16. Ich nehme diesen Mann

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Anne

Am Tag der Hochzeit zog ihr Freya das weiße Kleid an, schminkte sie und  richtete ihre Haare. Anne sah zum Fenster hinaus. Die Abenddämmerung brach hinein.
Als sie fertig war, ging Freya aus dem Zimmer. „Ich gehe schon mal vor." sagte sie bevor sie die Tür hinter sich schloss.

Anne war so aufgeregt. Sie würde diesen Mann gleich heiraten. Sie hatte sich in ihn verliebt, jedoch kannten sie sich fast gar nicht und genau das machte ihr Sorgen. Was wenn er genauso grausam werden würde wie er es zu Theon und zu seinen Gespielinnen zuvor war, oder schlimmer?

Ein klopfen unterbrach ihren Gedankengang. Die Tür öffnete sich und ein Mann trat herein. Es war einer ihrer Neffen. Ryman Frey. Er war Stevron's ältester Sohn. 

Er lächelte sie an und reichte ihr seinen Arm.
„Wie -?" setzte sie an, wurde jedoch im selben Moment von ihm unterbrochen. 
„Ramsay Bolton hat einen Raben geschickt das Großvater kommen sollte, um dich zu führen." erklärte er ihr. „Doch er lachte nur und sagte das er wichtigeres zu tun hatte. Ich, Lother, Stevron, Walder, Edwyn, Bryan und viele unserer Schwestern redeten auf ihn ein, doch er war nicht umzustimmen. Er befahl mir daraufhin, an seiner Statt zu kommen und dich zu führen.
Er meinte da ich sowieso nichts besseres zu tun habe, kann ich meine Zeit ruhig mit einem ‚verfluchtem Weibsbild' verschwenden."
„Das klingt nach Vater.." sagte sie traurig und senkte ihren Blick. Als ihre Mutter starb wurde sie nicht besser behandelt als ein Pferd, welches man unbedingt verkaufen wollte.

„Tut mir leid, dass ich dir das jetzt so an den Kopf geschmissen habe." sagte er voller ‚Reue'.

„Ist in Ordnung." sie lächelte ihn an und nahm seinen Arm. „Danke das du hier bist."
Er lächelte einfach und nickte ihr zu. Sie gingen nach unten, in die Krypta, wo die Zeremonie stattfand. Auf dem weg zu Ramsay, flüsterte er ihr bevor jemand es merken konnte: „Stets verbunden."
Sie nickte und wiederholte die Worte.

Ramsay

Sie würde gleich da sein. Freya hatte ihm gesagt, das sie fertig sei und gleich folgen würde.
Er war ungeduldig und wollte sie endlich sehen. Diese Schönheit, mit der er den Rest seines Lebens verbringen kann. Nun war sie auch schwanger und bald würden sie ein Kind bekommen.
Er wird sie glücklich machen oder es versuchen.
Sie war ihm ein Geschenk, welches er nicht verdiente. Er würd sich für sie ändern, das schwor er.
Sie war wie er. Sie war die Liebe seines Lebens. Sie, irgendeine Tochter irgendeines Lords am Arsch der Welt, kam und verzauberte ihn, wie es keine zuvor geschafft hatte.
Nun kam sie auf ihn zu. Bereit ihn zu heiraten und für immer mit ihm verbunden zu sein. Sie kam immer näher.
Sie hatte ein langes weißes Kleid an und eine hoch-gesteckte Frisur. Sie blieb einige Meter vor ihm stehen, mit ihrem Bruder an ihrer Seite, der Ramsay mit einem skeptischen Blick durchbohrte. Sein Vater neben ihm trat einen Schritt nach vorne und sprach laut und deutlich. Er war eine angenehme Nacht. Es war nicht zu kalt. Man hörte das leise Rauschen des Windes.

„Wer tritt in dieser Nacht vor die alten Götter?"

Ihr Bruder antwortete: „Anne aus dem Hause Frey, ist hier um sich zu vermählen. Eine erwachsene Frau. Edel und von hoher Geburt. Sie ist gekommen um den Segen der Götter zu erbitten. Wer erhebt Anspruch auf sie?"

Nun trat auch Ramsay vor und stellte sich neben seinen Vater und sagte laut und deutlich: "Ramsay aus dem Hause Bolton. Erbe von Grauenstein und Winterfell. Wer überreicht sie?" Fragte er und sah wieder zu Anne, die ihren Blick gesenkt hatte.

„Ryman aus dem Hause Frey. Ältester Sohn von Stevron Frey und Nachfolgender Erbe des Kreuzwegs."

„Lady Anne" sie hob ihren Blick und sah Ramsay direkt in die Augen.
„Nehmt ihr diesen Mann?" fragte sein Vater.
Alle Augen waren gespannt auf sie beide gerichtet. Ihr Bruder durchbohrte sie regelrecht mit diesem Blick und Ramsay kannte diesen. Es war ein Blick voller Hunger und Ungeduld. Den selben hatte er auch.

Sie antwortete nicht. Sie stand einfach nur da und sah ihn an. Er wurde ungeduldig. Wieso antwortete sie nicht. Er biss den Kiefer zusammen.
Ihre Augen wurden glasig und lachte kurz auf und wischte sich eine Träne weg. Sie lächelte ihn lieblich an und er versank in ihren wunderschönen Augen. „Ich nehme diesen Mann." sagte sie lächelnd.

Ihm fiel ein Stein vom Herzen. Er schritt zu Anne, legte seine Hand auf ihren Nacken und die andere auf ihre Taille. Er beugte sich zu ihr, schloss seine Augen und küsste sie sanft. Es war ein schöner Kuss. Er war einfach und liebevoll.

Anne

Als die Zeremonie vorbei war begaben sich alle nach drinnen in die Halle. Das Fest stand bevor. Sie war an Ramsay eingehakt und er führte sie in die große Halle, an der sie zusammen neben Lord Bolton platz nahmen.
Er lächelte sie an und das Fest begann. Die Musik setzte ein und die Leute tanzten, lachten, aßen und tranken.
Sie sah ihn an. Er drehte sich zu ihr und lächelte sie an. Er nahm ihre Hand.
„Wie fühlst du dich?" flüsterte er ihr zu.
„Gut." sagte sie lächelnd.
„Gut?" fragte er ungläubig.
„Wie sollte ich mich den fühlen? Schlecht?" Flüsterte sie lachend.

„Nein.. Das meinte ich nicht.." er sah zu Boden und dann wieder in ihre Augen. Sie legte ihre Hand auf seine Wange und sagte: „Mir geht es fantastisch. Besser als jemals zuvor. Ich bin der glücklichste Mensch auf der Welt. Wie fühlst du dich?"
Er grinste hämisch. „Ungeduldig."

Sie lachte.
„Bist du soweit?" Fragte er sie dann.
Sie lächelte und zwinkerte ihm zu. „Ist ja nicht so als wäre es unser erstes Mal."
„In Gewisser weise schon." er schmunzelte. „Als Mann und Frau.."

Er wand den Blick von ihr ab und stand auf. Er nahm ihre Hand, woraufhin sie auch aufstand.
„Es ist Zeit. Ich habe eine Frau zu schwängern." scherzte er, woraufhin die Meute lachte. Sie sah zu Theon.
Dieser stand in der hintersten Ecke des Raumes. Er sah zu Boden und als Ramsays Worte fielen, drückte er seine Augen fest zu, als hätte er schmerzen. Hatte er etwa noch Gefühle für sie?

Was wenn er das am Tag zuvor ernst gemeint hatte und er alles was er tat nur getan hat um ihnen eine bessere Zukunft zu ermöglichen?

Doch die viel wichtigere Frage war: Würde diese Tatsache auch nur irgendetwas ändern?

Ramsay bemerkte die Blicke ihrerseits und sie verliessen die Festlichkeiten.

HER DUTY ~ Sometimes duty is the death of loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt