35. Du hast meine Stimme gehört?

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Anne

Der Maester hatte ihr Mädchen wieder zurück gebracht und sie war wieder in Ramsays neuen Gemächern eingezogen.
Die Kinder lagen im selben Zimmer wie sie, in ihrer Wiege nebeneinander. Sie sahen so friedlich aus.
Ihre kleinen. Nichts konnte ihnen etwas anhaben. Sie waren so unglaublich stark. Sie haben die schlimme Zeit miterlebt und es überlebt.
Sie würde alles für sie tun und alles für sie sein.
Ramsay kam von einer Sitzung mit seinen Beratern zurück und sah wütend aus. Sie war nicht sicher ob sie wissen wollte was los war. Eigentlich war es ihr so gut wie egal. Sie wollte nur die Momente ihres Glücks mit ihm auskosten. Aber als er ihre Hand nahm fiel ihr ein Schauer über den Rücken. Es war als würde jede schlechte Emotion die sie, in den letzten Monaten gespürt hatte hochkommen. Vereinzelte Bilder schoßen hoch und es war als spüre sie all den Schmerz von neuem.
Doch sie wollte es nicht zulassen. Sie liebte ihn und wollte nicht ihn, für all das schuldig machen.

Er sah sie immer ruhiger an und sie wusste das er alles vergessen hatte, was auch immer ihn wütend gemacht hatte. Langsam kam er auf sie zu und nahm ihre Hände in die seinen. Sanft gab er ihr einen Kuss auf die Wange. Sie hatte ihren Kiefer zusammengepresst und ihr war als wolle sie schreien. Sie liebte ihn. Aber etwas war anders.
Sie war nicht Sicher was es war.
Edwyns Gesicht kam ihr nicht aus dem Kopf. Sie schniefte und ihre Augen wurden feucht.
Ramsay sah es ihr sofort an, dass etwas nicht stimmte.
"Was hast du?" fragte er sie und strich ihr die Haare aus dem Gesicht.
Sie antwortete nicht. Sie wusste es selbst nicht. Irgendwas stimmte nicht mit ihr. Als der Maester sie berührte war alles in Ordnung, sowie auch bei Brandon.
"Erzähle es mir, bitte..." bat er sie besorgt, "Hast du Angst vor mir?"

"Nein.. Das ist es nicht.." setzte sie an, "ich... es.. es sind Dinge passiert.. Dinge die ich nie vergessen kann.."
"Erzähle es mir. Ich will verstehen was passiert ist.." sagte er während er sie losließ. "Edwyn."

Der Name ließ sie erschaudern. Ein kalter Schauer zog sich über ihren ganzen Körper hinweg. Wenn sie ihm vorher nicht direkt in die Augen gesehen hat, tat sie es jetzt. Eindringlich. "Er sagte, er hätte dich getötet."

"Warum sollte er das sagen?" fragte die verwirrt.
"Sein Messer war bei deinem blutgetränkten Kleid. Als ich dich nicht in unseren Gemächern finden konnte, bin ich durch die ganze Burg gerannt um dich zu suchen. Ich habe dich nicht finden können, also bin ich los geritten. Ich habe dich im Wald überall gesucht und dann.. am Morgengrauen habe ich.. deine Stimme gehört. Wie du mich gerufen hast. Ich konnte dich nicht sehen. Es hatte sich so nah angehört. Ich habe überall gesucht."
"Du hast meine Stimme gehört? Am Morgengrauen war ich schon in Winterfell." Er hatte sie gehört. War sie während sie in Winterfell schlief, bei ihm und hatte ihn gerufen sodass er es gehört hatte? War das möglich?
"Ich habe es mir vermutlich eingebildet. Ich hatte dich die ganze Nacht gesucht."
Sie antwortete nicht. Er hatte sie wirklich gehört. Es war kein Traum gewesen..
"Edwyn. Er ist das Problem, nicht? Er ist in den Kerkern. Ich wollte ihn leiden lassen. Er hat allerdings ein paar Körperteile weniger. Ich kann verstehen wenn du-"

Ramsay

"Ich will ihn sehen." unterbrach sie ihn. Sie wollte die Sache hinter sich lassen.
Gemeinsam gingen sie zu den Kerkern und sie ließ sich nicht aus der Fassung bringen. Weder von den gaffenden Blicken der Insassen noch von ihren wiederwertigen Kommentaren. Ramsay blieb stehen. Er deutete auf die Zelle und sah in ihre Augen. Sie sah in die seinen und nickte. Er öffnete die schwere Eisentür und sie betraten den engen Raum.
Edwyn hing am schwach am Kreuz und schien sich für jede Bewegung anzustrengen, die er tat. Er sah auf und starrte ihr ins Gesicht.
Danach sah er zu Ramsay und fing an zu lachen. Er sah nicht so aus, als wäre er ganz bei der Sache. Als hätte er den verstand verloren.
"Was ist mit ihm?"
"Ich habe ihm die Zunge raus geschnitten."
Sie sah weiter starr in Edwyns Gesicht.
Ramsay sah sie besorgt an. Sie sah Edwyn emotionslos und herablassend an.
Die Seite hatte er noch nie an ihr gesehen.
Doch es gefiel ihm. Er ging zu den Folterinstrumenten und nahm sich das Eisen und hielt dieses über eine der Fackeln.

Er ging mit dem glühenden Eisen auf Edwyn zu und rammte es in seinen Bauch.
Er schrie.
Langsam ging sie auf die beiden zu. Davor hatte sie das Geschehen vom Türrahmen aus, verfolgt.
"Gib mir deinen Dolch." sagte sie emotionslos. Ohne Widerspruch gab er ihr diesen.

Sie starrte auf das Messer in ihrer Hand. Dann auf den Mann, der ihr so viel schlimmes angetan hatte. Der Mann der sie in ihren Albträumen verfolgte.
Schwer fiel es ihr nun wirklich nicht.
Sie stach es langsam in seine Luftröhre und zog es genauso schnell wieder raus. Edwyn sah ihr währenddessen in die Augen. Sie lächelte. Er schnappte panisch nach luft doch alles was er erreichte war das spucken von Maßen, Blut. Ramsay bekam einen Schauer. Das was Edwyn ihr angetan hatte war bestimmt nahezu genauso schlimm wie das was er Sansa angetan hatte.
Er war in Gedanken versunken.
Sie sah ihn an. Sie bemerkte wohl das er abgedriftet war.
"Ramsay?" Sagte sie nun. "Gehen wir." Sie sah in mit einem funkeln in den Augen an. Er nickte und sie gingen aus der Zelle. Er schloß ab und zusammen liefen sie in seine Gemächer.
Bevor sie das Zimmer betraten, hielt er sie zurück. Er küsste sie und presste sie vorsichtig gegen die Wand. Der Kuss war voller Sehnsucht und Leidenschaft. Lange hatte er das nicht mehr gespürt und wanderte gierig mit seinen Händen entlang ihrer Taille um zu ihrem Rücken zu kommen. Er war im Begriff das Kleid gnadenlos aufzureißen, doch sie hielt ihn ab.
"Ich werde das tun." Sagte sie während sie sich ihr Kleid langsam auszog und ihm dabei ununterbrochen in die Augen sah. Es viel zu Boden und sie gab ihm einen vorsichtigen Kuss auf seinen Mund. Wieder löste sie sich und öffnete die Tür zu seinen Gemächern. Sie betrat den Raum und er folgte ihr. Im Gang war nur noch das wunderschöne Kleid auf dem Boden zu sehen und wie das Feuer einer Fackel neben der Tür loderte.

HER DUTY ~ Sometimes duty is the death of loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt