Mission

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"Grace, da bist du ja.", eine tiefe Stimme erklang hinter mir und ich drehte mich in dessen Richtung.
Giftgrüne Augen musterten mich und sahen auf mich herab. Sein Blondes Haar war in zwei Zöpfe geflochten und einzelne schwarze Strähnen waren zu sehen.

Ich konnte nicht anders, als Leiftan anzustarren. Erst jetzt fiel mir auf, was für markante Gesichtszüge er hatte. Obwohl diese seine Ernsthaftigkeit unterstreichen, hatte sein Gesicht etwas liebliches und weiches. Ein leichtes Lächeln formte sich in seiner Mimik und ich spürte, wie warm mir plötzlich wurde.
"Ja?", fragte ich. Ich bemerkte erst jetzt, dass ich ihn bestimmt schon einige Minuten anstarrte.

"Miiko hat eine Mission für dich."
"Für mich?"
Er nickte und beugte sich ein Stück hinunter.
"Um genau zu sein, eine Mission für dich und mich.", flüsterte er mir in mein Ohr.
Robin und Alastair zuckten unter seinen Worten und ich bekam Gänsehaut.

Perplex sah ich ihn an.

Er zuckte mit den Schultern.
"Naja, um ehrlich zu sein, kommen Ezarel und Chrome auch noch mit."
Ich nickte und sah ihn weiterhin an.
"Was für eine Mission?"
"Balenvia. Morgen Nachmittag geht es los."
"In Ordnung."
Ich wollte mich wegdrehen, doch Leiftan hielt mein Handgelenk fest.
"Vergiss unser Geheimnis nicht. Wenn einer davon erfährt, hat das schlimme Folgen."
Sein Flüstern war auf einer gewissen Art und Weise furchteinflösend, aber auch verführerisch zu gleich.
Ich wollte etwas erwidern, doch seine grünen Augen raubten mir den Atem.
Mit einem bestimmenden Nicken verabschiedete er sich und verschwand in der Menge.

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Der Tag der Mission stand an. Ich war ein wenig verwundert, weshalb ich mitkommen durfte, da ich für Miiko und die anderen noch immer das "Waisenkind" war. Jedoch meinte Leiftan, er hätte Miiko geraten, mich zu integrieren, damit ich soziale Kontakte aufbauen würde.

Bei dem Gedanken rollte ich mit meinen Augen.
Leiftan wollte mich nur dabei haben, damit ich niemanden verraten kann, dass er hier der Terrorist ist und Ashkore und er die Fäden des Chaos' ziehen.
Schließlich dachten alle Gardenmitglieder, bis auf Leiftan, dass ich ein einfaches Mädchen bin. Sie nehmen vermutlich an, dass ich keiner Fliege etwas antun würde, aber da lagen sie falsch. Ich war das maskierte Rotkäppchen. Falsch. Ich bin das maskierte Rotkäppchen und die Hüterin der Dunkelheit und der schwarzen Magie.

Bevor ich mich auf den Weg nach Balenvia begab, sah ich ein letztes Mal in mein Zimmer. Auf meinem Bett lagen inzwischen drei Briefe des Rates. Ich hatte keinen davon gelesen. Aus unerklärlichen Gründen hatte ich Angst und ich vermied sie, zu lesen. Also entschied ich mich, sie erst zu lesen, wenn ich von der Mission zurück komme. Hoffentlich geht das gut.

_______

"Riecht ihr das?", fragte ein Bewohner Balenvias.
Ezarel, Chrome, Leiftan und ich standen im Hof der Stadt. Mehrere Menschen hatten sich versammelt und sahen uns an. Ein älterer Mann fragte mehrere Male, ob wir "das" riechen könnten.
Er wirkte verwirrt und auch seine Augen hatten einen gewissen Schleier. Ich gehe davon aus, dass er beinahe blind war.
"Was meinen Sie?", fragte Ezarel höflich.
"Dieser Geruch. Ich kenne ihn."

Chrome lehnte sich an mich und sagte:"Dieser Kerl ist glaube ich verrückt."
"Sei leise Chrome, er ist nur alt.", erwiderte Leiftan.

"Dieser Geruch. Es ist Jahre her, aber ich erkenne ihn. Das... Das Böse!"

Wir sahen ihn alle an.
"Entschuldigung, was meinen Sie?", fragte Ezarel erneut.
"Das Böse...ein Dämon oder...oder nein...warte...ein Engel...oder..."

Der Mann wurde von ein paar Leuten in ein Haus gebracht.
"Es tut mir leid, er ist ein bisschen verwirrt.", entschuldigte sich eine Dame. 
"Kein Problem, schließlich sind wir wegen anderen Dingen hier.", erwiderte Leiftan.
Er wirkte angespannter als zuvor. Ob er sich um den alten Mann Gedanken macht?

Unsere Mission war es, die Bewohner von Balenvia zu schützen, da sie in letzter Zeit von Unwettern geplagt waren. Keine interessante Mission, wenn man mich fragt, aber ich werde sie interessant machen.
Da es schon spät war, gingen wir schlafen und mir war zu dem Zeitpunkt noch nicht bewusst, dass ich diese Nacht lange nicht vergessen werde.
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Wie aus dem Nichts wachte ich auf.
Als wäre ich in einer Hypnose gab ich die Bettdecke auf die Seite und setzte mich auf. Es zog mich förmlich in eine gewisse Richtung. Robin lag auf meinem Bett und bemerkte mein Vorhaben. Er ließ sich auf meiner Haut nieder und auch Alastair bewegte sich von meinem Rücken zu meinem Handgelenk.

Diese magische Anziehung brachte mich in Richtung der Höhle.
Dunkelheit und Finsternis breitete sich aus und ich ging tiefer hinein. Schatten tänzelten vor meinen Augen und ich spürte diese enorme Anziehungskraft. Eine Kraft, die ich zuvor noch nie gespürt hatte, doch ich wusste, wie mächtig sie war.

Ich ging immer tiefer in die Dunkelheit. Die Kälte nagte bereits an mir und ich bemühte mich, voran zu kommen. Je näher ich dieser Kraft kam, desto wärmer wurde mir. Dennoch spürte ich Eiseskälte und jeder Atemzug raubte mir mehr Energie. Alles was ich gerade wollte, war es, diese Kraft zu sehen.
Die dunklen Gänge hatten mich bereits gefangen genommen und ich war mir nicht mehr sicher, ob ich in die richtige Richtung lief. Robin und Alastair versuchten mich zu wärmen und gaben mir Schutz.
Minuten oder vielleicht sogar Stunden vergingen und ich suchte und suchte.

Gerade als ich mich auf den Boden fallen lassen wollte, weil meine Kraft schwand, sah ich ein kleines Licht.
Doch dieses Licht vergrößerte sich.

Und plötzlich wurde die Finsternis in helles Licht gestürtzt. Strahlend helle Lichter blendeten mich und ich wusste, vor was ich stand. Vor wem ich stand.

Das Orakel.

Wie in Trance blickte ich sie an und genoss ihre mächtige Magie und Ausstrahlung.

In einer mir unverständlichen Sprache redete sie zu mir.
"Niebutm krakdeamon."
"Ich verstehe nicht."

Sie lächelte leicht und dann verformte sich ihr helles Licht in einzelne Schatten.
Zwei pechschwarze Flügel waren zu sehen. Sie waren von Dunkelheit umringt und die Atmosphäre änderte sich zu einer düsteren und geheimnisvollen Umgebung.

"B...bin ich das?", stotterte ich.
Die Schatten verschwanden und das Orakel stand er vor mir.
Sie öffnete den Mund, doch in dem Moment, hörte ich Schritte.
Sie kamen immer näher und auch das Orakel nahm es war.

Mit einem Mal verschwand ihr Licht und ihre Magie und ich stand wieder in dem dunklen Gang der Höhle.

"Grace.", hörte ich eine tiefe Stimme.

Ohne hinzusehen, wusste ich, wer hinter mir stand.

Ashkore.

Darkness - Black Magic || Eldarya FF {ABGESCHLOSSEN}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt