Eifersucht

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Wir brachen bereits wenige Stunden später zum Stadion auf. Und obwohl es noch einige Zeit dauern würde, bis das Konzert tatsächlich begann, war das Gelände um das Stadion herum schon jetzt voll mit Menschen. Wir waren mit mehreren Wagen mit verdunkelten Scheiben unterwegs, sodass die Fans nicht sehen konnten, wer in ihnen saß. Dennoch liefen uns ein paar Mädchen hinterher, sie wurden jedoch sofort von einigen Security Mitarbeitern aufgehalten. Wir hielten in einem Bereich, der von nirgendwo einsehbar war, trotzdem hörten wir von irgendwo her laute Schreie und Fangesänge. Die Stimmung rund um das Stadium war ganz einfach unbeschreiblich. Dementsprechend breit war auch das Lächeln auf den Gesichtern der Jungs, als wir alle gemeinsam ins Stadioninnere gingen. Von Nervosität keine Spur. Niall und Harry tanzten auf seltsame Art und Weise durch die Gänge, was die Stimmung noch einmal zusätzlich anhob. Als ich jedoch das Spielfeld und die darauf aufgebaute Bühne sah, stockte mir der Atem. Jetzt wurde mir ein weiterer Grund dafür bewusst, weshalb die Konzerte in Stadien stattfanden: dieses Monstrum hätte niemals in eine Arena gepasst.

„Okay Jungs! Lasst uns so schnell wie möglich mit dem Soundcheck anfangen! Sind alle da? Dann bitte direkt auf die Bühne!“ Innerhalb weniger Sekunden brach absolutes Chaos aus. Schnell rettete ich mich mit Caro und Luke auf die Tribüne. Auf und vor der Bühne liefen alle möglichen Leute rum, rollten Kabel aus, probierten Lichter aus… jemand begann Schlagzeug zu spielen, kurz darauf waren ein paar Gitarrentöne zu hören. Neugierig reckte Luke den Hals. Ich wusste, dass er alles dafür geben würde, eines Tages selbst auf einer solchen Bühne zu stehen. Nach ein paar Minuten erschienen die fünf Jungs auf der Bühne. Unbeabsichtigt begannen meine Augen sofort, nach Liam zu suchen. Er stand zwischen Louis und Zayn und lachte offenbar über etwas, dass Louis soeben gesagt hatte. Es tat ausgesprochen gut, ihn ähnlich wieder lachen zu sehen. Allerdings schien er sich noch immer von Harry fernzuhalten. Zwischen den beiden herrschten die ganze Zeit über mindestens fünf Meter Abstand. Sie sangen mehr Lieder als ich erwartet hatte. Vermutlich lag das daran, dass es das allererste Konzert war. Immer wieder wurden sie mitten im Refrain eines Liedes unterbrochen, weil irgendetwas nicht stimmte. Auch nach ungefähr einer Stunde war noch kein Ende in Sicht, dafür knurrte mein Magen immer lauter. „Ich geh mal schauen was es so zu essen gibt. Bleibt ihr hier?“ Caro nickte nur und starrte weiterhin gebannt in Richtung Bühne. „Ja, aber du kannst mir gerne was mitbringen.“, sagte Luke grinsend.

Ich bahnte mir meinen Weg zwischen all den noch immer viel beschäftigen Crew-Mitgliedern hindurch und gelangte schließlich in einen sehr viel ruhigeren Bereich hinter der Bühne. In einem Raum war tatsächlich ein Buffet aufgebaut. Ich nahm mir einen Apfel und suchte dann nach etwas für Luke.

„Hey.“ Vor Schreck hätte ich fast den Apfel und den leeren Pappteller, den ich bereits in der Hand hielt fallen gelassen. Liam war neben mich getreten und betätigte nun die Kaffeemaschine. „Standest du nicht eben grad noch auf der Bühne?“, fragte ich verwirrt. „Wir sind grade fertig geworden.“, erklärte Liam und tatsächlich viel mir nun auf, dass die Musik verstummt war. „Oh okay, und wo sind die anderen?“ Er zuckte mit den Schultern. „Draußen irgendwo. Wie geht es dir?“ Der abrupte Themawechsel überraschte mich so sehr, dass es eine Weile dauerte, bis ich meine Stimme wiederfand. „Gut… Ich bin schon gespannt auf heute Abend!“ Liams Mundwinkel hoben sich. Was war hier los? Weshalb war er auf einmal so freundlich? „Das freut mich. Und auch… dass du hier bist.“ Mir entwich ein unbeabsichtigtes Schnauben, woraufhin er die Stirn runzelte. „Was ist?“ Ich sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Du freust dich, dass ich hier bin?“ Nach kurzem Zögern nickte Liam. „Klar. Ist das so schwer zu verstehen?“ – „Ehrlich gesagt… ja!“, entgegnete ich. „Wieso das?“ War das sein verdammter Ernst? Kopfschüttelnd ging ich an ihm vorbei. „Mia, warte! Bitte rede endlich mit mir!“ Entgeistert drehte ich mich um. „Sag mal, was ist eigentlich los mit dir? Erst sagst du, du würdest dich von mir fernhalten. Dann willst du auf einmal unbedingt mit mir reden. Am nächsten Morgen ignorierst du mich komplett. Und jetzt bist du plötzlich wieder freundlich?“ Liam runzelte die Stirn. „Das mit heute Morgen tut mir leid. Aber das hatte wirklich nichts mit dir zu tun.“ – „Sondern mit Harry?“, fragte ich, „Bist du sauer auf ihn, weil er mich hierher eingeladen hat?“ An Liams Gesichtsausdruck konnte ich erkennen, dass ich genau ins Schwarze getroffen hatte. „Also ja: es ist sehr schwer zu stehen, dass du dich angeblich über meine Anwesenheit freust.“ Liam sah kopfschüttelnd zu Boden. „Es ist kompliziert…“, murmelte er leise. Wieder schnaubte ich, dieses Mal allerdings beabsichtigt. „Sag doch einfach, dass du mich nicht hier haben willst. So kompliziert ist das nicht, glaub mir.“ – „Aber das stimmt nicht! Ich weiß nur nicht, weshalb Luke hier ist.“ Ihm war anzusehen, dass er das nicht hatte laut aussprechen wollen. „Was hat denn Luke jetzt damit zu tun?“, fragte ich irritiert, doch Liam schüttelte den Kopf. „Gar nichts, vergiss es.“ Aber so schnell gab ich nicht auf. „Wo liegt dein Problem, Liam? Luke ist mein Freund, er ist hier weil ich hier bin. Vielleicht solltest du das einfach akzeptieren.“ – „Du hast mir immer wieder versichert, dass ihr nur noch Freunde seid. Und kaum, dass ich weg bin, wird wieder mehr daraus?“ Perplex starrte ich ihn an. „Bist du eifersüchtig?“ Liam verdrehte die Augen. „Nein, natürlich nicht.“ Doch sein Ton sagte genau das Gegenteil. „Liam, du hast mich verlassen. Ohne mir auch nur einen Grund zu nennen, bist du gegangen und hast dich nie wieder gemeldet. Und jetzt beschwerst du dich darüber, dass ich versuche mein Leben weiter zu leben? Luke hat mir ganz einfach gezeigt, wie sehr er mich liebt und dass er immer für mich da sein wird. Etwas, das man von dir absolut nicht behaupten kann.“ – „Ich wollte nicht gehen! Aber… aber es ging einfach nicht anders.“ Mit pochendem Herzen sah ich Liam an. Würde ich nun endlich erfahren, wieso er damals gegangen war? „Wieso ging es nicht anders? Wieso?“ Aber Liam schüttelte den Kopf. „Du würdest es nicht verstehen. Aber bitte denk nicht, dass du mir nichts mehr bedeutest, Mia. Denn das stimmt definitiv nicht.“ Woher wollte er wissen, dass ich es nicht verstand? Offensichtlich gab es einen Grund für seine Entscheidung und nichts interessierte mich mehr, als diesen Grund zu erfahren. Aber einfach würde das nicht werden. Ohne auf seine Worte zu reagieren, drehte ich mich um und verließ den Raum. Erst kurze Zeit später stellte ich fest, dass der Pappteller in meiner Hand noch immer leer war. Genervt schmiss ich ihn in den nächsten Mülleimer. Sollte Luke sich doch selber etwas zu essen holen. 

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