45. Die Tollpatschigkeit hatte ich schon vergessen

437 31 2
                                    

Donnerstag

Toni,

mit meinem Job ist bis jetzt alles gut. Ich arbeite viermal die Woche und davon habe ich zwei Abende schon hinter mir. Alles wäre gerade toll, wenn unsere Wohnung nur bewohnbar wäre...

"Jessy, bist du wieder zu Hause?", ruft Niall wahrscheinlich aus dem Wohnzimmer. Ich lege den Schlüssel beiseite und antworte.

"Nein, noch nicht!"

Geschafft schäle ich mich aus meinen Schuhen und trotte ins Wohnzimmer.

"Und wie war es?", fragt Niall, als ich neben ihn, oder besser gesagt auf seine Beine, plumpse.

"Die rauchen dort so viel, ich glaube mein Leben wurde durch den Qualm gerade um drei Jahre verkürzt."

"Ach, du wirst dich schon noch daran gewöhnen."

Ja natürlich, vielleicht lade ich Zayn mal ein, damit er mir Gesellschaft leistet und ich wegen seinem Zigarettenrauch krepiren kann.

"Ich glaube ich sollte auch mit dem Rauchen anfangen, dann müsste ich nicht mehr passivrauchen, sondern könnte mir das Todeszeug selbst in den Mund schieben."

Niall lacht herzhaft, während ich mich wieder aufrappel.

"Ich gehe jetzt Baden und wasche mir diesen Kneipengeruch ab."

"Viel Erfolg."

"Warte, haben wir noch Schokomasken?"

Niall zieht eine Augenbraue hoch fängt dann aber an zu lächeln.

"Ich glaube die liegen in der Schublade neben dem Waschbecken."

Mit nun fröhlichem Gesicht hole ich mir meine Schlafsachen und gehe ins Bad. Den Wasserhahn der Badewanne drehe ich auf, lege meine Klamotten auf einen Hocker und suche diese Schokomasken.

Nachdem ich diese gefunden habe, öffne ich eine und verteile sie langsam auf meinem Gesicht. Ich massiere meine Haut richtig und höre erst damit auf, als ich etwas nasses an meinen Füßen spüre. Oh verdammt! Hektisch drehe ich mich und und sehe, wie die Badewanne überläuft. Schnell will ich den Hahn umdrehen, drehe allerdings in die falsche Richtung und dann halte ich das Metall schon in der Hand. Panik überfällt mich, als ich versuch den Abfluss aufzudrehen. Mit Hoffnung begutachte ich den weiteren Verlauf, aber das Wasser überschwemmt alles und will nicht abfließen. Scheiße, scheiße, scheiße! Niall wird mich doch für komplett bescheuert halten. Vorsichtig gehe ich zur Badezimmertür, öffne sie ein bisschen und bemerke, dass schon Wasser unter der Tür durchgelaufen ist. Ohman, das kann ja lustig werden.

"Ähm Niall? Du magst doch Schwimmbäder, oder?"

"Ja, warum?", ruft er ahnunglos aus dem Wohnzimmer.

"Weil wir uns selbständig machen werden und unser eigenes Hallenbad eröffnen. Wir können es Jiall oder Nessy nennen. Nessy! Nessy ist perfekt!"

Unseren Shipnamen habe ich in der bremslichen Situation auf jeden Fall gefunden.

"Jessy, was ist...Was zum was?!"

Ich glaube er hat das Wasser bemerkt. Mit Schokomaske und Wasserhahn in der Hand schreite ich durch das nun Knöchelhohe Wasser und stelle mich mutig, wirklich sehr mutig, vor Niall.

"Meine Wohnung!"

"Unsere Wohnung!", korrigiere ich ihn und ahme seinen geschockten Gesichtsausdruck nach.

"Was zur Hölle hast du hier angestellt?"

"Ich wollte nur Baden, aber der Wasserhahn war nicht gerade stabil."

Ich halte ihm das Ding vor das Gesicht und er fährt sich fassungslos durch die Haare.

"Ok Niall. Ruhig bleiben. Bloß ruhig bleiben.", sagt er zu sich selbst und zückt sein Handy.

"Ich rufe einen Klempner und du rufst Liam an und fragst, ob wir dort übernachten können."

Ich nicke nur, mache mich hier im Tretbecken auf die Suche nach meinem Handy und wähle letzten Endes Liams Nummer.

"Liam Payne?"

"Hey Liam, ich weiß, es ist schon spät, aber könnten Niall und ich für eine Nacht bei dir pennen?"

"Klar, aber warum?"

Das ging ja schnell.

"Niall mag keine Pools. Ich glaube, ich erkläre dir das später nochmal."

Liam fragt zwar noch ein paar Fragen, legt dann aber auf und ich werfe mich fix und fertig, und mit nassen Unterschenkeln, auf das Sofa.

Niall unterhält sich noch mit dem Klempner und fängt ab und zu mal an zu fluchen, bis er dann wütend auflegt und zu mir kommt.

"Alter? Wie kannst du jetzt so sorglos auf dem Sofa liegen und nichts tun?"

"Junge, ich habe meine Wohnung mal fast mithilfe von Toast abgefackelt, ich kann alles."

Ach, das waren Zeiten. Grinsend setze ich mich auf.

"Was hat der Klempner gesagt?"

"Er kommt in einer Stunde. Ich schätze wir müssen mehrere Tage bei Liam oder sonst wem bleiben."

Ich nicke nur und schaue zum qualmenden Fernseher. Seit wann qualmt der?

"Ich schätze wir sollten die elektrischen Geräte ausstecken."

"Mach das, wenn du einen Stromschlag bekommen willst.", antworte ich und lege mich wieder bequem hin.

"Willst du nicht deine Sachen zusammenpacken?"

"Ich habe doch noch eine Stunde Zeit, oder?"

Niall seufzt und fängt dann an zu lächeln.

Momentchen. Ich darf lächeln und total ruhig sein, weil ich uns ins Schlamassel geritten habe. Niall müsste total ausflippen und mich anschreien. Was brütet sein Hirn gerade aus? Einen Attentat auf mich? Ich muss fliehen bevor es zu spät ist, allerdings öffnet Niall gerade seinen Mund und spricht.

"Du weißt, dass ich dich liebe, aber ich glaube wir müssen da etwas an dir ändern."

Meine Tollpatschigkeit will ich schon seit Jahren loswerden, viel Glück.

"Deinen Nachnamen."

Und nochmal Momentchen! Niall müsste mich doch eigentlich töten wollen! Jedes Mädchen will in so einer Situation lieber angeschrien werden, als so etwas zu hören! Was läuft in dieser Beziehung schief und vor allem: seit wann war Niall so ein kitschiger Romantiker?

"Ich glaube das kann noch warten." ...und es ist auch nicht der richtige Zeitpunkt dafür.

"Klar, aber ich meine ja nur."

Und schon verschwindet er ins Schlafzimmer und lässt mich mit Schokomaske und Wasserhahn auf dem Sofa liegen.

Antonia,

ich muss zugeben, auch du hast unter der Überschwemmung gelitten und es tut mir wirklich leid. Ich würde es sofort rückgängig machen. Jetzt liege ich hier auf Liams Sofa, was nie im Leben so bequem sein wird, wie das in unserer Wohnung, und ich denke die ganze Zeit daran, dass Niall mir vorhin einen indirekten Heiratsantrag gemacht hat, obwohl ich nach Rauch stank, eine Schokomaske im Gesicht hatte und seine Wohnung in einen Hafen verwandelt habe. Ich weiß, dass ich mir zu viele Gedanken darüber mache, aber ich weiß nicht, ob ich einen Heiratsantrag von Niall annehmen würde. Lassen wir mal außer Acht, dass er Niall James Horan von One Direcrion ist. Er ist so nett, manchmal viel zu nett, zu mir. Ich meine, verdammt nochmal, ich habe unsere Wohnung ruiniert und er brüllt mich nicht einmal an, was mir irgendwie total gegen den Strich geht. Aber deshalb würde ich ihn niemals verlassen, nur vielleicht nicht heiraten. Egal, ich muss mit meinen Gedanken erst einmal klarkommen. Gute Nacht, Toni.

Forever Yours? ~ Niall Horan FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt