Der Tag danach

241 12 0
                                    

Die Nacht verlief ruhig.
Noch immer kreisten in meinem Kopf Gedanken über die letzte Nacht.

Ich hatte es geschafft, einige Informationen über Leiftan und Ashkore herauszufinden.

Ich wurde von hellen Sonnenstrahlen geweckt und öffnete die Augen.

Leiftan lag nicht wie erwartet neben mir.
Als ich mich ausstreckte, entdeckte ich ihn.

Er stand vor seinem Fenster und sah in die Gärten hinaus.

Wie hypnotisiert starrte ich seinen nackten Rücken an. Seine Muskeln waren klar zu sehen und erinnerten mich an meinen Traum.

Schnell schüttelte ich den Kopf, um die Gedanken des Traumes loszuwerden.

"Endlich bist du wach.", sagte er, ohne sich umzudrehen.

Ich zog die Bettdecke näher an mich heran.
Sie roch nach Natur mit einem Unterton von Süße.
So wie der Geruch, der mir in die Nase stieg, als Leiftan mich letzte Nacht an sich gezogen hat.

"Ja.", sagte ich entschlossen und stand auf.
Ich ging zu meinen Schuhen und wollte sie mir anziehen.

"Was du gestern erfahren hast, bleibt unter uns."

Ich drehte mich zu ihm und erschrak.

Ich hatte damit gerechnet, dass er noch immer beim Fenster steht, aber vergebens.
Er stand wenige Zentimeter vor mir und sah mir direkt in die Augen.

Verlegen strich ich mir eine Haarsträhne hinter das Ohr.
"Natürlich. Das ist mir klar."

Plötzlich umschloss er meine Hand und ich spürte einen beinahe schmerzhaften Druck.

"Ich meine das ernst." Ohne eine Miene zu verziehen, sah er mich eindringlich an.

Ich schenkte ihm ebenfalls einen todernsten Blick.
"Ich weiß."

Ich zog meine Hand weg und ging in Richtung der Tür.
Abrupt blieb ich jedoch stehen.

"Leiftan."
Erwartungsvoll sah er mich an.

"Wieso das alles? Wieso habe ich davon erfahren?"

In seinem Gesicht zeichnete sich eine kleine nachdenkliche Stirnfalte ab.
"Grace, dir ist hoffentlich bewusst, dass wenn du uns wirklich verraten solltest, dir etwas schlimmes bevorsteht."
Er trat näher an mich heran.
"Wenn du uns verrätst, dann sorge ich dafür, dass die Garde von Eel deinen Tod will."

Ich erwiderte seinen ernsten Blick, doch er ließ mich nicht zu Wort kommen.

"Außerdem hast du nur wenige Informationen erfahren. Es ist und bleibt nach wie vor ein Mysterium."

Er zog eine Augenbraue hoch.
"Wir wissen genauso wenig von dir wie du von uns. Die einzige Information, die du über uns hast, ist, dass wir, Ashkore und ich, die Garde terrorisieren. Doch wieso und wann genau..."

Er hob mein Kinn an.

"...Tja. Diese Einblicke geben wir dir leider nicht."

Er warf mir ein zufriedenes Grinsen zu.

"Und jetzt geh, Grace Luminis, bevor ich es mir noch anders überlege."

Für einen Augenblick blieb ich wie angewurzelt stehen.
Doch dann fasste ich mein Selbstbewusstsein und meinen Mut und ballte die Hände zu Fäusten.

"Nur damit das klar ist. Ich bin nicht das kleine, naive Mädchen von nebenan. Mit deinen Spielchen kannst du mich nicht einschüchtern. Versuche es, aber du wirst es nicht schaffen."

Ich spürte wie meine Finger sich verkrampften.
"Glaube mir, du wirst es nicht schaffen, mir zu drohen. Und auch ich habe meine Mittel, um dir das Leben schwer zu machen. Ich lasse mich von dir nicht unterkriegen."
Mein Blick sagte alles. Die Ernsthaftigkeit, die ich rüber bringen wollte, war eine Drohung.

"Ich habe verstanden, Grace."

Er kam näher und strich mir eine Haarsträhne hinter das Ohr.
"Aber deine sogenannten 'Spielchen' haben erst jetzt begonnen."
Leiftan sah mich eindringlich an und musterte mich.

"Du wirst schon sehen, was du davon hast." Er wandt sich von mir ab.
"Doch glaube mir eines: Pass auf, was du tust. Ich möchte ungerne deine Körperteile einsammeln müssen."

Selbstbewusst entgegnete ich:"Das werden wir schon sehen."

Ich drehte mich in die Richtung der Tür.
Bevor ich ging, waren Leiftan's letzte Worte:"Du bist wirklich entschlossen und mutig. Mal sehen, wohin dich deine Tapferkeit führt."

______________

In meinem Zimmer löste sich Robin von meiner Haut.
Auf meinem Bett lag ein Brief, worauf ein rotes Siegel zu sehen war.
Der Rat.

Mit zitternden Händen öffnete ich ihn.

Alastair platzierte sich auf meinem Unterarm.

Grace Luminis,
der Rat hofft auf Ihre vollste Bereitschaft gegenüber des dunklen Wesens. Der Ball ist vorüber und wir warten auf Ihre neu gewonnenen Informationen. Sie sind für den Schutz der Garde zuständig und sollen um jeden Preis die Bewohner verteidigen und beschützen.
Sollten Sie Ihre Pflicht vernachlässigen, sehen wir uns dazu gezwungen, die Angelegenheiten selbst in die Hand zu nehmen.
Außerdem wird Finn wieder in das Gefängnis der dunklen Magie eingeschrieben.
Achten Sie auf Ihre Pflichten und schützen Sie die Bewohner.
Finden Sie das dunkle Wesen und schalten sie es aus.

Ich ließ mich auf das Bett fallen.
Das dunkle Wesen.

Es gab keinen Zweifel daran, dass Leiftan dieses Wesen sei.

Doch wie sollte ich das anstellen?

Bevor ich genauer darüber nachdenken konnte, war draußen ein lauter Knall zu hören.

Robin versteckte sich unter dem Bett und in den Gärten hörte ich Schreie.

Ich nahm einzelne Worte der Bewohner wahr, die sie schrien.

Doch ein Satz fiel mir sofort auf und ließ mir das Blut in den Adern gefrieren.

"Wir werden angegriffen!"

Darkness - Black Magic || Eldarya FF {ABGESCHLOSSEN}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt