36.

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Die nächsten Tage war ich wieder alleine. Es brachte mich um. Immer wenn Yoongi kam, um mir Essen zu geben, aß ich so langsam wie ich nur konnte, damit Yoongi so lange wie es ging bei mir blieb. Doch Yoongi merkte es und gaffte mich dafür an, dass ich schneller essen sollte. In seinem typischen genervten Ton.

Es tat weh. Seine kalte Art. Ich wollte doch nicht viel. Nur dass er mich beachtete. War das zu viel verlangt? Ich hatte irgendwie Angst, dass ich schon am Stockholm Syndrom litt. Ich hoffte nicht.

Ich fing wieder an zu weinen. Meine Situation war so aussichtslos.

Ich hörte, wie Yoongi wieder in mein Zimmer kam und sich mir wahrscheinlich wieder mit einem dampfenden Teller und einen Glas Wasser näherte. Er stellte diese Dinge auf den Boden neben mich.

,,Wieso weinst du schon wieder?", fragte er genervt.

Wieso war er schon wieder genervt? Wieso verdammt konnte er sich nicht ein einziges Mal in mich hineinversetzen? Merkte er denn nicht, wie sehr er mir eigentlich wehtat?

Ich war so voller Wut und Trauer und wollte ihm diese ganzen Dinge an den Kopf schmeißen, doch ich blieb ruhig. Sonst würde er mich zu noch mehr Strafen verdonnern und das wollte ich nicht.

,,Kitten."

Dieser Name. Er wusste, dass ich diesen Namen widerlich fand und ich lieber bei meinem eigenen Namen angesprochen werden würde. Doch es war ihm egal. Mit dieser Geste zeigte er mir jedesmal, wie verdammt egal ich ihm eigentlich war.

Er hob meinen Kopf an meinem Kinn an.

,,Wieso weinst du, Kitten?" Nun klang er sanfter. Allein diese eine Tonlage ließ mich glücklich werden. Daran sah man, wie sehr ich mich nach Liebe sehnte, nachdem mir so viel Hass und Ignoranz zugeworfen wurde.

Ich schluckte und biss mir auf die Lippe. Was sollte ich nun sagen?

Yoongi legte den Kopf schief und strich mit seinem Daumen über meine Wange. Es tat so gut, das zu fühlen.

,,I-Ich..." Ich stockte, weil ich schluchzte. Ich kniff meine Augen zusammen und die Tränen rannten schnell über meine Wangen und tropften auf Yoongis Daumen. Er ließ diesen aber an Ort und Stelle.

,,I-Ich fühle m-mich s-so alleine", stotterte ich nervös und fing wieder an zu schluchzten.

,,Ach, Kitten.", sagte Yoongi leise und strich langsam durch meine Haare.

Er kramte in seiner Hosentasche und holte seinen Schlüsselanhänger heraus. Er schloss meine Ketten auf.

Überrascht darüber zog ich meine Arme zu mir und rieb aus Reflex wieder über meine Handgelenke.

Yoongi schaute mich mit einem mitfühlenden Blick an und nahm mich in den Arm. Ich erwiderte sofort. Wie lange hatte ich darauf gewartet, endlich seine Wärme und seinen Körper zu spüren? Er zog mich zu sich auf den Schoss. Ich drückte ihn an mich und weinte in seine Halsbeuge hinein. Yoongi drückte mich stark an sich, sodass kein Blatt mehr zwischen uns passte. Er strich meinen Rücken entlang und beruhigte mich so. Er strich auch mit seinem Daumen über meinen Rücken. Zwischendurch wanderte er in meine Haare und strich durch diese.

Es fühlte sich so unbeschreiblich schön an, jemanden zu haben, den ich umarmen und dem ich mein Leiden zeigen konnte. Ich wusste nicht, wie lange mir diese Seite an Yoongi blieb, deshalb genoss ich sie umso mehr.

Diese Situation erinnerte mich an die in meinem Zimmer. Als Jungkook und ich uns gestritten hatten und Yoongi an meiner Seite war und mich tröstete. Ich frage mich im Endeffekt, ob er es ernst meinte und wirklich an meiner Seite sein wollte, weil er damals ja wahrscheinlich nur so getan hat, als würde er ein Freund sein. Am Ende hat er mich entführt mich hierhin verfrachtet.

Don't trust | yoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt