Der Ball - Suche nach Liebe

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Alice bin ich für das erste los. Ich weiß bis hierhin noch nicht, was ich davon halten soll. Warum tut sie so etwas? Will sie mir etwas Böses?  Meine Gedanken rasen während ich durch das Schloss irre. Mache ich mir etwas vor? Frustriert lehne ich mich an eine Wand. Sie ist kühl und ich genieße dieses Gefühl auf meinem erhitzten Körper. Ich seufze und schließe meine Augen. Von Weitem höre ich das bunte Treiben der Gäste. Lachen, Musik, Gespräche und Laute der Lust dringen an meine Ohren. Doch ich will sie nicht mehr hören. Am liebsten würde ich verschwinden und in ein Loch im Boden versinken. Wie konnte ich Nicolai sagen, dass ich ihn vermisse? Meine Stirn fühlt sich heiß an und ich drehe mich um, um meine Stirn an die Wand zu drücken. Sofort kühlt sie ab. Ich bin so ein Idiot. Ich kämpfe mit den Tränen. Ein Paar scheint sich mir zu nähern, denn ich höre, wie ein Gespräch näher kommt. Schnell nehme ich meine Stirn von der Wand und suche nach einem Fluchtweg. Und dort sehe ich sie. Ein kleiner enger Gang, der mit den Worten "Irrgarten" gekennzeichnet ist. Schnell haste ich in die Freiheit. Der Weg des Irrgartens besteht aus Kies. Ich höre das Knirschen der Steine unter meinen Sohlen. Doch meine Absätze versinken darin. Um mich herum befindet sich eine grüne Hecke. Ich rieche, dass sie frisch geschnitten ist. Der typische Duft liegt noch in der Luft. Meine Hand greift in die Hecke während ich weiter laufe. Sie ist noch feucht und meine Fingerspitzen kühlen herunter. Ich achte nicht mehr auf den Weg und dies wird mir fast zum Verhängnis. Ich drohe zu stolpern, doch meine Hand findet Halt in der Hecke. Dieser blöde Weg! Um meine Schuhe und meine Füße zu schonen, ziehe ich sie kurzerhand aus. Ich vergrabe meine Zehen in dem Kies und spiele damit. Schon als Kind liebte ich es barfuß zu laufen. Ich laufe stur weiter und weiter. Inzwischen habe ich den Überblick verloren und weiß nicht mehr wo ich bin. Die Geräusche des Festes hallen weit in der Ferne. Ich biege um eine Ecke und lande auf einem kleinen Platz. In der Mitte befindet sich ein kleiner Springbrunnen. Er passt nicht zum Thema des Festes. Er wirkt alt und wie aus einer anderen Zeit. Es war ein einfacher Fels in der Mitte von einem Kreis aus Wasser. Aus ihm sprudelte Wasser. Es plätscherte. Ich sah eine Bank und ließ mich darauf nieder. Mein Blick richtete ich auf das Wasser. Meine Gedanken verlieren sich immer mehr und ich bekomme nichts mehr um mich herum mit. Ich lehne mich nach einer Weile zurück und schließe die Augen. Das Plätschern wirkt beruhigend.

Ich spüre eine Hand auf meiner Schulter. Sie wandert zu meinem Schlüsselbein und dann zu meinem Gesicht. Sie streichelt meine Wange und ich schmiege mich an sie. Die Person drückt sich von hinten an mich und ich sauge den männlichen Duft ein. Ich erinnere mich sofort an einen Flacon, welcher bei mir auf der Waschablage stand. Er war zylinderförmisch und besaß einen goldenen Rand. Die Mitte war aus einer Art Leder. Zumindest fühlte es sich immer so an. Ich sah diesen Duft auch an einem anderen Ort. In seinem Badezimmer. 2 verschiedene Ausführungen. Die erste, die Kleine, welche er für unterwegs mitnahm. Diese stand auch immer bei mir. Die Verpackung war sehr schön. Sie war rechteckig mit einem schwarzen Untergrund. Auf ihn wurde mit Gold Weltkugeln gezeichnet. Jedes Mal nahm ich sie in die Hand und betrachtete das kleine Kunstwerk. Der zweite Flacon war klassisch: rechteckig mit kleinen Einkärbungen am Rand, damit er besser in der Hand lag. Er war schwarz und in der mitte prankte eine silberne Sonne. Es sah zumindest immer aus wie eine Sonne. Der Deckel war auch silbern und wie ein runder Amboss geformt in dessen Mitte ein kleiner Kristall eingebettet war. Das Parfum wurde durch Chales Baudelaires ausschweifendes Leben in der Pariser Boheme und sein legendäres Werk "Les Fleurs du mal", das die Ambivalenz zwischen Gut und Böse zeig, inspiriert. Genau das sagte er mir, als ich ihn das erste Mal auf seinen Duft ansprach. Die Hand streichelt mein Gesicht weiter. Sie wärmt es und ich nehme den Duft immer tiefer in mich auf. Der Duft frisch zerstoßener Minze steigt mir in die Nase gefolgt von einer Kombination aus Absinth und Wermut. Danach breiten sich mehrere Facetten des Duftes aus. Erst eine Mischung aus Rose, Weihrauch und Lavendel, welche eine faszinierende und betörende Kombination abgeben. Und dann kommt der schwere Grund aus Sandelholz, Vetiver, Ambra und Vanille. Zum Schluss riecht man die Nuancen von Leder und Tabak, welche das Spiel abrunden und sich perfekt zu den anderen Fragmenten gesellen. Dieses Parfum ist eine Mischung aus Gut und Böse, wie "Les Fleur du mal". Es öffnet die Tür in eine andere Welt. Und diese Welt ist geprägt von Schatten. Doch ab und an kommt der Lichtschein hindurch. Ich treibe in einem Meer aus Duft und lehne meinen Kopf zurück. Ich spüre die Wärme von Lippen, welche sich mir nähern. Sanft fast zärtlich beginnt der Kuss und endet hart, als sich die Lippen ohne einen Grund von mir trennen. Meine Augen sind noch immer geschlossen. Ich greife nach der Hand und küsse sie. "Geh nicht Nicolai!" Die Lippen nähern sich meinem Ohr und flüstern. "Niemals. Aber wie hast du mich erkannt meine Kleine?" Ich öffne die Augen und drehe mich zu ihm. Ich stehe auf und falle in seine Arme. Meinen Kopf lehne ich an seine starke Brust. Nicolai schließt seine Arme um mich und küsst meinen Kopf. "Du hast mir auch gefehlt Megan." Ich sehe ihn an. Nicolais Blick ist weich und liebevoll. Er sieht mich genauso an wie früher. Wärme zeichnet sein Gesicht aus. Wieder drücke ich mich an ihn. "Amouage." "Was?" "Dein Parfum. Amouage von Memoir Man. Ich erkenne es immer an dir. Ich liebe diesen Duft." Nicolai nimmt meinen Kopf in seine Hände und sieht mir in die Augen. "Nach so einer langen Zeit erkennst du mich noch immer an meinem Parfum?" "Ja. Ich werde diesen Duft nie vergessen." Wieder nähern sich seine Lippen den Meinen. Ich stelle mich auf die Zehenspitzen, und komme seinen Lippen entgegen. Seine Lippen sind weich und warm. Er schmeckt nach Tabak. Nicolai rauchte schon immer. Sanft spielen unsere Lippen miteinander. Nicolai hält mich noch immer fest und drückt mich an sich. Der Kuss scheint nicht zu enden. Die Zeit steht still. Alles andere ist plötzlich irrelevant, bedeutungslos. Irgendwann endet unser Kuss und wir blicken uns in die Augen. Seine Nase berührt die Meine und ich lächle. "Wie ich sehe gehst du noch immer barfuß?" "Du kannst dich daran erinnern?" "Wie du dich an meinen Duft erinnern kannst, kann ich mich an so manche Sachen von dir erinnern." Ich lächle ihn an. "Die da wären?" Nicolai atmet hörbar aus. Es fällt ihm noch immer schwer Gefühle zu zeigen. Genauso wie mir, aber bei ihm war das anders. Nicolai hatte die Liebe aus mir gekitzelt. Auch wenn er mir wenig davon entgegenbrachte. Ich erwate nicht viel in diesem Moment und will schon wieder das Wort ergreifen, doch dann legt er mir den Finger auf den Mund. "Ich erinnere mich daran, dass du überall die Schuhe ausgezogen hast. Du magst dieses Gefühl. Du magst, wenn du früh im Morgengrauen durch den nassen Rasen laufen kannst. Und du liebst es am Strand mit dem Sand zu spielen, ihn immer wieder durch deine Zehen fließen zu lassen. Ich weiß, dass du bei traurigen und romantischen Filmen immer sofort weinen musst. Wenn du dich gruselst, dann hältst du ein Kissen vor deinen Körper und zerdrückst es. Du hasst es, wenn im Tee keine richtige Zitronenschreibe ist. Wenn du nervös bist, dann streichst du dir immer durch deine Haare." Ich muss mir die Tränen verkneifen bei Nicolais Worten. Ist das wirklich Nicolai? Er war noch nie so! Bedeute ich ihm so viel? Ich bin vollkommen sprachlos. "Wenn dir etwas peinlich ist, dann lachst du. Du streichst dein Butter auf deinem Toast perfekt glatt, wie ein Kunstwerk. Deine Augen werden dunkler wenn du traurig bist und strahlen blau, wenn du glücklich bist. Im Schlaf liegst du immer ganz nah an der Kante und kuschelst dich in deine Decke ein. Und wenn du früh aufwachst, dann ist dein Blick so süß und verschlafen und deine Haare sind verwuschelt. Reicht dir das?" "Ich bin sprachlos. Woher...wie...ich verstehe das nicht. Warum hast du dir das alles gemerkt? Was hat das zu bedeuten Nicolai?" "Das bedeutet, dass...ich...li...du bist..." Nicolai dreht sich weg. "Ich kann das nicht!" Ich stehe da und weiß nicht weiter. Wollte er gerade sagen, dass er mich liebt? Ich gehe auf ihn zu und drücke mich an seinen Rücken. "Ist okay Nicolai. Du musst nichts sagen. Ich weiß nur nicht, wie es jetzt weitergeht."

Sooo ihr Lieben...Ich bin wieder gemein mit diesem Cut oder? Also ich hoffe, dass dieses Kapitel nicht zu kurz ist...und diesmal detailierter...Und ich bin echt gespannt, was denkt ihr, wie es zwischen den Beiden weitergeht? Was ist mit Alice? Was mit Dascha und Lucius? Bitte schreibt mir eure Meinungen...sagt mir, was ihr denkt....

Eure Lilly

<3 <3 <3

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