10. Lebt wohl, Theon Greyjoy

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Anne
Anne wachte mit tränenden Augen in ihrem Bett auf. Das Fenster war weit geöffnet. Sie ging hin, war im Begriff es zu schließen, während sie hinaus sah. Es war eine wunderschöne Umgebung, doch jeder Anschein kann trügen. Die Tannen außerhalb der Mauern ragten auf und waren so dicht aneinander, das ein Blick zum Horizont fast unmöglich war.

 Die Tannen außerhalb der Mauern ragten auf und waren so dicht aneinander, das ein Blick zum Horizont fast unmöglich war

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Sie sah in den Hof, bis ihr eine alte Frau auffiel, die sie beobachtete. Sie hatte eine Schwarze Robe an, mit dunkelbraunem Wolfsfell um die Schultern gelegt. Näher war sie nicht zu erkennen.
Anne atmete tief ein und bereute es im selben Augenblick, als ihm ein Hustenanfall überkam. Sie schloß die Fenster, ging in Bad und wusch ihre Tränen vom Gesicht. Sie zog sich eines ihrer Schwarzen Kleider und einen Mantel selbst an, um nicht nach Myranda rufen zu müssen. Sie lies ihre Haare einfach und geöffnet.
Hastig öffnete sie die Tür und wäre fast einer verdutzten Myranda in die Arme gelaufen.

Sie lächelte. Doch eines an dem sich Anne gleich übergeben hätte können. Sie hasste diese falsche Freundlichkeit. Bei den Zwillingen hatte sie genug davon ertragen müssen.
"My Lady..?" Sagte sie verwundert. "M'Lord Ramsay wünscht euch gleich im Hof anzutreffen."
"Ich bin bereit." Sagte Anne ruhig.
"Gut, dann folgt mir."
Sie gingen die stufen des Turms hinunter in Richtung des Hofes, wo Ramsay schon auf sie wartete. Sie gingen entlang des Korridors. Sie war nervös ihn anzutreffen, doch wusste es zu verbergen. Sie versuchte sich abzulenken.

Sie atmete tief ein und konzentrierte sich auf ihre Umgebung und die Gerüche. Es roch typisch wie man es von einer Burg erwarten würde. Alt, modrig, man roch auch ein Parfum aus Kings Landing. Sie kannte es. Ihre Schwester hatte es sich dort gekauft. Anne war beim Turnier der Hand mit zwei ihrer Brüder und vier Schwestern dort gewesen.
Da war sie dreizehn gewesen, noch jung, unscheinbar und Jungfrau.

Ein Jahr später hatte sie Theon Greyjoy kennengelernt. Sie hatten ein Lager aufgeschlagen, direkt am Ufer. Sie wollte wie gewöhnlich mit ihrem Halbbruder üben gehen. Sie waren beide im Wald gewesen.
Sie hatte gerade mit dem Bogen geübt, hatte de Bogenarm ausgedreht, als jemand aus dem Gebüsch kam und die Arme hob. Ein Mann trat heraus. Er war etwas älter als sie.
„Wer seid ihr und was macht ihr hier in den Wäldern?" hatte ihr Bruder, diesen unfreundlich gefragt.
Theon stellte sich vor und erklärte, das er nur denn Kopf freikriegen wolle. Sie senkte die Waffe, die sie auf ihn gerichtet hatte.
„Mein Name ist Anne aus dem Hause Frey. Dies ist mein Halbbruder Ben Rivers." Sie nickte in Richtung ihres Bruders, der den Blick von Theon nicht abwandte.
Theon hingegen konnte die Augen nicht von Anne lassen und sie ebenso nicht von ihm. Ben bemerkte dies und sagte: „Wir müssen zurück, Anne. Vater wird sich fragen, wo du bist." Sie sah ihn ungläubig an, bejahte jedoch seine Aussage, ging zu ihrem Pferd und setzte sich schwungvoll auf. Sie sah wieder zu Theon der sie gefährlich angrinste. Als ihr Bruder auf sein Pferd stieg, rief Anne lächelnd: „Lebt wohl, Theon Greyjoy."
„Lebt wohl, Anne Frey." sagte er ebenso lächelnd.
Sie ritt fort in Richtung der Burg mit ihrem Bruder.
Diesen ganzen Tag hatte sie an ihn denken müssen und so hatte ihr derzeitiges Schicksal begonnen.

Sie gingen weitere Stufen hinab und Myranda öffnete die schwere Holztür auf dem Weg nach draußen. Sie brachte Anne zu Ramsay, machte einen knicks und verschwand. Anne wich seinem Blick aus und auch Ramsay brachte zunächst kein Wort heraus, bis er vorschlug etwas zu laufen.
„My Lady, das was ihr gestern gesehen habt..."
„Er hat es verdient."
Er sah verwundert aus. „Wie meint ihr?"
„Das war Theon Greyjoy. Mündel der Starks und rechtmäßiger Herr der Eiseninseln. Ich habe in bei den Zwillingen das ein oder andere mal gesehen."
erklärte sie. „Ihr habt ihn mit großer Wahrscheinlichkeit damals als ihr Winterfell eingenommen habt gefangen genommen und auf Robb Starks Befehl gehandelt."
„Ja."
„Aber ich verstehe nicht wieso ihr ihn immer noch foltert, nachdem euer Vater, Robb Stark ermordet hat." Sie machte eine Pause. „Er hat keinen Nutzen mehr für euch. Wieso ist er also immer noch hier und am leben?"
Er sah nach vorne. „Gerechtigkeit. Er muss für seine Verbrechen büßen. Er hat die Starkjungen getötet und seinem Lehnsherren verraten. Untreue ist ein sehr schweres vergehen. Er hat nichts anderes als den Tod verdient, doch ich will ihn nicht töten. Ich will ihn davor büßen lassen."
Sie antwortete darauf nicht, sondern nickte einfach nur.

Ramsay

Ob sie es glaubte? Hoffentlich. Menschen wollen normalerweise immer einen Grund für schlimme Taten, doch wie sie wohl reagieren würde wenn sie erfährt das er keinen Grund dafür hatte.
Sie zitterte. Hatte sie Angst? Er musste grinsen.
„Was habt ihr My Lady?" fragte er.
„Ich habe wohl die Kälte unterschätzt." antwortete sie ruhig.
„Wollt ihr meinen Mantel?"
„Dann ist euch kalt.."
„Ich bin ein Nordmann. Ich bin die Kälte gewohnt."
Er nahm seinen Mantel und ummantelte sie.
„Ihr fasziniert mich My Lady. Jede andere hätte spätestens jetzt Angst gehabt."
„Ich habe keine Angst." sagte sie. „Ich habe es erwartet, als ich herkam."
Er war verwirrt.
„Ich habe Geschichten gehört."
Er nickte. Stumm gingen sie den Hof entlang. Anne sah zu Boden und schien nachzudenken. Sie war so wunderschön. Er dachte an letzte Nacht, wie sie ihn angesehen hatte. So Angsterfüllt. So verständnislos. Wie sie ihre Hand losgerissen hat und weggerannt ist. So hatte er sie nie sehen wollen. Sie war ihm so wichtig geworden, wie Myranda es nie sein wird. Dabei kannten sie sich nur Stunden.
Wie machte sie das nur?
Sie sah ihn an.
„Geleitet ihr mich zum Frühstück, M'Lady?"
Sie lächelte leicht. „Ich hab es euch schon mal gesagt. Nennt mich Anne."
Er sah ihr in die Augen und lächelte. Es machte ihn glücklich, dass sie das immer noch wollte.

Sie gingen in die Feste zurück und gingen zur Halle, an der sein Vater mit einem geöffneten Brief in der Hand, am Tisch saß.
Er sah auf und Ramsay in die Augen. Sein Vater nickte, woraufhin er Anne wieder hinausschickte. Anne sah ihn misstrauisch an, ging joch schweigend mit einer Wache hinaus.

HER DUTY ~ Sometimes duty is the death of loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt