Wiedersehen

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"Das ist unmöglich.", nuschelte ich in Finn's Haare, als ich ihn erneut in eine Umarmung zog.
Tränen rannten mir die Wange hinunter und das Schluchzen konnte ich nicht länger unterdrücken.
Ich hasste es zu weinen.
Ich hasste es meine Schwäche zu zeigen.
Doch Finn war schon immer jemand, dem ich alles erzählen konnte.
Er war bisher der einzige, der mich weinen gesehen hatte.
Bis auf Leiftan.

Fürsorglich streichelte er meinen Rücken und gab mir einen Kuss auf den Kopf.

Zögernd ließ ich ihn los und blickte in seine goldenen Augen. 
Ich musste an die Nacht denken, als der Damnum-Dämon seine Stimme annahm und mich täuschte.
"Du bist kein Damnum-Dämon oder?", fragte ich und erneut rannte mir eine Träne die Wange hinunter.

Er schüttelte mit dem Kopf und seine Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln.
"Nein. Ich bin es wirklich. Aber du kannst mich gerne etwas fragen, was nur der richtige Finn wissen kann."

Ich zog eine Augenbraue hoch.
Sofort fiel mir eine Frage ein.
"Unsere erste Begegnung."
Ich trat einen Schritt nach hinten.
"Wo haben wir uns das erste Mal gesehen?"

Er begann zu Grinsen.
"Einfacher geht es wohl nicht. Vor dem Gebäude des Rates. Du wolltest einbrechen und ich habe dich dabei erwischt."

Es stimmte. Finn war ein armer Junge, der in einer Seitengasse lebte.
Er hatte kein richtiges Zuhause und ich wollte in jener Nacht den Rat bestehlen.

Flashback

Robin löste sich von meiner Haut und krabbelte die Steinmauer hinauf.
Es war die Mauer, die zu dem Dach des Rates führte.
Mein Ziel oder besser gesagt mein Hauptgrund für den Einbruch in den Rat, war das Grimoire.
Bevor ich den selben Weg wie Robin nahm, hörte ich eine leise Stimme in der Dunkelheit.
"Das würde ich an deiner Stelle nicht tun."
Sofort nahm ich meinen Dolch und folgte der Stimme der Finsternis.
Ich drückte mich von der Mauer ab und sprang auf eine Person.
Das kalte Metall fühlte sich in meinen Händen so gut und vertraut an.
Ohne zu Zögern hielt ich dem Jungen die Waffe an die Kehle.
Meine Maske und meine Kapuze versteckten mein Gesicht. Wie immer, als ich im Namen des maskierten Rotkäppchens mein Unwesen trieb.
"Tötest du mich?" Seine Stimme war leise.
Sie klang jung. Unschuldig.

"Unschuldig.", flüsterte ich und ließ die Klinge sinken.
"Du wohnst auf der Straße.", stellte ich fest, als ich mich erhob und neben der Steinmauer mehrere Decken sah. 

Der Junge nickte nur.
Seine dunklen Haare hingen ihm strähnig ins Gesicht und die gold-strahlenden Augen schenkten der trüben Dunkelheit ein wenig Helligkeit.

Ich steckte meinen Dolch ein und hob die Hand in den Himmel.
Robin sprang vom Dach und verwandelte sich im Flug in eine Schattenwolke, ehe er sich auf meiner Hand als Tattoo materialisierte.
Mit dem Rücken zu dem Jungen richtete ich meine Handschuhe und meine Kapuze.
"Die Straßen sind nicht sicher. Pass auf dich auf.", sagte ich und machte Anstalten zu gehen.

Plötzlich spürte ich einen festen Griff um mein Handgelenk.
"Warte."

Ich drehte mich um und der Junge mit den goldenen Augen stand vor mir.
Er war größer als ich, vielleicht sogar zwei Jahre älter, aber eines fiel mir sofort auf.
Seine Tattoos.

"Nimm mich mit, Rotkäppchen."
Verzweiflung und Müdigkeit schwang in seiner Tonlage mit.

Eine kühle Brise jagte über die engen Gassen der Stadt.
"Wieso sollte ich? Ich bin eine Kriminelle. Eine Verbrecherin. Du hast mehr Glück in den Gassen zu überleben, als mit mir."
"Du hast selbst gesagt, dass es hier nicht sicher ist. Nimm mich mit. Bitte."

Darkness - Black Magic || Eldarya FF {ABGESCHLOSSEN}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt