Verborgene Gefühle

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Leah wusste nicht, was sie jetzt sagen sollte. Thorin wusste also, dass sie in jemanden verliebt war, aber er wusste nicht, dass er derjenige war, an den die Rothaarige ihr Herz verloren hatte. Jetzt musste sie sich natürlich eine sehr gute Ausrede einfallen lassen, um sich aus dieser Situation zu retten.

,,Ähm...ich wüsste nicht, was Euch das angeht." , sagte sie schließlich und setzte sich auf.

,,Ich muss es wissen! Wer ist es?", sagte Thorin und blieb hartnäckig.

Leah überlegte fieberhaft und entschloss sich dann, es mal auf die trotzige Art zu versuchen. Das funktionierte schließlich meistens. Deswegen stand sie auf und wandte sich vom dem Zwergenprinzen ab.

,,Warum sollte ich ausgerechnet EUCH sagen, in wen ich mich verliebt habe?"

Mit den Worten ergriff sie die Flucht und trat durch eine kleine Tür nach draußen. Es war Nacht und der Mond schien hell vom Himmel heran, während alles andere in tiefes Schwarz getaucht war. Ein paar Grillen waren zu hören und Leah atmete tief ein und aus. Das war knapp gewesen! Sie konnte nur hoffen, dass Thorin sie jetzt erstmal in Ruhe lassen würde, doch da hatte sie sich zu früh gefreut. Denn der schwarzhaarige Zwerg war ihr nach draußen gefolgt.

,,Leah, bitte sagt es mir!"

Seine Stimme war nun ruhig und klang ganz sanft. Sie drehte sich langsam zu ihm um und sah ihn an. Sollte sie es ihm etwa sagen? Aber was, wenn sie es getan hatte? Thorin könnte sie hassen oder nie wieder ein Wort mit ihr reden und das könnte sie nicht ertragen. Dafür lag er ihr zu sehr am Herzen und zum ersten Mal, gestand sie sich wahrhaftig ihre Gefühle für ihn ein. Ja, sie liebte Thorin...mehr, als ihr eigenes Leben.

,,Warum ist das für Euch so wichtig?", erwiderte sie. ,,Kann Euch doch egal sein, in wen ich mich verliebe."

Er schwieg und durchbohrte sie förmlich mit ihren Blicken. Warum interessierte es ihn so? War er als Anführer etwa so ein Kontrollfreak, dass er selbst das Privatleben seiner Gemeinschaftsmitglieder kennen musste?

,,Weil...", setzte er an, doch er brach wieder ab und schritt nun auf und ab.

Leah beobachtete ihn irritiert und fragte sich, was nur mit Thorin los war. Er wirkte so nervös und unschlüssig...das kannte sie ja gar nicht von ihm. Sie konnte ihm ansehen, dass ihn etwas beschäftigte und sie zog fragend eine Augenbraue hoch.

,,Thorin, was ist hier eigentlich los? Ich meine, Ihr wirkt so aufgewühlt und wollt unbedingt etwas wissen, was sehr persönlich ist. Was ist los?", fragte sie ihn und Thorin blieb schließlich stehen.

Der Zwerg schien mit sich zu hadern und sah sie nicht an, sondern starrte nur vor sich hin. Leah versuchte, aus ihm schlau zu werden, doch Thorin war nun einmal kein offenes Buch und ihn zu durchschauen...das war schwieriger, als eine Horde Orks zu bekämpfen.

,,Leah...vertraut Ihr mir?", fragte Thorin aus heiterem Himmel.

,,Natürlich! Warum sollte ich Euch nicht vertrauen?"

,,Ich musste das fragen. Denn ich muss jetzt etwas tun, was ich schon die ganze Zeit hätte tun sollen.", erwiderte er und Leah verstand nun überhaupt nichts mehr.

,,Und was bitte?"

Statt ihr zu antworten, kam Thorin auf sie zu und ehe sich Leah versah, zog er sie zu sich und küsste sie. Völlig überrumpelt erstarrte Leah und sofort brach Thorin den Kuss ab und wich vor ihr zurück. Die Rothaarige war völlig verdutzt und war zuerst nicht fähig, etwas zu sagen.

,,Tut mir leid! Das hätte ich nicht tun dürfen."

Thorin schüttelte den Kopf und schien sich selbst zu verfluchen. Leah realisierte erst jetzt, was gerade geschehen war. Er hatte sie geküsst! Thorin Eichenschild, ihre heimliche große Liebe, hatte sie geküsst. Das musste ein Traum seines konnte unmöglich die Wahrheit sein! Doch der Zwerg schien die Erstarrung von Leah wohl als Abweisung zu deuten, denn in seinem Blick lagen nun Niedergeschlagenheit und Enttäuschung. Dann drehte er sich plötzlich um, was Leah endlich aus ihrer Starre riss und sie eilte dem Zwerg nach.

,,Thorin! Warte!", rief sie und achtete nun nicht länger auf Förmlichkeiten, da diese Situation viel zu persönlich geworden war.

Sie holte ihn ein und packte ihn am Arm, um ihn aufzuhalten. Widerwillig drehte er sich um und konnte Leah kaum in die Augen sehen.

,,Bitte, es tut mir leid! Ich werde das nie wieder tun. Verzeiht mir, Leah!", entschuldigte er sich, doch die Rothaarige schüttelte den Kopf.

,,Es gibt nichts zu entschuldigen, Thorin!"

,,Dann seid Ihr nicht sauer?", fragte er verwirrt und Leah musste nun ein wenig grinsen.

,,Wie könnte ich?"

,,Aber...ich habe Euch geküsst!"

Leah ließ ihn los und endlich hatte sie den Mut das auszusprechen, was ihr größtes Geheimnis war. Mehr noch, vor der Sache hatte sie am meisten Angst gehabt, denn nie zuvor hatte sie so starke Gefühle für jemanden gehabt.

,,Ja und das hat mich überrascht. Aber nur, weil ich niemals gedacht hatte, dass es passieren würde. Nie hätte ich mir das zu träumen gewagt, Thorin. Und ich hatte mir nichts sehnlicher gewünscht als das.", brachte sie hervor und Thorin starrte sie erstaunt an.

,,Ihr habt Euch gewünscht, dass ich Euch küsse? Warum?"

Leah verdrehte leicht die Augen, denn sie hatte Thorin eher für einen Blitzmerker gehalten. Aber offenbar hatte er mit Gefühlen ebenfalls so seine Schwierigkeiten.

,,Weil ich mich in dich verliebt habe! Du bist derjenige, für den ich Gefühle habe.", sagte sie schließlich.

Für einen Moment befürchtete sie, dass Thorin in Ohnmacht fallen würde oder gar die Flucht ergriff. Doch er tat nichts dergleichen, sondern starrte sie ungläubig an und konnte anscheinend nicht glauben, was er eben gehört hatte.

,,Ist das wahr?"

,,Ja, das ist es! Aber ich hatte eigentlich nie vor, es dir zu sagen. Es sollte ein Geheimnis bleiben.", gab sie zu, woraufhin Thorin sie verwirrt ansah.

,,Warum?"

,,Weil ich nie daran geglaubt habe, dass du etwas für mich empfinden könntest. Zumindest auf diese Art und Weise. Außerdem bist du der zukünftige König vom Erebor und ich bin nur ein normales Mädchen. Ich bin nichts Besonderes!"

Nun kam Thorin näher und griff nach ihrer rechten Hand, während er sie auf eine Weise anschaute, wie Leah es noch nie gesehen hatte. In seinem Blick lag so viel Zuneigung und ihr Herz schlug immer schneller, da er ihr wieder so unglaublich nahe war.

,,Du bist nicht gewöhnlich! Seit ich dich zum ersten Mal gesehen habe, da habe ich mich zu dir hingezogen gefühlt. Und als ich wusste, was die Gefühle bedeuteten...da wusste ich nicht, ob ich es dir sagen sollte. Dann hab ich das Gespräch zwischen dir und deinen Freundinnen gehört und als du sagtest, du wärst nicht in mich verliebt, da wollte ich unbedingt wissen, wer es stattdessen war. Und deswegen habe ich dich auch geküsst. Weil ich es wenigstens einmal tun wollte."

Leah musste lächeln und ihr Herz machte Freudensprünge. Sie konnte kaum glauben, was hier passierte. Thorin Eichenschild erwiderte ihre Gefühle! Niemals hätte sie zu hoffen gewagt, dass das passieren würde, doch es war die Wirklichkeit. Und in diesem Moment fühlte Leah sich wie die glücklichste Person auf der ganzen Welt und die folgenden Worte kamen wie von selbst über ihre Lippen.

,,Ich liebe dich, Thorin Eichenschild!"

Er lächelte und näherte sich ihr langsam mit seinem Gesicht, während er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht strich.

,,Und ich liebe dich, Leah!"

Erneut küsste er sie und diesmal erwiderte Leah den Kuss, woraufhin Thorin sie näher zu sich zog. Sie ließ es zu und ihr Herz drohte zu explodieren, so viele Freudensprünge machte es. Ihr größter Wunsch war in Erfüllung gegangenThorin Eichenschild hatte sich in sie verliebt!

Die Hüter von MittelerdeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt