louis reden''. Das war das Einzige, was sie noch zu mir sagte, bevor sie sich auf den Weg machte, um die nächste Stunde noch pünktlich zu erwischen.

Als ich durch die Haustür eintrat, atmete ich frustriert aus. Warum musste auch alles so kompliziert sein, dachte ich mir, denn seitdem ich Louis kannte wurde mein Leben noch mehr komplizierter. Frustriert warf ich meinen Schulrucksack in die Ecke des Wohnzimmers und warf mich erschöpfte auf das Sofa. Jedoch genoss ich nicht sonderlich lange meine Ruhe, denn wenig später ließ sich Louis neben mich auf das Sofa fallen.
Auf der Stelle rappelte ich mich auf und sah ihn erst an. ,,Louis wir müssen reden!'',äußerte ich mich ernst. Nervös spielte ich an meinen Händen herum, welche vor Aufregung schwitzten. Ich sah wie etwas in seinen Augen aufblitzte. Doch wollte ich mit ihm sicherlich nicht über den Kuss reden, sondern über etwas anderes. Ich hasste schon immer ernste Gespräche. Aber wer mochte die schon? Es lag meistens eine stickige Atmosphäre in der Luft und beide sahen sich nur unentschlossen an. Undin genau solch einer Situation würden wir stecken, bangte ich. ,,Es geht aber nicht um was du denkst, sondern um Valessa''. Keine Sekunde später verschwand das Blitzen in seinen Augen wieder und eine erste Miene bildete sich auf seinem Gesicht. ,,Was gibt es denn über sie zu bereden?'',erwiderte er kalt und durchdrang mich mit seinem Blick.
Augenblicklich durchzog mich eine Gänsehaut. Sein Blick war intensiv. Zu intensiv. ,,Sie kam heute zu mir und hat mich belästigt. Sie meint sie liebe dich und ich würde dich ihr vor deiner Nase wegschnappen. Louis hast du jemanden von UNS erzählt? Denn dauernd sehen mich alle so an, als wüssten sie was'',gab ich ehrlich, jedoch verzweifelt von mir. Sobald Louis dieSituation verstand, sah er mich nur noch liebevoll und mitfühlendan. ,,Ich habe niemanden davon erzählt. Ich verspreche es dir Valerie. Ich habe WIRKLICH niemanden davon erzählt. Wie soll ich jemanden davon den erzählen, wenn wir selber noch nicht einmal drüber geredet haben?'', sagte er und rutschte ein Stück näher zu mir ran. Doch sah ich ihn nichtan. Denn sein Atem, welchen ich auf meinem Nacken spürte ließ mich nicht klar denken.
Plötzlich drehte er mich zu sich um und ehe ich mich versah, lagen seinen unglaublich weichen Lippen auf meinen Lippen. Sofort fing mein Bauch an zu kribbeln. Es war ein Feuerwerk der Gefühle. In meinem Kopf  war ein pures Chaos und an das einzige an was ich denken konnte, war Louis. Energisch zog er mich mit seiner linken Hand näher zu sich. Auf der Stelle breitete sich eine Gänsehaut  aus, wobei mein Magen einen kleinen Satz machte.
Ich denke es wäre ewig so weiter gegangen, wenn da nicht das klingelnde Telefon gewesen wäre. Genervt seufzte Louis und ließ von mir ab,woraufhin ich zu meinem Handy griff. Sobald ich den Namen las,versteifte sich meine Haltung augenblicklich. Denn es rief mich niemand geringeres als Roy an.
Im Nachhinein würde ich sagen,dass Louis und ich immer ein schlechtes Timing hatten.  In der  Hoffnung, dass Louis es nicht gesehen hätte. Jedoch würde meineHoffnung schnell wieder zerstört, denn er gab gleich ein Kommentar dazu. ,,Warum ruft er dich an?'',fragte er. Aber es war nicht einfach nur eine Frage. Nein, das war es nicht. Seine Stimme war gemischt von Wut und Eifersucht. Er machte mir mit einer normalen Frage deutlich klar, dass er nicht viel davon hielt, dass Roy mit mir Kontakt hatte.
,,Weiß nicht. Ich kann ja ran gehen und es vielleicht raus finden'',erwiderte ich genervt und warf ihm einen bösen Blick zu, welchen er jedoch gekonnt ignorierte. Doch tief im inneren war ich glücklich gewesen, dass Roy angerufen hatte, denn ich wäre nicht sichergewesen zu was wir noch gekommen wären.
Und zugegeben hatte ichvor diesem Ungewissen auch ein wenig Angst, denn ich war noch nieeinem Jungen so nahe gekommen.
Als ich wieder zu Louis guckte,war dieser bereits verschwunden, was wiederum ein kleinen Stich inmein Herz versetzte. Louis war komisch und kompliziert, aber warendies nicht alle männliche Wesen? Ich verstand ihn nie und wussteauch nie wie er sich wirklich fühlte. Es war, als würde ich imdunkeln tappen. Mitgenommen erhob ich mich vom Sofa, nahm mein Handyin die rechte Hand und machte mich auf den Weg in mein Zimmer. Was war das nur zwischen uns?
Nachdem die Schule am nächsten Tag endlich ein Ende fand, machte ich mich erneut schnell aus dem Staub. Nach dem erneuten Kuss gestern, hatten Louis und ich nicht mehr geredet. Es war so, als hätte Louis sich inLuft aufgelöst. Auch in der Schule liefen wir uns kein einziges mal über den Weg. Ich glaubte schon, dass er genau wüsste wo ich sein würde und genau einen anderen Weg wählte. Jedenfalls war dies die einzig logische Lösung.

An diesem Tag zeigte sich der Sommer von der besten Seite. Die Sonneschien und wärmte mit ihren Sonnenstrahlen meine Haut. Ohne jeglichen Zeitdruck, trottete ich wie gewöhnlich zu meinem Roller. Sobald ich vor ihm stehen blieb, suchte ich meinen Schlüsselbund inmeinem Rucksack. Nach fünf Minuten verzweifelten suchen, musste ich dann feststellen, dass ich den Schlüsselbund gar nicht in meinem Rucksack hatte, sondern in meiner Jackentasche.
Peinlich berührt zuckte ich den Schlüsselbund aus meiner Jackentasche und starteteden Motor meines kleinen Rollers.
Doch als ich zu hause war, passierte etwas unerwartetes, sodass ich mich nicht wie gewohnt auf das übergroße Sofa fallen lassen konnte. Ich bog gerade die Beacon Street ein, als ich ein fremdes Auto vor unserem Haus sah. Irritiert hielt ich vor unserem Haus an, stellte meinen Roller ab und stapfte dann langsam die Steintreppen hoch.
Mit meinem Schlüssel öffnete ich die große und prachtvolle Haustür und betrat unser Haus. Sobald ich das Haus betrat, roch ich den widerlichen Gestank von Alkohol. Augenblicklich traten, durch diesen Geruch, wieder die schrecklichen Erinnerungen von meiner Mutter in mein Gedächtnis, wodurch sich eineunangenehme Gänsehaut bildete. Ein leichter Schauer lief über meinen Rücken. War Louis etwa betrunken, fragte ich mich. Ohne auch nur die kleinsten Geräusche von mir zu geben, tapste ich leise durch das Haus, um herauszufinden, wo der Ursprung des Gestankes war.
Jedoch als ich den Ursprung gefunden hatte, hätte ich mir gewünscht ihn nicht gefunden zu haben.

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