59.

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-Sicht Yoongi-

Die Worte brachten nichts, er machte kaltherzig weiter. Tränen rollten mir die Wangen runter. Plötzlich flog etwas durch den Flur und traf den Kopf meines Vaters, sodass er zurseite taumelte. Ich sah in die Richtung, aus der der Gegenstand geflogen war. Da sah ich die alte Oma aus der Wohnung 208 auf der Treppe stehen. Bewaffnet mit ihrem zweiten Hausschuh stand sie, bereit für dem Kampf, dort und funkelte meinen Dad böse an.

"Man schlägt keine freundlichen jungen Männer, auch nicht wenn sie schwul sind! Ich habe hier die Polizei am Telefon, die ist jeden Moment hier und wird sie mal schön zurück in ihre Zelle bringen, Herr Min! Nun weg von dem Jungen!" schrie sie, hielt ihr Telefon hoch und warf den zweiten Hausschuh auf meinen Vater. Der hielt schützend seine Arme über seinen Kopf.

"Verpisst euch doch alle! Yoongi, ich hoffe du wirst nie vergessen, was ich mit dir gemacht habe! Ich wünsche dir den Tod, mein Junge!" schrie er verärgert und lachte zum Ende wieder wie ein Psychopath, bis er dann in seiner Wohnung verschwand und die Tür zuknallte.

So schnell ich konnte eilte ich zu Taehyung und schmiss mich vor ihm auf die Knie. Ich nahm ihn in meinen Arm und sah besorgt in sein Gesicht.

"T-Taehyung, hörst du mich? Hey, alles ist gut." begann ich. Die taffe, alte Dame stellte sich neben mich und steckte ihr Telefon weg. Taehyung zitterte und hatte seine Arme immer noch schützend vor seinem Gesicht verkrampft. Sein ganzer Körper war angespannt. Blut glitzerte an einer Stelle auf seiner weichen Haut und langsam liefen ihm ein paar salzige Tränen über seine Wangen. Ich drückte ihn fest an mich und kniff meine Augen zusammen. Wir standen beide unter Schock.

"Alles ist jetzt gut, mein Vater ist weg." Flüsterte ich. Ein paar Minuten saßen wir dort einfach nur so. Langsam entspannte er sich wieder.

"Warum hast du das nur gemacht? Tae, ich hatte Angst. Mein Dad ist unberechenbar und es war klar, dass er sich nicht umstimmen lässt." Brachte ich etwas bedrückt aber auch leicht vorwürflich raus. Er wischte sich seine letzten Tränen weg und antwortete leise:

"I-ich wollte dir helfen Hyung... Ich wollte, dass es dir wieder gut geht." Ich sah ihn an und musste leicht Lächeln. Es war schon irgendwie süß von ihm.

"Mir geht es gut, wenn es dir auch gut geht, klar? Mach dir bitte keine  Sorgen. Ich bin froh, dass nicht weiter schlimmeres passiert ist." Spielte Ich alles etwas runter.

"Hach, junge Liebe~" Begann die Dame neben mir zu schwärmen. Ich sah zu ihr hoch und schaute sie mit einer hochgezogenen Augenbraue an.

"Wir sind nicht zusammen." sagte ich dann knapp. Sie schmunzelte mich nur an und erwiderte:

"Ich hab doch gar nichts gesagt~" dann wendete sie sich an Tae. Sie half ihm beim aufstehen. Er zitterte noch stark, weshalb ich ihn an die Hand nahm. Wir unterhielten uns noch für ein paar Minuten mit der Oma.

"Nochmal danke, dass sie uns geholfen haben. Ohne sie würde ich dort immer noch liegen." lächelte Tae dankbar und mild. Sie lächelte wieder so überfreundlich und sagte dann:

"Ich finde ihr beiden seid echt süße, junge Männer. Ich wünsche euch viel glück in eurer Zukunft." Tae und ich bedankten uns einfach mit einem Lächeln und verabschiedeten uns. Wir hatten beschlossen noch nicht dir Polizei zu rufen. Wir wollten erstmal mit Mum reden. Die alte Frau hat uns ihre Telefonnummer gegeben, damit wir sie, falls später nötig, mit einbeziehen können. Nun waren wir auf dem Weg zum Auto. Ich ging schnellen Schrittes voran, ich hatte mich vom Schock erholt und konnte gerade nicht fassen, was Tae angestellt hatte. Verwirrt lief er mir hinterher wie das Entenbaby der falschen Mutter. Stumm stieg ich ins Auto. Ich versuchte mich zusammen zu reißen. Er konnte ja nicht wissen, was er mit all dem angerichtet hatte. Stumm starrte ich auf das Lenkrad, schaute monoton ins Nichts. Ich sah aus dem Augenwinkel wie Tae unsicher zu mir rüber sah.

"Yoongi, a-alles gut?" fragte er vorsichtig. Ich antwortete bissiger als gewollt:

"Nein, ist es nicht. Tae, hast du nicht mitbekommen, was eben passiert ist?" Ich sah ihn mit einem kalten Starren an. Er sagte erst nichts, doch dann erwiderte er leise:

"Es geht mir gut, Yoongi. Ich stand nur unter Schock." Pf, das ich nicht lache. Ich sah wieder nach vorn und sagte stumpf:

"Zieh dein Sweatshirt aus." Tae sah mich nur fragend an.

"Hyung, w---" mein Blick schnellte zu ihm und ich funkelte ihn an. Er unterbrach sich selbst und nickte. Zögernd zog er sich das Stück Stoff über den Kopf. Zum Vorschein kam seine nackte Haut. Sie war besonders am linken Arm mit roten Striemen geziert. Auch sein Rücken hatten rote Stellen abbekommen. Eine etwas größere Strieme an seiner Hand war mit etwas getrocknetem Blut geschmückt. Auch in seinem Gesicht war eine der roten Stellen zusehen, die gefährlich nah am Auge war. Zwischen diesen roten Stellen gab es manchmal sogar blaue Flecken. Es waren nicht besonders viele oder starke Verletzungen, aber genug, um nicht zu sagen, 'Es geht mir gut'. Taehyung schlang seine Arme um seinen Oberkörper und wollte so die Stellen verdecken. Sein Blick war auf seine Füße gesenkt.

"Das nennst du, 'nur unter Schock?'" fragte ich mit herablassendem Tonfall. Er schwieg.

"Antworte mir!" sagte ich lauter, immer noch, ohne ihn anzusehen. Er zuckte leicht zusammen.

"N-nein Hyung. T-Tut mir leid." stotterte er eingeschüchtert. Ich atmete tief durch, ich musste mich beruhigen.

"Was hast du dir dabei gedacht?" fragte ich langsam in einem neutralen Tonfall.

"I-ich...Ich dachte, ich könnte deinem Vater klar machen, was er angerichtet hat. Ich wollte, dass er sich bei dir entschuldigt, sodass ihr euch wieder vertragt. Ich habe doch gemerkt, wie dich die Vergangenheit quält. Ich wollte, dass es dir wieder gut geht. Ich wollte dir helfen, Yoongi." erklärte er kleinlaut. Mit meinem Blick stur nach vorn erwiderte ich:

"Und du hast ernsthaft geglaubt, das würde klappen? Er würde sowas nicht mal tun, wenn er nur als andere Möglichkeit sterben hätte. Er würde lieber sterben, als sich zu entschuldigen, Taehyung. Dieser Mann denkt, er hätte das richtige getan. Er ist nicht mehr zu retten, nicht mal dein Optimismus kann da helfen. Es ist unglaublich, dass du immer noch als erstes an die anderen denkst, als an dich selbst. Er hätte dir sonst was antun können."

"Hat er aber zum Glück nicht, es ist nichts pass---" wollte er sagen. Doch ich unterbrach ihn wütend.

"GUCK DICH DOCH AN!" Schrie ich ihn böse an. Tae sah mich mit großen Augen an, sichtlich überrascht. Ich war im nächsten Moment selbst über meine Lautstärke verwundert. Ich räusperte mich, widmete mich dann dem Auto und fuhr los.

"Yoongi, ich---" begann Tae nach einer Weile Stille. Doch wieder unterbrach ich ihn.

"Halt deine Klappe, Tae." Er befolgte meine Anweisung und lehnte sich stumm in seinem Sitz zurück. Er schaute leise aus dem Fenster, rührte sich nicht mehr. Ich schielte zu ihm rüber. Ich glaube, ich hatte ihn ziemlich verschreckt. Leise seufzte ich und bog auf die Autobahn, die wie ein Fluss aus Lichtern sich durch die Stadt zog.

Warum musste das alles nur passieren?

  What Is Love? || Taegi || BTS Texting ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt