Part 9

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Zuhause angekommen, schlüpfte ich sofort in meine Jogginghose und schmiss mich wie jeden Tag in mein Bett.

28. 03.

Am nächsten Morgen war es wie gestern Nachmittag - trostlos. Es regnete zwar nicht, trotzdem durchzogen niedrige, dichte und feuchte Nebelschwaden unsere Stadt und machten unsere Straßen wirklich düster.
Dennoch nahm ich zur Abwechslung meinen farbenreichsten Pullover und zog eine schwarze Jean dazu an.

Erst als ich draußen war, bemerkte ich dass es viel kälter war, als ich es mir vorher im Bett vorstellte. Ich nahm noch eine Jacke und machte mich mies gelaunt auf dem Weg zum Bus.

Kurz vor der Bushaltestelle fiel mir ein schwarze Auto auf, das mich an Nate's Auto erinnerte, und neben dem Busschild stand. Noch bevor ich erkennen konnte, ob es Nathaniel's Auto war, stieg der Fahrer aus und seine Augen starrten mich an. Nate lehnte sich lässig gegen sein Auto und sah mich mit ungeduldigen Blick an.
"Trödel doch bitte nicht so, sonst kommen wir noch zu spät zur Schule."

Dachte das ist dein Ding, zu spät zu kommen.", sagte ich verwundert zurück und ging auf ihn zu.

"Meins schon. Das ist aber nicht typisch für DICH.", meinte er frech und stieg ins Auto.

Er erwartete wahrscheinlich, dass ich mich zu ihm setzen würde, doch ich blieb vor der Beifahrertür stehen und erwiderte seinen starren Blick.

"Kommst du endlich oder willst du wirklich zu spät kommen?", schnaubte er und ich fragte mich, warum er so darauf bestand, mich unbedingt mitnehmen zu wollen. Widerwillig ließ ich mich aber doch auf den Beifahrersitz plumpsen und sobald ich die Türe geschlossen hatte, startete Nate den Wagen und fuhr Richtung Schule.

Erst heute, fiel mir auf, wie schön sein Wagen doch war. Er hatte einen schwarzen Oldtimer, aufgemotzt und innen waren beige Ledersitze.
Das Armaturenbrett war umrandet aus edlem, dunklem Holz, sowie einzelne Details im Auto.

Obwohl Nathaniel's Auto schon sehr alt aussah, hatte es trotzdem ein neues Navigationsgerät und einen Radio eingebaut.

"Warum willst du mich eigentlich mitnehmen?", fragte ich Nate und war wirklich neugierig.

"Warum denn nicht?", meinte er, ohne mich anzusehen.

"Weiß nicht.", und zuckte nur mit den Achseln.

Und schon wieder war diese eisige Stille da, wo niemand ein Wort sprach. Nicht mal ein Vogel traute sich, zu zwitschern. Nicht mal der Motor traute sich, einen Laut von sich zu geben. Nicht mal WIR trauten uns, sich zu bewegen.

Bei der Schule angekommen, suchte Nate einen Parkplatz und stellte den Motor ab. Aber anstatt auszusteigen, die angespannte Stille zu brechen und einfach wegzugehen, blieb er ruhig sitzen und wendete den Blick zu mir.

Ich tat es ihm gleich und versuchte in seine Augen zu sehen, ohne irgendwie in sie zu versinken. Dieses Blau tat es mir immer wieder auf Neue an.
Lange saßen wir einfach so da, sagten nichts und musterten uns gegenseitig.
Erst jetzt fiel mir auf, dass er eine kleine Narbe unter seiner perfekten Unterlippe hatte, die wahrscheinlich von seiner Kindheit stammte. Also war er doch nicht so perfekt, wie du gedacht hattest? Doch... Seine Narbe machte sein wunderschönes Gesicht perfekt unperfekt.

Nach einer Zeit wurde mir in diesem Auto die Luft zu dünn und ich verließ schnell das Auto. Ich wollte mir gerade die Schultasche um die Schulter werfen, als ich Nate's Hand an meiner anderen Schulter spürte, sie hinterließ eine eigenartige Gänsehaut, obwohl mir gar nicht kalt war, und er mich umdrehte.
"Du...", fing er an, stockte kurz. "Du... Warum hasst du mich so?"

"Ich hasse dich nicht. Sonst würde ich doch kaum in dein Auto steigen und das Risiko eingehen, dass du mich umbringen könntest.", sagte ich und empfand das eigentlich als Witz, weshalb ich ihn anlächelte. Er fand das ganz und gar nicht lustig, sondern musterte mich nur emotionslos.
Was war nur mit ihm los? Er hatte dieses Grau in seinen Augen. Dieses Grau aus meinem Traum.
Eine Mischung aus Geheimnis und Kraft.

Secrets can destroy - my best friend's boyfriendWo Geschichten leben. Entdecke jetzt