"Daddy Direction"

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Schon als ich die Tür öffnete und Liams Gesichtsausdruck sah, wusste ich, dass etwas nicht stimmte. Vielleicht hatte ich sogar schon vorher geahnt. Seine Stimme am Telefon hatte anders geklungen als sonst. Ernster. Heute Abend ging sein Flug zurück nach London. Eigentlich wollten wir vorher gemeinsam essen gehen, doch sein spontaner Besuch verunsicherte mich. Schweigend folgte er mir die Treppe nach oben und in mein Zimmer. Dort ging er schnurstracks zu meinem Fenster und blickte hinaus. Ich wusste nicht was ich sagen, was ich tun sollte. Liam fuhr sich mit einer Hand durch die Haare und drehte sich dann endlich wieder zu mir um. Und spätestens in diesem Moment war ich mir absolut sicher, dass dieses Gespräch nicht gut enden würde.

„Ich kann das nicht mehr.“, sagte er. Ohne nachzufragen wusste ich was er mit ‚das‘ meinte. Aber es machte keinen Sinn. Was hatte sich geändert? Weshalb gab er auf? „Fünf Monate, Liam. Dann wird alles anders!“ Erschrocken stellte ich fest, dass meine Stimme zitterte. „Und was ist bis dahin? In den letzten vier Wochen habe ich dich nur zweimal gesehen. Wie soll das erst werden wenn ich wieder richtig arbeiten muss? Dann kann ich nicht mehr ständig nach Deutschland fliegen. Und du kannst auch nicht nach London, weil du selbst so viel zu tun hast. Was kein Vorwurf sein soll! Aber wir können einander nicht mehr glücklich machen. Es geht einfach nicht mehr.“ In meinem Hals bildete sich ein Kloß. Nur mit Mühe gelang es mir, Liam trotzdem zu antworten: „Du machst mich glücklich. Egal wie selten wir uns sehen. Ich liebe dich, Liam.“ Er verzog schmerzhaft das Gesicht. „Ich kann nicht, Mia. Es tut mir leid.“ – „Nach allem was wir durch gemacht haben? Wirklich? Alles was du zu sagen hast ist: ‚Ich kann nicht‘ und ‚Es tut mir leid‘? Hau ab, Liam. Hau einfach ab.“ Er sah mich mit einem unergründlichen Blick an.  „Mia, ich-“, begann er, doch ich schüttelte den Kopf. „Ich möchte dich nie wieder sehen.“ Vielleicht war mein Verhalten kindisch, aber ich wusste nicht, was ich sonst tun sollte. Ich wollte einfach nur alleine sein. Ohne ein weiteres Wort öffnete ich meine Zimmertür. Liam schien zu verstehen, dass er nicht mehr länger willkommen war. Kurz öffnete er den Mund, als wolle er etwas sagen, doch dann schloss er ihn wieder und ging an mir vorbei, ohne mich noch einmal anzusehen. Sobald ich hörte, wie unten die Haustür zuschlug, sackte ich zu Boden. Wellenartig strömten die Tränen mein Gesicht hinunter. Ich ließ es einfach geschehen.

„Mia, wach auf! Bitte, Mia. Alles ist gut.“ Verwirrt schlug ich die Augen auf. Ich sah wie sich jemand über mich beugte, doch alles wirkte seltsam verschwommen. Dann realisierte ich, dass ich weinte. Mir entwich ein leises Schluchzen, während Tränen meine Wangen hinunter liefen. „Ich bin bei dir, Mia. Alles ist gut.“ Während ich versuchte, die Tränen wegzuwischen, zog Luke mich eng an seine Brust. Mit gleichmäßigen, ruhigen Bewegungen strich er mir über den Rücken. Luke war bei mir. So wie er auch vor fünf Monaten bei mir gewesen war. Mein Fels in der Brandung.

Den ganzen Weg über spürte ich Lukes prüfenden Blick auf mir. „Es geht mir gut. Wirklich. Ich hatte einfach nur einen Albtraum.“ Er verdrehte die Augen. Natürlich kannte er die Wahrheit. Und ich wusste, dass mein Verhalten ihm gegenüber alles andere als fair war. Ich wollte Liam hinter mir lassen. Endgültig. Aber so sehr ich mich auch bemühte, es gelang mir einfach nicht. Luke hielt mir die Tür zum Café auf, in dem wir mit Caro und Lena zum Frühstück verabredet waren. Ich sah die beiden bereits von weitem. Sie saßen mit dem Rücken zum Eingang, beide mit gesenkten Köpfen, als wären sie dabei etwas zu lesen. Wie ertappt sahen sie auf, als wir uns zu ihnen setzten. „Was guckt ihr euch da an?“, fragte ich neugierig, doch Caro hatte das, was aussah wie eine Zeitung, bereits in ihrer Tasche verschwinden lassen. „Nichts weiter. Wie geht es euch?“ Bevor einer von uns etwas erwidern konnte, fuhr sie schon fort: „Du siehst irgendwie krank aus, Mia.“ – „Danke, sehr freundlich.“, entgegnete ich und wandte den Blick ab. Caro seufzte, während Luke unter dem Tisch nach meiner Hand griff. „So war das nicht gemeint und das weißt du auch. Ich mach mir bloß Sorgen um dich.“, verteidigte sie sich. „Mir geht es gut, du musst dir keine Sorgen machen.“ Ich wusste, dass mein Tonfall unangemessen war. Aber die Wut auf mich selbst überschattete momentan alles andere. Wir bestellten unser Frühstück und sprachen dann über unsere letzte Abiprüfung, die mittlerweile in wirklich naher Zukunft lag. Langsam aber sicher beruhigten sich meine Nerven und es gelang mir, mich wenigstens annähernd zu entspannen.

Etwa eine Stunde später verabschiedete Luke sich von uns. „Ich muss los Mädels… Bandprobe.“ Seine Lippen streiften kurz meine Wange. „Bis später.“, murmelte er und verschwand in Richtung Ausgang. Mir fiel auf, dass Lena und Caro sich vielsagende Blicke zuwarfen. „Ist irgendetwas?“, fragte ich mit hochgezogenen Augenbrauen. Caro schüttelte den Kopf, doch Lena sagte: „Jetzt zeig es ihr schon. Früher oder später erfährt sie es sowieso.“ – „Was erfahre ich?“ Verwirrt sah ich zwischen den beiden hin und her. Offensichtlich widerstrebend zog Caro die Zeitung von vorhin aus ihrer Tasche und legte sie vor mir auf den Tisch. Beim näheren Betrachten realisierte ich, dass es eher eine Zeitschrift war. Ich überflog kurz die aufgeschlagene Seite, bis mein Blick an einem Bild hängen blieb. Sofort schien sich mein ganzer Körper zu verkrampfen. „Was soll das?“, fragte ich mit zusammengepressten Zähnen. „Lies es einfach.“, murmelte Lena.

Auf Nimmerwiedersehen „Daddy Direction“?

Jahrelang galt er als der Vernünftige in der Band: Liam Payne. Doch nun scheinen sich die Seiten geändert zu haben. Während seine Bandkollegen Harry Styles, Louis Tomlinson, Zayn Malik und Niall Horan sich fleißig auf ihre kommende Tour vorbereiten, scheint Liam nur eines im Sinn zu haben: Feiern. Und das nicht gerade im geringen Maß. Immer wieder tauchen Bilder von ihm auf, umgeben von anderen feierwütigen Männern und Frauen, von Club zu Club ziehend. Liam, der vor gut einem Jahr gesundheitsbedingt kaum einen Tropfen Alkohol anrührte, ist mittlerweile kaum noch nüchtern anzutreffen. Wie bereits seine Kollegen Zayn Malik und Louis Tomlinson, scheint Liam auch zu Nikotin nicht nein zu sagen. Eine wirklich drastische Wendung, mit der sicherlich niemand gerechnet hat. Und wir alle stellen uns eine Frage: Welche Rolle spielt die Trennung von seiner Freundin, Anfang diesen Jahres?

Das nebenstehende Bild zeigte Liam in einem Club, lachend, während jemand eine ganze Flasche Champagner über ihm entleerte. Ohne ein Wort zu sagen, schob ich die Zeitschrift von mir weg. „Mia, ich bin mir sicher, dass das nichts mit dir-“ Ich ließ Caro nicht ausreden. Stattdessen stand ich auf, griff nach meiner Tasche und verließ im Laufschritt das Café. Ich wollte einfach nur weg. Weg, weg, weg. 

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Ich habe vor nicht einmal 12 Stunden das erste Kapitel gepostet und jetzt ist die Geschichte schon unter den Top100 in Teenfiction und Top150 in Fanfiction?! Ihr seid die allerbesten Menschen auf diesem Planeten!! :)

Don't let me go..Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt