Kapitel 2 Streitereien, wie ich es hasse.

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Wie üblich regnete es, wie in jedem Jahr und jeden Sommer, an meinem Geburtstag, auch so dieses Mal wieder. Es war mein 20. Geburtstag und durch den viele Regen fiel schon wieder, somit auch die fest geplante Gartenparty, buchstäblich total ins Wasser. Meine Eltern, schienen nichts Besseres zu tun zu haben und nahmen, dies sich jedes Jahr wiederholende Phänomen, als Vorwand, um wieder miteinander zu Streiten und sagten die ganze Party gleich komplett ab, anstatt sie ins Haus zu verlegen und ohne mich zu fragen, wie schon so oft, entschieden sie es wieder hinter meinem Rücken. Den Platz hätten wir ja wirklich gehabt.

Das machte mich so unglaublich wütend und zugleich traurig, weil Sie wieder nur an sich dachten und ihren Streitereien mehr Beachtung schenkten, als mir und mich dabei immer vollkommen vergessen, als würde ich nicht existieren. Leider wird es nicht mehr besser, sondern immer schlimmer bei den beiden. Die können keinen vernünftigen Satz mehr miteinander sprechen und das tut echt weh. Deswegen beschloss ich, diesmal heftigst zu schmollen und nicht mehr mit ihnen zu sprechen. Ich kann das ganz gut und auch ziemlich lange. Aber ich hätte es besser wissen müssen, denn es war vergebene Liebesmüh, wie man so schön sagt. Denn einige Tage später, sie haben es noch gar nicht bemerkt, dass wir seit dem letzten Wochenende, kein verdammtes Wort mehr miteinander gesprochen haben. Bei den allmächtigen und heiligen Kräuterhexen, das sagte meine Oma immer, ich fasse es einfach nicht. Die bemerken gar nichts mehr bzw. Sie schenken wirklich niemanden und nichts mehr die nötige Aufmerksamkeit, die sie eigentlich aufbringen müssten. Das tut mir in meiner tiefsten Seele weh, aber es scheint sie nicht einmal zu interessieren, wie ich darunter leide. Tief einatmen und lange ausatmen!!!!

Heute ist Freitag, Pyjama Freaky-Friday, wie es meine beste Freundin Lina so gerne ausdrückt. Lina war echt krass drauf und total cool und mega angesagt, sie gab immer wieder, allerdings nur in den Ferien, Feiertags oder freitags, eine (Pyjama-) Party oder was Ähnliches, bei sich zu Hause. Sie ist verdammt beliebt. So gab sie auch eine ihrer heiß begehrten und extrem hochgepriesenen und berüchtigten Partys, eine ihrer Pyjama-Mädels-Übernachtungspartys, auch mal wieder so an diesen verfluchten Freitag. Der Tag war eh schon extrem beschissen und vor allem laut losgegangen. Meine Eltern hatten mal wieder nichts Besseres zu tun, als sich zu streiten und das jetzt schon den ganzen Vormittag und sie tun es leider immer noch. Aber jetzt haben wir es bereits 17 Uhr. Wie können sie das nur so lange und in einer solchen Lautstärke durchhalten? Das ist definitiv nicht mehr länger für meine Ohren aus haltbar, denn Dad brüllt Mama wieder extrem laut an und sie lässt es, wie immer über sich ergehen.

"Du dämliches Miststück, ich will nichts mehr davon hören! Ich habe keine Lust mehr mir die permanenten Ausreden von Dir anzuhören. Ich lasse mich scheiden und das ist diesmal endgültig und ich meine das vollkommen ernst, Rachel."

Aber dann setzt er einen Satz nach, der MIR gewaltig gegen den Strich geht.

"Und ich nehme Cassy mit mir mit".

Mama lässt sich brav weiter anbrüllen und ich vermute, sie sitzt heulend auf Ihrem Sessel im Wohnzimmer und schluchzt nur so vor sich hin und dann höre ich sie mit brüchiger Stimme sagen.

"Das kannst Du mir nicht antun! Sie ist auch meine Tochter, verdammt. Glaubst Du, ich hatte jemals eine andere Wahl? Du hast ja keine Ahnung!"

Inzwischen höre ich das jetzt schon den ganzen langen Tag, aber um was es eigentlich wirklich immer in ihren Streits geht, das interessiert mich schon lange nicht mehr, aber diesmal ist es wohl ein neuer Grund oder einen den sie mir nicht sagen wollen und es immer bestritten wenn ich nicht zu Hause bin. Auf meinem Bett liegend, in meinem kleinen Zimmer unter dem Dach, immerhin mit eigenem Badezimmer, aber hinter der verschlossenen Türe, höre ich mir das jeden Tag von neuem an. Denn bei den ganzen Streitereien meiner Eltern, fühle ich mich nur noch sicher, wenn ich meine Zimmertüre fest abschließe und verbarrikadiere. Aber jetzt reichte es und ich hatte die Schnauze gehörig und genügend voll, das ich mich jetzt einfach Party fertig mache. Ich brauche ungefähr 45 Minuten dazu. Dann, nachdem ich alle Vorbereitungen abgeschlossen habe und meine Sachen zusammen gesucht hatte, stürze ich die Treppe hinunter und will schnellstmöglich zu Lina verschwinden, um mir das hier nicht mehr geben und anhören zu müssen, wenigstens für die nächsten paar Stunden. Aber als ich durch das Wohnzimmer rauschen will, leider muss man durch das Wohnzimmer hindurch, um dann durch die Haustüre zu verschwinden. Rumpelt mein Dad von der Couch auf und schnauzt mich plötzlich so bösartig wie noch nie zuvor an.

"Wo zum Henker willst Du denn jetzt noch hin, junges Fräulein? Du hast zu Hause zu bleiben und außerdem kannst Du Deine Sachen packen wir ziehen noch heute aus".

Jetzt platzt mir der Kragen endgültig und ich drehe mich mit geballten Fäusten, soweit es nun einmal geht mit vollgepackten Händen, langsam um. Seltsam die Luft fängt an zu knistern und lädt sich leicht elektrisch auf, sodass mir ein kalter Schauer über den Rücken fährt. Jetzt bin ich noch angespannter als vorher und brülle meinen Dad erst einmal total an.

"Verdammte Scheiße Dad, ich glaube Du spinnst wohl jetzt komplett, oder? Ich ziehe garantiert nicht mit Dir aus und zu Deiner Information, ich bleibe hier, das hier ist mein Zuhause. Außerdem habe ich es so satt, Euch bei Euren an dauernden Streitereien zuhören zu müssen, mich kotzt es inzwischen echt an. Lasst mich aus Eurem Scheiß raus, ist das klar und heute ist Linas Party und dort werde ich jetzt auch hingehen. War das jetzt einmal klar und deutlich genug oder muss ich es echt wiederholen? Vergiss Du mal nicht, das ich 20 Jahre alt bin und somit volljährig und kein Baby mehr. Ich bin kein Gegenstand, den man immer wieder nach Belieben hin und her schieben kann und dem Ihr vorschreiben könnt, was Euch gerade einfällt. Erst lasst Ihr aus reinem Egoismus meine Geburtstagsfeier sausen, weil es Euch nicht in den Kram passt oder eigentlich ist es ja völlig egal, weswegen Ihr die Party abgesagt habt und es ist Euch, wegen euren verdammten ganzen Streitereien, nicht einmal aufgefallen, dass ich seit meinem Geburtstag nicht mehr mit Euch gesprochen habe. Ich bin Euch ja so wichtig, das merkt man wirklich, echt tolle Eltern seid Ihr".

Mein Dad schaut mich mit offenem Mund und total verblüfft an, denn ich habe noch nie und wollte es auch nie, so mit ihm gesprochen, aber ich bin so stinksauer auf Ihn, das mir jetzt einfach mal die Hutschnur gerissen ist. Dann grummelt er irgendwas vor sich hin, aber dennoch nickt er mir zustimmend zu. Mama sieht mich ebenso erschrocken und auch irgendwie wissend, aber traurig an. Dann steht sie auf und kommt auf mich zu, um mich zu umarmen, aber dazu hab ich echt keine Lust gerade und weiche einige Schritte vor Ihr zurück. Mama blickt mich noch trauriger an, aber Sie scheint es dann doch zu verstehen, aber Sie versucht mich mit Worten zu trösten.

"Auch, wenn wir viel streiten. Ich und Dein Vater uns nicht mehr so gut verstehen und uns deswegen sogar Scheiden lassen werden, lieben wir Dich doch trotzdem. Ja und Du hast damit recht, unsere Streitereien sind oft auf Deine Kosten gegangen und das tut uns sehr leid. Pass auf Dich auf mein Schatz und komm gut bei Lina an, Grüße sie bitte von uns".

Dad nickt ebenfalls und schaut mich schuldbewusst an. Ich nicke dann nur und verlasse immer noch wütend und fluchtartig das Haus. Habe aber dabei ein ungutes und ängstliches Gefühl, in der Magengegend, als ich über die Türschwelle trete und das Haus verlassen, so als wäre es das letzte Mal, wie es jetzt ist. Auf dem Weg zu Linas Haus, fühle ich mich immer weniger gut und ich ahne, dass etwas Schreckliches passieren wird. Auch das Wetter verändert sich und es zieht ein bösartiger Sturm auf, ich meine die Luft wirkt elektrisch aufgeladen, aber mit dunkler und negativer Energie, als würde etwas Düsteres mich beobachten und mich mit seinen Blicken verfolgen, das beunruhigt mich sehr, also beeile ich mich umso mehr zu Linas Haus zu kommen.

Die Blutlinien meiner Familie (ABGESCHLOSSEN wird überarbeitet 2021)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt