HER DUTY ~ Sometimes duty is the death of love

41. Ich bleibe an deiner Seite

Anne

Seit Tagen hatte sie das Zimmer nicht verlassen. Sie fühlte nichts mehr. Sie war emotionslos jedem ihr gegenüber geworden. Am liebsten würde sie sich jegliches zukünftiges Leid ersparen und einfach gehen. Schien für jeden das beste zu sein. Für jeden abgesehen vielleicht für ihre Tochter...
Sie könnte Ben und Celine zu ihren Paten machen..
Unter ihrer Obhut würde es ihr gut gehen..
Doch dann wurde ihr langsam etwas klar..
Sie würde nie das erste Wort aus ihrem Munde hören. Sie würde verpassen wie sie die ersten Schritte machte, wie sie das erste mal auf ein Pferd steigt und auch fällt. Sie würde verpassen wie sie zum ersten Mal lacht und vieles mehr..
Anne hatte in ihrem Alter schon viele verloren..

Doch sie, kaum ein Jahr alt und hatte den Tod ihres Vaters und den ihres Bruders miterlebt. Doch das war nicht alles..
Als sie vergewaltigt wurde, hatte Sarya überlebt. Sie hatte die selben Qualen erlitten..
Sie hatte so viel Stärke bewiesen, in ihren jungen Jahren.
Genauso wie Anne auch.
Nichtsdestotrotz wurde ihr Sohn ermordet. Ein unschuldiges Kind.
Alle starben, die ihr wichtig waren. War das ihr Schicksal? Ihre Mutter. Freya. Ramsay und nun auch noch ihr eigener Sohn.
Konnte das Schicksal so mit spielen? Was hatten die Götter mit ihr vor? Wie konnte das ihre Zukunft sein? Eine, in der sie ohne ihren eigenen Sohn lebte?
Wer konnte so Kalt sein und ein unschuldiges Kind ermorden.

Jedenfalls wich sie, seit diesem verhängnisvollen Tage an, nicht von der Seite ihrer Tochter. Ihr nunmehr einziges Kind.
Während sie starr geradeaus sah, trat Brandon vorsichtig ein. Er erklärte ihr das Jon Schnee mit ihr reden wollte. Als keine Reaktion ihrer seit's kam, ließ er ihn dennoch eintreten. Schließlich war er der König.
Vorsichtig trat Jon ein und musterte sie.
Sie jedoch zeigte wieder keinerlei Reaktion. Sie wollte nicht reden. Es war ihr zuwider.
Er entschloss sich schließlich einfach los zu reden.
"Ich werde morgen meine Reise zu Deanerys Tagaryen eintreten. Ich habe vor mit ihr zu verhandeln. Die Toten kommen.."
Er wollte mit Deanerys verhandeln? Warum sollte er das tun? Welchen Sinn würde dies machen. War er wirklich so dumm? Er war soweit gekommen und nun würde er sich im Süden von einer fremden Königin töten lassen? Auch wenn die Toten kommen sollten.. Es war taktisch nicht klug.
"Wieso erzählt ihr mir das?" fragte sie mit kratziger Stimme, während sie den Blick nicht von der Leere abwendete.
"Weil ich will, das ihr mich begleitet. Wer auch immer Schuld am Tod eures Sohnes ist, wird meine Abwesenheit nutzen, um sein Werk zu vollenden." Sagte er, während er sie mit seinen dunklen Augen musterte.
"Also werdet ihr nichts dagegen unternehmen?" Entgegnete sie scharf, als sie ihn schlagartig mit einem Blick durchbohrte.
"Was schlägt ihr vor? Alle Menschen meines Hofes zu foltern, bis ich den Schuldigen gefunden habe? Hält ihr mich für Ramsay..?"
Sie antwortete nicht.
"Ich gewähre, dass euer Leibwächter euch begleitet, damit ihr euch sicherer fühlt.
Ich werde auch für eure Sicherheit garantieren." erklärte er weiter.
"Wir werden morgens abreisen. Ich hoffe ihr entscheidet euch dafür, mich zu begleiten." Mit diesen Worten machte er sich auf den Weg zur Tür.
"Ihr wisst genauso gut wie ich, wer es war. Wer zumindest ihre Finger im Spiel hatte." Sagte sie kalt. Jon erstarrte in seiner Bewegung und drehte sich um. "Weiß ich das? Ich kenne sie nicht mehr. Sie hat kaum noch etwas von der Person, mit der ich groß geworden bin. Aber ich vertraue ihr." Er öffnete die Tür und verließ den Raum.
Sie blieb alleine im Raum und stand langsam auf. Sie ging zum Bett ihrer Tochter und sah wenn auch nur für einen kleinen Moment zum Platz ihres Sohnes. Das Bettchen hatten sie sich immer geteilt..
Vorsichtig nahm sie Sarya hoch und umwickelte sie mit dicker Schafwolle. Sie selbst zog sich eines ihrer warmen Kleider und einen Mantel an. Zuletzt ihre Stiefel und klopfte daraufhin an der Tür. Brandon öffnete sie verwundert.
"Komm ich will mit dir sprechen." sagte sie und deutete ihm, sie zu begleiten.
Gemeinsam gingen sie raus in den Hof.
Sie lächelte traurig. "Ich war seit der Schlacht nicht mehr hier draußen." Bilder schoßen ihr in den Sinn. Wie Ramsay sie angesehen hatte.
Da wo sie standen hatte er ihr geschworen zurückzukehren. Er erklärte ihr seine Liebe..
Jetzt waren er und ihr Sohn fort..
Tränen bildeten sich in ihren Augen und es wurde immer schwerer für sie, sich auf ihren Beinen zu halten. Brandon hatte es schnell bemerkt und stützte sie. Er brachte sie zu der Treppe und sie setzten sich hin.
Er legte seinen Arm um ihre Schultern und Sarya erwachte langsam von ihrem Mittagsschlaf.
"Anne, es ist in Ordnung traurig zu sein und Schwäche zu zeigen. Vor allem, wenn man so viel durchlitten hat wie du. Du bist so unglaublich stark. Doch auch du musst nicht immer stark sein. Ramsay war ein guter Freund. Er war bei dir, wie bei keiner anderen zuvor. So wie ich ihn kennenlernen durfte, bevor sein Vater ihn verdarb. Ich wusste immer, das er innerlich der kleine Junge geblieben war. Deswegen wollte ich dann auch sein Knappe sein. Ich wollte ihm beistehen." erklärte er ihr. Sie nickte und nach einer kurze Weile erzählte sie ihm von Jons Vorschlag. Sie wartet seine Reaktion ab bevor sie ihm ihre Meinung sagte.
"Ich werde dich bis an den Rand der Welt begleiten, wenn du es wünscht. Mich hält hier nichts." Sie sah ihn verwirrt an. Was war mit seinem Vater? Hatte er in der ganzen Zeit kein Mädchen gefunden?
"Wieso redest du so einen Schwachsinn? Du hast deinen Vater und bestimmt hast du während der ganzen zwei Jahre die ein oder andere Dame gefunden von der du nicht einfach ablassen kannst."
Er sah zu Boden. Sie hatte eine Wunde geöffnet, das merkte sie sofort.
Als er wieder aufsah, sah sie erst wie tief die Ringe unter seinen Augen waren. Ach konnte sie nicht vermeiden zu sehen das sie rot und geschwollen waren. Auch er hatte eine schlimme Zeit gehabt..
"Darf ich fragen?"
"Freya.. ich.. ich und sie.. wir waren zusammen. Ich hatte sie geliebt, doch sie wollte nie das jemand davon erfährt. Als sie versucht hatte Theon zu retten, hatte ich die Chance sie aufzuhalten.. doch ich war verletzt. Sie verließ mich für ihn. Bis heute weiß ich nicht ob sie etwas für ihn empfand oder es aus Mitleid tat... Doch ich war blind vor Liebe und Hass und ich ließ sie gehen. Am selben Tag kam Ramsay mit seiner Beute heim. Ihrem Leib. Er hing ihn auf um den Leuten zu zeigen was passiert, wenn man ihn hintergeht. Ich habe es mir bis heut niemals verzeihen können." Er schniefte und witschte sich mit seinem Ärmel über die Nase.
"Mein Vater ist von Jons Männer getötet worden, als sie Winterfell eroberten." Er räusperte. "Also Anne, mich hält nichts mehr in diesem Kaff. Ich will dich begleiten und beschützen, wo auch immer du und Sarya gehen."