Erwachen

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Die Dunkelheit umgab mich, die Finsternis und die Schwärze waren meine treuen Begleiter.
Mein Körper durchzuckte die Erinnerungen, die in mir schlummerten. Ein psychischer Schmerz kribbelte in mir und hinterließ und unangenehmes Gefühl.
Wir waren bei den Fenghuangs und ein Damnum-Dämon, ein Verlustdämon, hatte mich mit seinen Krallen erwischt und sein Gift in meine Blutbahn gebracht.

Der stechende und pochende Schmerz verteilte sich wie viele kleine Messerstiche unter meiner Haut.
Dieses Szenario jagte mir einen Schauer über den Rücken.
Der hinterlistige Damnum-Dämon hatte mich getäuscht. Getäuscht mit der Stimme von Finn, meinem besten Freund.
Ich dachte, ich hätte eine Chance ihn zu retten. Oder mich zu verabschieden. Doch dem war nicht so.
Der Rat hatte mir am Tag des Angriffes bestätigt, dass Finn in den nächsten Tagen hingerichtet werden sollte. Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich bereits bewusstlos war, doch selbst wenn es nur ein paar Stunden gewesen wäre, so wäre ich zu schwach, um ihn aus dem Gefängnis zu retten.

Ich werde bei dir bleiben, Leiftan.
Die Worte, die sich in der Dunkelheit immer wiederholten. Die Worte, die ich zu Leiftan sagte und die letzten Worte, die der Aengel von mir hörte, bevor ich in die tiefe Finsternis fiel.

Eine Dunkelheit, die meine Gliedmaßen erstarren ließ und meine Kehle zuschnürte. Ich war Gefangene meiner selbst. Gefangen in der ewigen Dunkelheit und ich hatte keinen Plan, wie ich aus diesem Loch wieder herausfinden sollte.

Bleib bei mir. Lass mich nicht alleine.
Leiftan's verzweifelte Stimme spiegelte sich in meinem psychischen Dasein wieder. Die giftgrünen Augen durchbohrten mich und tauchten die scheinbar endlose Dunkelheit in dumpfes Licht.
Eine sachte angenehme Wärme umgab mich und die Dunkelheit blieb stehen.
Ich konnte mich nicht bewegen, nicht atmen, nicht reden. Nichts.
Die Wärme umgab mich immer mehr und ich spürte, wie ich in die Realität gerissen wurde.
Nach Eel.
Die Realität in Eel.
Besser gesagt die Krankenstation.

______

Giftgrüne Augen weilten auf mir und warme Hände umschlossen die meine.
"Leiftan.", krächzte ich hervor und spürte, wie sich ein Druck in meinem Brustkorb aufbaute.
Ich begann zu husten und versuchte dieses schreckliche Gefühl loszuwerden.

Leiftan klopfte mir auf den Rücken und blickte mich weiterhin an.
"Du hast es geschafft.", sagte er mit einem sorgenden Blick. Seine Stimme hatte den Unterton von Verzweiflung und Müdigkeit.
Der Geruch von heißem Früchtetee und Schweiß stieg mir in die Nase. 
Leiftan schloss mich in eine feste Umarmung und das Stechen in meinem Brustkorb verringerte sich. 
"Was ist alles passiert, Leiftan?"

Er löste sich von mir und sein Aussehen sagte mir einiges.
Tiefe Augenringe zierten sein sonst so perfektes Gesicht. Er hatte sich fürchterliche Sorgen um mich gemacht und hatte seit langem nicht mehr geschlafen.

"Sie... sie haben dich erwischt. An der Schulter. Allerdings hat es Ewelein geschafft jedes Tröpfchen Gift aus deinem Körper zu bekommen. Einige der Fenghuangs sind verletzt und sogar tot, aber..."
Er nahm mein Gesicht in seine Hände.
"...aber du bist am Leben. Du hast es geschafft."
Er gab mir einen Kuss auf die Wange und meine Haut wurde unter seiner Berührung brennheiß.
Wenige Zentimeter vor meinem Gesicht hielt er inne.
"Ich bin froh, dass du aufgewacht bist."
Meine Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln und ich konnte nicht anders.
Ich legte meine Lippen auf die seinen.
Seine Hand legte er auf meinen Hinterkopf und drückte mich noch näher an sich, um den Kuss zu intensivieren.
Seine weichen Lippen entfachten ein Feuerwerk in mir und in mir brodelte das Feuer der Leidenschaft.

Keuchend musste ich mich von ihm lösen.
Ich war noch schwach.
Zu schwach.
Zu schwach, um das zu wollen, was ich so sehr begehrte.
Ich spürte den ziehenden Schmerz an meiner Schulter und sah verlegen auf den Boden.
Ich hatte ihn geküsst.

Er nahm mein Kinn in seine Hand und hob meinen Kopf an.
Seine Lippen formten ein zufriedenes Grinsen. Langsam lehnte er sich vor und flüsterte mir in mein Ohr: "Ich hätte es niemals für möglich gehalten, dass mich das maskierte Rotkäppchen einmal küssen würde."

Meine Augen weiteten sich vor Überraschung und mein Herz pochte wie wild. Vor dem Angriff erzählte er mir, dass er die Vermutung hatte, dass ich mit dem Rotkäppchen zusammen arbeiten würde.
Als ich ihm von dem Gegenteil überzeugen wollte und ihm erklären wollte, dass ich das Rotkäppchen war, wurden wir angegriffen.

"Aber woher weißt d...?"
"Deine Kampftechnik. Deine Waffe. Dein Schattenwesen. Ich hatte alles schon einmal gesehen und so wusste ich es, du warst es. Du warst es die ganze Zeit. Das maskierte Rotkäppchen."
Er stutzte die Lippen und sah mich an.
"Ich wollte es dir sagen." Meine Stimme klang schwach. Ein Ton, den ich hasste und unerträglich fand.

Er strich mir eine Haarsträhne hinter das Ohr.
"Ich weiß." Unter seinem Blick wurde mir heiß.
Er drückte mich an sich und küsste mich erneut.
Zärtlich berührten sich unsere Lippen.
"Das bleibt unser Geheimnis. Du hast mein Wort.", flüsterte er.
"Das habe ich mir auch nicht anders erwartet, als von einem Aengel.", sagte ich neckisch.
Er rollte mit den Augen und verzog amüsiert seinen Mund zu einem Lächeln.
"Selbst wenn du schwach bist, hast du noch den Sinn für Humor."
"Das ist doch das, was du an mir so magst und wertschätzt."
Er stand auf.
"Glaub mir, Grace. Es gibt viel mehr Dinge, die ich an dir schätze."

Er ging zur Tür und bevor er die Klinke hinunter drückte, wand er sich mir noch einmal zu.
"Ruh' dich aus. Wenn Ewelein dich untersucht hat, geh zu Miiko. Sie sagte, dass sie eine Überraschung für dich hat."

Perplex sah ich ihn an. "Eine Überraschung? Von Miiko?"
Er zuckte mit den Schultern.
"Ich habe leider selbst keine Ahnung."

____________

Nach der Untersuchung mit Ewelein ging ich holprig in Richtung des Kristallsaals.
Nervosität und Überraschung strömte durch meine Gedanken und ich hatte keinen blassen Schimmer, was Miiko vor hatte.
Erst als ich über die Schwelle des Saals ging, erkannte ich die Kitsune, die mit dem Rücken zu mir stand.

"Miiko.", krächzte ich hervor.
Sie wirbelte um sich und ihre Lippen verzogen sich zu einem Lächeln.
"Du bist wach, sehr gut. Er ist eben hier angekommen."

"Wer ist hier angekommen?"

Miiko machte einen Schritt auf die Seite und ließ mich einen Blick auf die Person hinter sie erhaschen.
Dunkelbraune, fast schwarze Haare fielen in leichten Wellen in sein Gesicht. Die unzähligen Tattoos reichten ihm bis zu seinem Hals und goldleuchtende Augen rundeten sein Aussehen ab. Nicht zu vergessen die vollen Lippen und das schelmische Grinsen, was er immer schon hatte.

Ich stand wie angewurzelt da. Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte.
Meine Augen musterten jedes einzelne Detail und Miiko sah zwischen uns hin und her.

"Ich denke, ihr habt euch vieles zu erzählen." Sie verschwand aus dem Saal.

Noch immer war ich wie erstarrt und konnte mich nicht bewegen.
"Unmöglich.", presste ich mit zusammen gebissenen Zähnen hervor.
Ich ballte meine Hände zu Fäuste und hatte mich nicht unter Kontrolle.
Tränen rannten über meine Wange und das Gefühl von Freude, aber auch Fassungslosigkeit machte sich in mir breit.

"Finn."

Stürmisch lief ich zu ihm und sprang ihn beinahe schon an, um ihn in eine Umarmung zu schließen. Mit offenen Armen begrüßte er mich.

"Wie...wie ist das möglich?" Meine Stimme zitterte und mein Schluchzen konnte ich nicht mehr unterdrücken.

Ohne ein weiteres Wort zeigte er mir einen Brief vom Rat. Das blutrote Siegel war darauf zu sehen.
"Ich bin deine Belohnung dafür, dass du die Fenghuangs gerettet hast."

Er hob mich hoch und wirbelte mich in der Luft herum. Sein Geruch, seine Stimme, seine Aura hatte mir gefehlt.

"Ich habe dich vermisst, Grace."

Finn war frei.

Finn war hier.

Finn war ein Dämon.

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Eyjooo! Nächste Woche bin ich auf Urlaub und weiß leider noch nicht, wie ich es schaffe, neue Kapitel zu veröffentlichen. 😅
Vielleicht finde ich die Zeit dazu, vielleicht aber auch nicht. :/
Ich hoffe trotzdem, dass euch das Kapitel gefallen hat und würde Mal gerne wissen, ob ihr denn Theorien zu Finn habt. 🤔😏

Darkness - Black Magic || Eldarya FF {ABGESCHLOSSEN}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt