Offenbarung

206 15 2
                                    

"Gefallener Engel?", fragte Leiftan ungläubig.
Ich nickte nur zustimmend.
Ich hasse es, über meine Familie zu reden.

Emotionslos ging ich an Leiftan vorbei und setzte mich auf sein Bett.

"Also so etwas wie ein Dämon.", sagte Leiftan. Es sollte vermutlich eine Frage sein, doch es klang viel mehr nach einer Aussage.

Ich verschränkte meine Arme und sah ihn an.
"Nein. Nicht ganz."
Er setzte sich zu mich und hörte mir aufmerksam zu.
Es wirkte auf mich, als würde es ihn wirklich interessieren.
Und obwohl ich es hasste, über mein Blut zu sprechen, konnte ich mich bei Leiftan fallen lassen. Ich hatte das Gefühl, als könnte ich ihm alles erzählen.

Immer noch sah er mich fragend an.
"Was ist der Unterschied zwischen einem gefallenen Engel und einem Dämon? Sie haben doch beide böses Blut in sich."
"Nur weil mein so ein Blut hat, heißt es noch lange nicht, dass man böse ist."
"Oh doch.", protestierete er.

Ernst sah ich ihn an.
"Nein." Ich schüttelte mit dem Kopf.
"Das Blut sagt rein gar nichts über dich aus. Nur was du aus dir machst. Nur das zählt."
Ich stand auf und ging zum Fenster.
Mit dem Rücken zu ihm sprach ich weiter.
"Egal, was für dunkles Blut du in dir hast, nur du alleine kannst entscheiden, was du tust."
"Da haben wir anscheinend verschiedene Ansichten."

Ich sah aus dem Fenster und bemerkte im Augenwinkel, dass sich Leiftan neben mich stellte.
Es war bereits Abend und wurde dunkel.

"Welche Ansicht hast du?", fragte ich, ohne meinen Blick vom Fenster abzuwenden.
Auch Leiftan blickte starr hinaus.
"Dämonenblut ist böse. Das pure Böse. Es ist egal, wie sehr man sich dagegen wehrt. Man wird immer auf die böse Seite gezogen."
Er sagte es in so einer monotonen Stimmlage, dass ich Gänsehaut bekam.

Ich nickte nur. Ich wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte.
Aufeinmal fing er an zu lachen.
"Warum lachst du?"
"Du hast wahrscheinlich die Meinung, dass jeder Fairy sich selbst findet, egal von wem man abstammt."
Ich nickte.
"Das ist traurig. Genauso wie ich, weißt du, dass die Herkunft eine große Rolle spielt."
"Nein.", erwiderte ich.
"Jeder Fairy ist für sich selbst verantwortlich. Nur weil man Dämonenblut in sich hat, muss man nicht böse sein. Jeder hat ein gutes Herz."

Leiftan fing an zu lächeln und ein Grübchen zeichnete sich in seinem Gesicht ab.
"Das werde ich mir merken.", flüsterte er.

Ich wollte etwas erwidern, doch er sprach bereits weiter.
"Wer von deinen Eltern ist der gefallene Engel?"
"Möchtest du das wirklich wissen?"
Er nickte und sah mir tief in die Augen.
"Mein Vater."
"Und deine Mutter ein Mensch.", schlussfolgerte er.

Einen Moment lang standen wir nur neben einander und sahen der Sonne zu, wie sie unterging.
"Wie kam es dazu?"

Ich sah ihn an.
Sein Gesichtsausdruck war so verführerisch auf eine Art und Weise.

Augenblicklich musste ich lachen.
"Was ist so lustig?"
"Du interessierst dich für mich.",sagte ich.

Perplex sah er mich an.
Dann biss er sich auf die Lippen und kam näher.
Er beugte sich hinunter und flüsterte mir ins Ohr:"Ich muss sagen, du hast etwas sehr außergewöhnliches an dir."
Einen Moment lang verharrte er in der Position. Ich konnte seine Wärme spüren, die von seinem Körper ausging.
Jedoch nahm ich eine Bewegung auf meinem Arm und Rücken wahr.
Es waren Robin und Alastair.
Sie bewegten sich und anscheinend fühlten sie sich wohl.
Oder doch unwohl?

"Erzähl mir mehr von ihnen.", sagte Leiftan und setzte sich erneut auf das Bett.
"Von deinen Eltern.", fügte er noch hinzu.

"Mein Vater hatte viele Frauen. Demnach habe ich sehr viele Geschwister. Denke ich. Meine Mutter war ein einfacher Mensch und hat sich von ihm verführen lassen. Ich habe keine Ahnung, ob sie noch leben. Seit langer Zeit habe ich keinen Kontakt mehr zu ihnen."

Es war ein Lüge. Meine Mutter war tot und mein Vater auch. Jedenfalls denke ich, dass mein Vater tot ist. Er war sehr bekannt und ich habe lange Zeit nichts mehr von ihm gehört.
Er hatte viele Frauen und auch viele Kinder, jedoch hatte ich keinen Kontakt zu einem Bruder oder zu einer Schwester. Außer zu einer.

"Wenn er so viele Frauen hatte, muss er doch bestimmt bekannt sein oder nicht?", fragte Leiftan und ich wusste genau auf was er hinaus wollte.

Er wusste glasklar, über wen wir hier gerade reden. Welches Kind ich bin und welcher gefallener Engel es ist.
Seine Stimme hatte einen gewissen Unterton und ich wusste sofort, dass er nur möchte, dass ich den Namen ausspreche.
Er möchte nur Bestätigung haben, dass er in seiner Vermutung richtig liegt.

Ich setzte mich ebenfalls auf das Bett und rückte sehr nahe an Leiftan.

Unsere Gesichter waren wenige Zentimeter von einander entfernt, doch er wich nicht zurück. Ich stellte ihn auf die Probe und er stieg drauf ein.
Er kam ebenfalls näher.
Leiftan spielt das gleiche Spiel, wie ich.
Es ist nur die Frage, wer von uns beiden gewinnen wird.
Oder aufgeben wird.

"Du weißt es ohnehin schon."
"Was?"
"Der gefallener Engel. Du weißt, wer er ist."
Er nickte. "Ich möchte es von dir hören.", sagte er und zog eine Augenbraue hoch.

Ich stieß einen Seufzer aus und blickte ihn an.

"Mein Vater ist Lucifer. Der Fairy, der einmal ein Engel war und der Fairy, der sich widersetzt hat und nun ein gefallener Engel ist."

Leiftan begann breit zu grinsen.
"Ich wusste es."

"Leiftan?"
"Ja?"
"Ich weiß genau, was du bist."
"Und zwar?"

Ich biss mir auf die Lippe.
Dann stand ich auf und ging Richtung Tür.

"Das bleibt mein Geheim.." Ich konnte nicht weiter sprechen, denn Leiftan drückte mich gegen die Wand.
Er hatte meine Hand genommen und sah mir tief in die Augen.
War er wütend?
Oder einfach neugierig und nervös?

"Du weißt es?", fragte er ungläubig.
"So wie du deine Ansichten hast, habe ich keinen Zweifel mehr daran."

Sein Gesicht kam immer näher und seine Worte wurden immer leiser.

"Sag es."

Ich zögerte.

"Sag, was ich bin."

Noch immer ließ ich mir Zeit.

Er kam noch näher und flüsterte nur mehr.
Seine Lippen berührten flüchtig meine Wange.
"Sag es."

Er sah mir direkt in die Augen und ich hielt meinen Blick stand.

Zärtlich strich er mir eine Haarsträhne hinters Ohr und sah mich weiterhin an.
"Sag es, Grace."

Ganz leise, so dass nur wir es hören konnten, flüsterte ich:"Du bist ein Dämon. Ein Aengel."

__________
Sorry dass so lange nichts kam! Ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen. :)

Bleibt fresh

Darkness - Black Magic || Eldarya FF {ABGESCHLOSSEN}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt