Don't trust | yoonmin

35.

Am nächsten Tag kam Yoongi nur einmal vorbei, um mir Essen und Trinken zu bringen. Er hatte mich dann gefüttert, weil er mir die Ketten nicht abnehmen wollte. Ich hatte ihn darauf angesprochen und ihn gebeten, mir die Ketten abzumachen. Erstens, weil ich gerne alleine essen und nicht von ihm gefüttert werden wollte. Und zweitens, weil es langsam echt weh tat an meinen Handgelenken. Doch zu meinem Bedauern hatte Yoongi mich völlig ignoriert, außer mir einmal böse gesagt zu haben, dass die Ketten erstmal bleiben würden.

So ging es auch in den nächsten zwei Tagen weiter. Yoongi gab mir nur Essen, da er ja nicht wollte, dass ich hier vor Hunger oder Durst starb. Auch wenn ich jetzt nicht starb, reichte mir das Essen keineswegs. Eine Portion Nudeln, Reis oder nur Kimchi am Tag reichte mir nicht. Ich hatte die ganze Zeit Bauchschmerzen und konnte nicht mal etwas dagegen tun. Weder nach mehr Essen bitten, noch nach einer Schmerztablette. Doch diese wäre eigentlich nicht nötig, da die einzige Lösung gegen meine Bauchschmerzen nur mehr Essen wäre. Doch ich war wahrscheinlich auch selber Schuld, da ich mich nicht traute, Yoongi nach diesen Dingen zu fragen. Zur Toilette durfte ich zwar gehen, doch das war nicht so oft nötig, da ich ja so wenig aß und trank. Besonders weh taten die Fesseln nachdem ich für einige Minuten ohne sie war, weil ich zur Toilette musste, da meine Haut dachte, dass sie endlich heilen konnte, doch sofort wieder diese lästigen Ketten ertragen musste.

Ich schlief die meiste Zeit in diesem Keller, da ich ja sonst nichts zu tun hatte. Außerdem taten meine Beine schon weh und schliefen jede paar Minuten ein und fingen danach an, unerträglich zu kribbeln, da ich mich ja nicht bewegen konnte.

Überhaupt ging es mir nicht gut.

Natürlich wusste ich, dass ich es vor ein paar Tagen nicht wollte, aber jetzt wollte ich unbedingt Yoongis Aufmerksamkeit. Ich wusste, dass ich ihn nicht mochte und er mich nur bedrängte und erniedrigte. Doch aus irgendeinem Grund wollte ich das jetzt. Ich schätze mal, dass das daran lag, weil ich so stark ignoriert wurde und Yoongi nur einmal am Tag vorbei kam, um mir Essen zu geben, damit ich 'nicht starb'. Hätte er mich sonst nicht besucht?

Heute war es wieder soweit. Ich hatte meine Mahlzeit noch nicht bekommen, also sollte Yoongi in ein paar Stunden auftauchen. Ich freute mich ehrlich gesagt schon darauf, ihn wiederzusehen. Ich könnte ihm zwar nie sagen, dass ich wollte, dass er bei mir blieb und ich seine Anwesenheit brauchte. Dafür war ich zu stur. Ich schob es einfach auf meinen mangelnden sozialen Kontakt. Es erschreckte mich selber, dass ich nun nicht mehr so abgeneigt über ihn dachte. Doch ich verschwendete keinen weiteren Gedanken darüber. Das war ein kompliziertes Thema.

Endlich hörte ich, wie sich Schritte näheren und ein Schlüssel in das Türschloss meiner Tür gesteckt wurde. Yoongi kam herein, aber ohne Teller und Glas.

Ich gucke ihn verwirrt an. Wollte er mir heute nichts zu essen geben?

Er kam zu mir rüber und schloss meine Ketten auf. Ich zog meine Hände sofort zu mir und rieb abwechselnd daran. Meine Handgelenke waren blau, lila gefärbt und sahen wirklich schmerzhaft aus. Das waren sie auch.

Yoongi sagte kein Ton und nahm meine Hände in seine, um mich hochzuziehen. Ich jedoch fiel sofort hin, da meine Beine taub waren und mein Gewicht nicht halten konnten.

Yoongi ließ meine Hände los und legte seine Hände stattdessen auf meine Hüfte. Danach hob er mich hoch und trug mich. Eine Hand von ihm griff an meinen Hintern, um mich zu stützen, und die andere an meinen Rücken. Ich klammerte mich sofort an ihn und legte meinen Kopf auf seine Schulter. Ich genoss diese Geste von ihm, da ich in den letzten Tagen einfach zu wenig Aufmerksamkeit von ihm bekommen hatte.

Yoongi ging in die Küche und setzte mich auf dem Stuhl ab. Vor mir war ein Teller mit köstlichem Essen angerichtet. Ich weitete meine Augen. Yoongi hatte sich anscheinend große Mühe gemacht. Er selber setzte sich gegenüber mich. Ich wollte die Stäbchen in meine Hände nehmen, doch irgendwie ging es nicht. Meine Finger waren total verkrampft und ich konnte sie kaum bewegen, geschweige denn die Stäbchen in die Finger nehmen.