What Is Love? || Taegi || BTS Texting ff

65.

-Sicht Yoongi-

Eine Ewigkeit verging. Eine lange Ewigkeit. Wir warteten jetzt schon seid ein paar Stunden in diesem scheiß Warteraum. Wir alle hatten unsere Nerven verloren, selbst Junki. Die Mutter hatte immer wieder Heulanfälle, der Vater fragte ständig bei den Ärzten nach Neuigkeiten und ich machte mir unendliche Gedanken. Und Junki? Der schlief. Sowasvon mein Bruder. Aber im Moment war es mir zu wichtig um zu schlafen. Die ganze Zeit über fragte ich mich, ob es etwas mit mir zu tun haben könnte und ob er sich wirklich umbringen wollte. Am Anfang konnte ich nicht realisieren, dass ich wegen Taehyung im Krankenhaus saß und um sein Leben betete. Doch nach ein paar Stunden Aufenthalt hatte ich es endlich realisiert.

"Du, Yoongi? Was hatte deine Mutter gemeint, als sie gesagt hatte, du kannst uns vielleicht weiter helfen?" brach Taes Mum dann die Stille, die vorher zwischen uns herrschte. Ich atmete tief ein.

"Taehyung und ich hatten uns gestritten." drückte ich mich knapp aus. Ich wollte ihn nicht verpetzen.

"Worum ging es in dem Streit?" fragte sie nach. Ich seufzte.

"Ich möchte ungern darüber reden. Es ist eigentlich nichts relevantes. Ich habe ihn wohl sehr verletzt, woraufhin er die Freundschaft abbrach. Ich war immer noch sauer auf ihn, wegen der Sache mit meinem Vater. Sie wissen ja, es war nicht leicht für mich all das wieder zu erleben und zu sehen." Sie nickte.

"Bist du noch böse auf ihn?" fragte sie dann leise. Ich seufzte tief und zuckte mit den Schultern.

"Im Moment fühle ich mich irgendwie schuldig. Wenn ich ihn nicht verletzt hätte, wäre es vielleicht nicht passiert, weißt du?" sagte ich zu ihr. Sie strich mir über den Rücken.

"Weißt du Yoongi, Tae hatte dich sehr, sehr gerne. Er redete viel von dir, erzählte, wie toll du bist. Ich könnte meinen, er war verliebt." Sie lächelte mich an. Mein Gesicht verzog sich und ich legte es in meine Hände. Tränen füllten meine Augen. Diese Worte taten weh. Was ist, wenn er sich umbringen wollte, weil ich sein Herz mit Füße getreten habe? Ich unterdrückte die Tränen. Hundewelpen. Ich musste an etwas süßes denken. Fuck! Süß und Hundewelpen erinnerten mich beides an Taehyung! Ich wischte mir die Tränen mit dem Handrücken weg und atmete tief durch.

"Er ist mir auch wichtig. Mehr als das. Ich kann das alles ohne ihn nicht mehr. Was ist wenn--" begann ich. Doch ich wurde unterbrochen.

"Herr und Frau Kim?" fragte ein Arzt, der gerade in den Warteraum getreten war. Taehyungs Eltern standen erwartungsvoll auf. Wir vier sahen alle den Arzt fragend an.

"Sie können nun zu ihrem Sohn." Er wollte noch etwas sagen. Doch ich unterbrach ihn sofort.

"Wo ist er?!" fragte ich hastig und überfiel den Arzt fast dabei.

"Dritter Flur rechts, Raum 309. Er-" und schon war ich weg. Die Eltern besprachen noch etwas mit dem Arzt, doch ich rannte los. Dann stand ich vor dem Raum. Ich atmete tief durch und bereitete mich auf alles möglich Kommende vor. Dann drückte ich leise die Türklinke runter. Dort lag er, an Schläuche und Geräte gebunden. Ich schloss die Tür hinter mir, ohne die Augen von ihm zu lassen. Er lag auf dem Rücken, hatte seine Augen geschlossen. Wenigstens wurde er nicht mehr künstlich beatmet. Er sah nicht gesund aus. Seine Haut war fast weiß, Augenringe legten sich wie dunkle Falten unter seine Augen, auch seine Lippen waren bleich. Seine Hände waren neben seinem Körper platziert. Vorsichtig legte ich meine Hand auf Seine. Seine Haut war kalt. Mit der Anderen strich ich behutsam über seine weiche Wange. Sie war ebenfalls kalt. Wenn es die Maschinen nicht besser wüssten, könnte man denken, er wäre tot. Aber er atmete. Langsam und flach hob und sank sich sein Brustkorb. In dem hellen Krankenhaushemd sah er aus wie ein Engel.

"Taehyung..." flüsterte ich. Ich wusste, er war im Koma, er konnte mich nicht hören. Es tat weh ihn zu sehen. Es wäre besser gewesen, wenn ich ihn gar nicht gesehen hätte. Doch ich wollte es unbedingt, auch wenn es unheimlich weh tat.

"Taehyung, warum tust du mir das an? Ich weiß, ich habe es verdient. Aber bitte, bitte lass mich nicht allein, ja? Bitte." Hauchte ich. Ich hatte mich an die Bettkannte gesetzt und hielt seine Hand und streichelte seinen Arm. Mein Körper zitterte. Ich fühlte mich schwach, konnte an nichts denken außer ans Hier und Jetzt, an ihn.

"W-weißt du noch? Wir haben uns mal versprochen, dass wir immer für einander da sind, wenn wir Hilfe brachen. Und ich bin da. Ich bin da, hörst du? Und Tae, ich brauche dich jetzt auch. Bitte. D-du darfst das nicht! Bitte!" begann ich verzweifelt mit ihm zu reden. Wie zu erwarten kam keine Reaktion. Leise füllten sich meine Augen mit Tränen. Ich schniefte. Fest drückte ich seine Hand.

"Taehyung, ich weiß nicht ob du dich umbringen wolltest. Aber bitte, ich bin es doch nicht Wert. Bin ich überhaupt der Grund? Oh, ich wünschte ich hätte es nie so weit kommen lassen. Wir hätten es zusammen schaffen können. U-Und jetzt... Ich hab dich allein gelassen. E-es tut mir so fucking leid, Tae. Es tut mir leid." Die ersten warmen Tränen rollten langsam über meine Wange und tropften auf Taes Hand. Er bewegte keinen Muskel. Der ständige Gedanke, er könnte einfach so, jeden Moment sterben, brachte mich selbst fast um. Der Gedanke, auf seiner Beerdigung zu stehen und zu wissen, ich habe ihm dort ins Grab rein geholfen. Nicht zu wissen, ob man der Grund für den Selbstmord war. Man würde es nie herausfinden. Ich hätte mein Leben lang Schuldgefühle. Und das schlimmste: Ich hätte einer der wichtigsten Menschen aus meinem Leben verloren. Wie würde ich nur damit leben? Ich würde es nicht ertragen, seine Eltern zu sehen, Jungkook zu sehen, die Dinge zu tun, die mich an ihn erinnerten. Ich könnte zum Beispiel kein Silvester normal feiern. Ich würde mich wieder so verloren und allein fühlen. Er tat mir so gut. Warum, warum bemerkt man sowas immer, wenn es zu spät ist? Ich habe etwas gelernt. Liebe macht nicht blind, Menschen sind es. Ich weinte bei diesen grausamen Vorstellungen.

"Taehyung, wie soll die Welt nur ohne dich auskommen? Wo hätte mein Leben dann ihr Lächeln? Du warst es doch immer. Tae... bitte...." flüsterte ich unter Tränen. Ich schluchzte. Mit meiner Hand strich ich liebevoll ein paar Haarsträhnen von seiner Stirn. Dann beugte ich mich vor und drückte ihn einen Kuss auf die Stirn. Für ein paar Sekunden hielt ich so inne, kniff meine Augen zusammen. Tränen Tropften auf seine Stirn und rollten in seinen Haaransatz. Dann richtete ich mich wieder auf. Ich rutschte vom Bett, sodass ich auf dem Boden saß und meine Arme neben Tae auf der Matratze verschränkte und meinen Kopf hineinlegte. Ich begann bitterlich zu weinen. Es tat so weh. Ich wollte das doch alles nicht. Ich hasse meine Vergangenheit, ich hasse meine Zukunft. Wenn er stirbt will ich es auch.

"Taehyung, eins verspreche ich dir. Wenn du gehst, gehe ich auch. Ich kann nicht mehr ohne dich. E-Es tut so weh! Bitte komm zurück! Bitte quäle mich nicht so!" schrie ich fast unter Tränen und sah zu ihm auf. Nichts könnte mich jetzt mehr verletzten, als... als wenn er wegen mir verdammt nochmal stirbt.

"Weißt du, den Schmerz den ich jeden Tag spüren musste, die Trauer die ich jeden Tag empfand. Mit dir, war es egal. Mit dir war das alles egal. Du hast mich sowas vergessen lassen. Bitte sei nun nicht der Grund für meine Trauer." Wimmerte ich auf. Ich sah ihn an, er rührte sich nicht. Er wird vielleicht aufwachen. Vielleicht in Tagen, Wochen. Vielleicht sogar Monaten. Aber ich würde warten. Egal, wie lange. Hautsache er würde aufwachen. Wenn er es überhaupt tut.

"Vergiss mich nicht. Ich brauche dich doch. Taehyung, ich brauche dich." hauchte ich unter Tränen. Sie verschwammen meine Sicht.

"Kim Taehyung!" schrie ich unter Tränen.

"I-Ich.. Ich glaub..." schluchzte ich leise weiter. Es war still. Nur das Piepen der Geräte, mein Schluchzen und Taes leises Atmen.

"Ich liebe dich."

Für ein paar Sekunden sah ihn still an, hielt die Luft an. Und dann heulte ich los. Tränen rannten wie Wasserfälle über meine warmen Wangen. Ich vergrub mein Gesicht auf der Matratze in meinen Armen. Schmerzerfüllt schreite ich dabei mehr Mals auf. Es tat so weh. Die Stille trauerte mit mir, mein Schluchzen war das einzige was ich hörte.

"I-Ich liebe dich auch."