30. Zum Friseur mit halbgewaschenem Kopf?

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Samstag

Toni,

mal wieder schreibe ich vom Flughafen. Diesmal mit guten Gedanken. Die paar Stunden, die ich jetzt schon wach bin, haben mich echt fertig gemacht, aber ich bin so froh wieder nach Hause zu kommen.

Du glaubst ja gar nicht wie das heute morgen abgelaufen ist...

Mein Wecker klingelt. So schnell es geht mache ich ihn aus, damit Ryan weiterschläft und nicht merkt, dass ich abhaue. Mich hat es ehrlich gesagt gewundert, dass er noch freiwillig zu mir ins Bett steigt, nachdem ich ihm Duschgel in die Augen gespritzt habe. Schade bloß, dass seine Augen nicht fett angeschwollen sind.

Ich steige langsam aus dem Bett, um ein Knarren der Matratze zu vermeiden und gehe zu meinem Koffer. In Zeitlupe krame ich mir Klamotten raus und schlüpfe in diese hinein.

So weit, so gut. Jetzt noch Haare kämmen und Zähne putzen, dann ist das meiste geschafft.

Ich bin gerade auf dem Weg ins Badezimmer, als Ryan sich bewegt und ich plötzlich stehen bleibe.

Bitte schlaf weiter. Mehr will ich doch nicht. Ich will nur abhauen bevor er es merkt. Sein Gemeckere kann ich mir nicht anhören.

Ich setze meinen Weg ins Bad fort und bürste erst einmal meine Haare, was gar nicht mal so leicht ist.

Meine Haare sind total verknotet und zu meinem Entsetzen bleibt mir die Bürste im Haar stecken und ich bin ratlos.

"Verdammt!", murmle ich zu mir selbst und versuche weiterhin diese komische Bürste aus meinen Haaren zu bekommen.

Ich werde meine Haare wegen dieser bescheuerten Bürste aber definitiv nicht abschneiden.

Super, was macht man denn in so einer Situation? Mir ist sowas noch nie passiert. Meine Taktik, die Bürste einfach rauszureißen, funktioniert nicht.

Heiliger Mist. Und wenn ich meine Haare nass mache?

Ach, schlimmer kann es eh nicht werden.

So leise wie möglich wasche ich die betroffene Stelle meines Kopfes und nach einigen Versuchen, die Bürste rauszuziehen, klappt es auch.

Meine Haare kann ich jetzt bloß nicht föhnen, sonst wacht Ryan sicherlich auf, auch wenn es erst halb neun ist.

Ich widme mich der Zahnhygiene und trotte danach wieder langsam zu meinen Koffern, um meine restlichen Sachen leise einzupacken und die Koffer zu verschließen.

Dieses Gefühl ist so toll. Ich bin bald wieder zu Hause!

Ich nehme die Koffer und gehe damit im Schneckentempo aus dem Schlafzimmer.

Nachdem ich die Tür geschlossen habe, atme ich einmal tief ein und aus.

Das wäre schon einmal geschafft. Jetzt noch frühstücken und ein Taxi rufen.

Ich bewege mich in Richtung Küche und stocke.

"James? Was machst du so früh schon in der Küche?"

Soviel zum Thema unentdeckt bleiben.

"Ich hatte Hunger? Was machst du denn hier? Im Gegensatz zu dir, habe ich nur Schlafklamotten an."

Naja, wenn man Boxershorts jetzt Schlafklamotten nennt.

"Ja, äh also, ähm ich will zum Friseur gehen und der Termin ist ähm sehr, wirklich sehr früh."

Nochmal gerettet, Miller, nochmal gerettet.

"Und deswegen wäscht du dir nur die Hälfte deines Kopfes?"

"Ja also, die andere Hälfte habe ich gestern abend gewaschen."

Jessy, bist du dumm? 'Die andere Hälfte habe ich gestern gewaschen', geht's noch? Wie kann man nur so blöd sein.

"Mich soll es nicht stören. Ich hau' mich wieder aufs Ohr, bis dann."

"Jo.", antworte ich ganz gelassen, um mir meine Nervösität nicht anmerken zu lassen.

Als James die Küche verlässt atme ich noch einmal tief ein und aus und schmiere mir ein Toast, dass ich schnell runterschlinge.

Nachdem ich das Taxi gerufen habe, setze ich mich in den Eingangsbereich.

Ganz ruhig in fünf Minuten bin ich hier weg. Dann passiert mir nichts schlimmes mehr mit Ryan.

Schon wie vor dem ersten Aufbruch starre ich auf meine Koffer.

Ich hatte mich auf zwei Monate hier vorbereitet, aber vor wenigen Tagen dachte ich auch noch, dass zwischen Ryan und mir alles prima wäre.

Allerdings bin ich ziemlich froh darüber, dass es zwischen uns nicht in Ordnung ist, sonst hätte ich mich wahrscheinlich nicht dazu entschieden zurückzufliegen.

Ich kann es immernoch nicht fassen, dass ich heute Abend wieder zu Hause sein werde.

Es klingelt an der Tür und ich schrecke zusammen.

Das Taxi ist da!

Hoffentlich ist niemand auf das Klingeln aufmerksam geworden.

Ich stehe auf, nehme meine Koffer und öffne die Tür.

"Morgen.", begrüße ich den Taxifahrer.

"Hallo.", grüßt der Taxifahrer zurück und mustert meine Haare.

"Noch nie eine Frau gesehen, die nur die eine Kopfhälfte wäscht?"

"Tut mir leid.Ich nehme dann mal Ihre Koffer."

Ohne zu zögern gebe ich ihm meine Koffer und will aus der Tür gehen, als ich festgehalten werde. Na super.

"Einen kurzen Moment, bitte.", sage ich noch zu meinem Fahrer und drehe mich dann um.

Ein verschlafener Ryan steht vor mir und ich ziehe fragend die Augenbrauen hoch.

"Was hast du vor? Und vor allem warum ist dein Kopf nur zur Hälfte gewaschen?"

"Warum fragen denn alle nach meinem Kopf? Das ist doch gar nicht so wichtig, wenn ich wieder nach Hause fliege."

Ryan macht große Augen, runzelt dabei die Stirn und zieht die Augenbrauen zusammen.

"Woher hast du das Geld für ein Ticket?"

"Ich habe mein letztes Geld genommen.", gebe ich lächelnd von mir. Es ist so toll Ryan so zu sehen.

"Hast du komplett den Verstand verloren?"

"Auf sein Herz hören heißt manchmal seinen Verstand zuverlieren."

Ryan lacht etwas auf, was mich verwirrt.

"Du bist so ein Neandertaler. Wie kann man nur so blöd sein?"

"Ryan, bist du scheiße? Hast du im Unterricht nie aufgepasst? Neandertaler hatten das gleiche Hirnvolumen wie wir, du Depp."

Himmel, ihn wird nichts mehr vor dem Aussterben retten.

"Achja, und bevor ich es vergesse..." Ich greife an meinen Hals und ziehe die Kette, die Ryan mir geschenkt hat vom Hals.

"Die gehört dir.", sage ich, drücke die Kette dabei in Ryans Hand und verschwinde nun wirklich aus der Tür.

Das tut so gut. Es fühlt sich so toll an ihn stehen zulassen, aber er hat es nicht anders verdient, wenn er so ekelhaft zu mir ist.

Ach Antonia,

ist das nicht toll? Ich fliege heute wieder nach Hause! Ich könnte die ganze Welt umarmen. Ich hoffe nur, dass alles mit Niall gut wird, sonst würde mich die nächsten Wochen glaube ich nichts mehr aus meinem Bett kriegen. Nichteinmal Schokolade. Gar nichts.

So, ich mache mich dann mal auf den Weg ins Flugzeug.

Bis dann, Toni.

Forever Yours? ~ Niall Horan FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt