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-Sicht Taehyung-

Wir waren noch bis zum frühen Abend im Park spazieren. Als die Sonne dann hinter den Bäumen verschwunden war, wurde es auch wieder kalt. Wir machten uns also auf dem Weg zu mir und warfen uns dort in gemütliche Klamotten. Zusammen kuschelten wir uns aufs Sofa in meinem Zimmer und schauten gerade nach einem Film auf Netflix. Wir haben uns etwas leichtes zu Essen gemacht, in der Hoffnung, es reizt meinen inzwischen empfindlichen Magen nicht so. Deswegen hatten wir eine Schale mit Crackern, für jeden einen Wrap und ein bisschen frisches Obst als Snacks und gleichzeitig Abendessen vorbereitet. Yoongi startete den Film. Ich lehnte mich bei ihm an und kuschelte mich an seiner Seite ein. Eine weiche Decke war über mich gelegt und mit meinen Armen umklammerte ich Yoongis Arm wie ein Kissen. Während wir den Film schauten, kraulte er mir manchmal durch die Haare und sah mich an. Doch immer, wenn ich dann zu ihm hochsah, wendete er seinen Blick wieder zum Fernseher und schmunzelte leicht.

Alles verlief gut, ich war glücklich ihn bei mir zu haben, genoss seine Nähe, seine Wärme und seinen Geruch. Auch seine Berührungen, sie entspannten mich, sie durchfuhren mich wie Energie. Ich liebte alles an ihm so sehr, ich fühlte mich so wohl und geborgen. Ich könnte jede Minute um ihn verbringen, es machte mich einfach glücklich. Es gab nur noch ihn und mich. Doch leider musste dieser Moment zerstört werden. Nach einer Weile merkte ich, wie mir übel wurde. Ich verspürte den Drang ins Bad zu laufen, doch ich versuchte alles runter zu spielen und zu unterdrücken. Doch der Drang, dieses schwere und bedrückende Gefühl in meinem Magen los zu werden, wurde immer größer. Schon nach kurzer Zeit gewann meine Sucht die Überhand, ich stand auf und ging schnellen Schrittes wortlos ins Badezimmer. Ich lief zur Kloschüssel, beugte mich über sie und verzog das Gesicht. Eigentlich wollte ich das nicht tun, warum ich es doch tat, wusste mein Verstand nicht. Mein Körper konnte nicht anders. Auch wenn ich gerade dabei war und wusste das es falsch war, machte ich es trotzdem, ich konnte nicht anders. Ich spürte wie die bekannte Welle von Übelkeit mich überkam und ich mich dann übergab. Die Magensäure, die sich mit dem Erbrochenen vermischt hatte, hatte etwas Ätzendes. Wegen ihr hatte ich öfters Halsschmerzen und auch schonmal leicht entzündete Schleimhäute.

Das war in der Zeit, wo ich mich mehrfach täglich übergeben habe. Ich habe die Schleimhäute sehr gereizt. Nun ist es einfach der Geschmack und das leichte brennen im Rachen, was mich stört. Ich hustete etwas. Mir war immer noch schlecht. Abwartend hing ich über der Schüssel. Ich seufzte schwer. Ich wollte das nicht mehr. Nun zog mich das hier nur noch runter, anstatt mich zu erleichtern. Warum? Ich wusste es nicht wirklich. Ich war erschöpft und ich fühlte mich schwach. Ich war doch erst seit heute aus dem Krankenhaus und schon baute ich wieder Scheiße mit meinem Körper. Wieder seufzte ich schwer. So schwach und zerbrechlich wie ich mich fühlte, begannen mir leise Tränen die Wangen herunter zu rinnen. Ich hasse es, warum musste ich so erbärmlich schwach sein? Da umschlugen mich auf einmal zwei Arme. Ich zuckte zusammen und schluchzte kurz auf.

"Shhh, alles gut." wisperte eine leise, raue Stimme in mein Ohr. Sie war so eindringlich und beruhigend. Unbeholfen versuchte ich mein leises Schluchzen zu kontrollieren. Hyung umarmte mich immer noch fest von hinten und begann kleine, leichte Küsse auf meinen Hals und Nacken zu geben. Mein Atem war unregelmäßig. Dann kam wieder die Welle der Übelkeit und ich konnte mich noch einmal übergeben. Ich hustete, spuckte die Reste in die Kloschüssel und wimmerte leise auf. Yoongi küsste mich immer noch vorsichtig. Erschöpft lehnte ich an der Porzellanschüssel und wimmerte vor mich hin.

"Shhh, ich bin da Baby, alles gut." sagte er leise mit seiner wunderschönen, sanften Stimme. Sie beruhigte mich tatsächlich. Ich musste unter mein paar Tränen lächeln. Er hatte mich Baby genannt. Es klang so wunderschön wenn er mich Baby nannte. Glücklich schmunzelte ich. Es ging mir gleich besser. Ich richtete mich auf und ging zum Waschbecken um meinen Mund auszuspülen und mein Gesicht zu waschen. Yoongi machte die den Rest sauber.

-Sicht Yoongi-

In Taes Zimmer angekommen, setzten wir uns wieder aufs Sofa und guckten den Film weiter. Tae hatte sich beruhigt, er sah trotzdem bedrückt aus. Mit Kopf und Schultern lag er auf meinem Schoß, hatte eine Decke über sich gelegt und hatte gerade die Augengeschlossen, da ich ihm durch die Haare kraulte. Ich weiß, dass er es liebt. Mit der anderen Hand streichelte ich ihm unter seinem T-Shirt über den Bauch, zur Beruhigung, was anscheinend half. Trotzdem schaute er noch traurig drein, weshalb ich irgendwann raunte:

"Das wird alles schon wieder. Wir schaffen das zusammen. Du bist unglaublich stark und ich bin stolz auf dich." Er öffnete seine Augen und sah mir direkt in Meine. Er hatte so warme, unschuldige und süße braune Augen. Ich liebte mich in ihnen zu verlieren. Er lächelte mild und nickte dann.

Wir schauten den Film zu Ende. Trotzdem lagen wir dann noch lange schweigend so dar. Ich sah zu dem Jungen auf meinem Schoß hinunter. Schlief er? Leicht lächelte ich. Vorsichtig streichelte ich ihm sanft und langsam über seine weiche Wange und strich ein paar Haarsträhnen von seiner Stirn. Ein Schmunzeln bildete sich auf seinen Lippen, welches mir verriet, dass er wach war. Vorsichtig öffnete er seine Augen. Nachdenklich sah er mich an. Irgendwie wurde sein Gesichtsausdruck ernst. Was war denn los?

"Alles gut?" fragte ich deshalb leise. Er richtete sich auf. Erst schaute er auf seine Hände, dann sah er mich an. Wir saßen uns nun direkt gegenüber.

"Sag mal... s-sind wir jetzt eigentlich zusammen?.. Wie ein Paar?" fragte er mich unsicher und vorsichtig. Behutsam legte ich meine rechte Hand auf seine Linke, die auf seinem Bein ruhte. Ich sah ihm in die Augen. In seine wunderschönen, braunen Augen. Umrahmt von seiner perfekten Haut. Und dann waren da seine Lippen. Sie sahen so weich aus. Mein Blick hing sich an ihnen auf. Ich seufzte und überlegte, was ich nun sagen sollte. Es war nicht einfach. Immer noch nach den richtigen Worten suchend, rückte ich näher an ihn ran und seufzte nochmal. Fragend sah er mich an.

"Weißt du Tae..." begann ich, doch unterbrach mich selbst. Mein Blick konnte nicht von seinen Lippen abweichen. Ich setzte neu an.

"Ich...---" doch er unterbrach mich.

"Schon gut Yoongi, ich hab's verstanden. R-Rede bitte nicht weiter, vergiss es, ja?" sagte er bedrückt und sah runter in seinen Schoß. Mein Herz zog sich bei seinem traurigen Blick zusammen. Ich seufzte ein drittes Mal, legte dann meine linke Hand auf seine Wange, mit der Rechten hielt ich immer noch seine Hand. Ich richtete seinen Kopf wieder nach oben, sodass er mich ansehen musste. Seine betrübten Augen glitzerten mich fragend an. Ich riss meinen Blick von seinen Lippen und sah ihm tief in die Augen. Ich setzte wieder an etwas zu sagen, entschied mich aber doch dagegen, sondern begann mich langsam seinem Gesicht zu nähern. Mein Blick rutschte wieder zu seinen Lippen. Mein Herz schlug wie wild. In mir kribbelte alles, aber von außen war ich die Ruhe selbst. In Zeitlupe ließ ich den Abstand immer kleiner werden. Kurz vor seinen Lippen stoppte ich. Für ein paar Sekunden hielten wir so inne. Wir beide hatten unsere Augen halb geschlossen und schauten auf die Lippen des Anderen. Ich spürte Taes Atem auf meinen Lippen, die ein angenehmes Kribbeln überzog. Um mich herum vergaß ich alles. Dann hielt ich es nicht mehr aus. Sanft und gefühlvoll drückte ich meine Lippen auf seine. Sie waren viel weicher als erwartet und so süß. Ich wusste jetzt schon; das war meine neue Droge. Liebevoll bewegte ich meine Lippen gegen seine, nachdem er sofort erwidert hatte. Als er ebenfalls sich mit bewegen wollte, zog ich kurz weg und löste uns, nur, um im nächsten Moment wieder meine Lippen auf seine zu pressen. Sie passten perfekt aufeinander und schienen miteinander zu verschmelzen. Ich küsste seine Oberlippe und fragte vorsichtig nach, bis ich dann langsam meine Zunge zwischen seine Lippen steckte und wir uns gleich einen kleinen Kampf lieferten, den ich schnell dominierte. Immer verlangender und gefühlvoller küssten wir uns. Dann ließen wir langsam nach, bis wir uns komplett lösten. Ich lehnte meine Stirn gegen seine und sah ihm in die Augen.

"Ja sind wir, Tae. Ich möchte, dass du mein Boyfriend bist. Meins allein."

  What Is Love? || Taegi || BTS Texting ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt