Heimliche Blicke

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Schweigend setzte ich mich wieder zwischen Caro und Luke, die noch immer mit den anderen am Pool saßen. „Wo warst du?“, fragte Caro und sofort und auch Luke sah mich neugierig von der Seite an. Ich wollte keinen der beiden anlügen, weshalb ich ohne zu zögern die Wahrheit sagte. „Und hat er dir endlich den Grund genannt?“ Dieses Mal zögerte ich kurz, bevor ich Caros Frage mit einem Nicken beantwortete. „Also habt ihr alles geklärt?“, mischte sich nun auch Luke ein. Wieder nickte ich. „Könnte man so sagen.“ Für einen Moment befürchtete ich, dass einer der beiden nach dem  genauen Inhalt unseres Gesprächs fragen würde, doch beide blieben still. Allerdings spürte ich Caros forschenden Blick auf mir ruhen und wusste, dass sie irgendwann bestimmt nach Liams Grund für die Trennung fragen würde. Ich war ihr allerdings sehr dankbar dafür, dass sie es nicht in Lukes Gegenwart tat.

Als Liam wenige Minuten später ebenfalls zu uns stieß, beschleunigte sich mein Herzschlag augenblicklich. Ich versuchte nicht in seine Richtung zu sehen, aber trotzdem sah ich aus dem Augenwinkel, wie er sich neben Harry setzte und ihm offenbar etwas ins Ohr flüsterte. Nun kam ich gegen die Neugier nicht mehr an. Möglichst unauffällig drehte ich meinen Kopf, gerade rechtzeitig um zu sehen, wie Harry überrascht die Augenbrauen hob und dann lächelnd den Kopf schüttelte. Seit wann redeten die beiden wieder miteinander? Meine Augen huschten zu Liam, der mich in genau dieser Sekunde ebenfalls ansah. Unsere Blicke trafen sich. Er hatte die Lippen fest zusammen gepresst und seine Mundwinkel zuckten, als würde er sich über irgendetwas schrecklich amüsieren. Verwirrt runzelte ich die Stirn, woraufhin er mit den Schultern zuckte und mir ein erschreckend vertrautes Lächeln zuwarf. Und gerade weil es mir so vertraut war, brachte es mich komplett durcheinander. Für einen kurzen Augenblick vergaß ich all die Dinge die geschehen waren und noch immer zwischen uns standen. Reflexartig erwiderte ich sein Lächeln. Die Überraschung war deutlich in seinen Augen lesbar. Noch bevor ich realisiert hatte, was gerade geschehen war, zerrte Caro an meinem Arm. „Wir müssen reden.“, murmelte sie und klang dabei alles andere als freundlich. Ohne Liam noch einmal anzusehen, stand ich auf und folgte Caro, die noch immer meinen Arm umklammert hielt. „Caro, das tut weh!“, beschwerte ich mich, worauf sie jedoch überhaupt nicht einging. Auch ihr Griff lockerte sich nicht. Erst als wir außer Sichtweite der Leute im Pool waren, blieb sie stehen und ließ mich los. Verärgert rieb ich meinen schmerzenden Arm. „Was soll das?“, fragte ich und sah sie böse an. Sie erwiderte den Blick mindestens genauso böse. „Das würde ich gerne von dir wissen!“ Irritiert runzelte ich die Stirn. „Ich habe überhaupt nichts gemacht! Du bist diejenige, die mich brutal hierher gezerrt hat.“ – „Du hast nichts gemacht? Was war das dann gerade für eine stumme Unterhaltung mit Liam?“ Ertappt sah ich zu Boden. Ich wusste nicht was ich darauf erwidern sollte, aber Caro fuhr ohnehin schon fort: „Es war genau wie damals an Liams Geburtstag.“ Mittlerweile klang sie nicht mehr wütend. Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. „Da konntet ihr euch auch nicht aus den Augen lassen.“

 Bis zu Liams Geburtstag dauerte es noch etwas mehr als eine Stunde. Niall und Zayn stellten ihre Kochkünste unter Beweis, während Louis und Harry einen Witz nach dem anderen erzählten. Liam schwieg. Und beobachtete mich. Jedes Mal wenn ich in seine Richtung sah, begegnete ich seinen forschenden Augen. Irgendwann schlug Perrie vor, die Jungs könnten ein paar Lieder zum Besten geben. Sofort sprang Niall auf und holte seine Gitarre aus dem Wagen. Das einzige Lied was ich erkannte war 'Little Things'. Es erinnerte mich an automatisch an den ersten Abend mit Liam. In seiner Wohnung. In seinem Bett. Schnell verdrängte ich den Gedanken. Vielleicht stimme nicht mal seine Aussage, dass Danielle ausschließlich im Gästezimmer schlief. Gerade wollte Niall seine Gitarre weglegen, als Eleanor protestierte: "Wartet! Bitte singt 'Truly, Madly, Deeply'!" Louis lachte und legte einen Arm um sie. "Na gut, extra für dich." Niall begann erneut Gitarre zu spielen, kurz darauf setzte Liam mit seinem Gesang ein. 

"Am I asleep, am I awake, or somewhere in between?
I can't believe that you are here and lying next to me.
Or did I dream that we were perfectly entwined,
like branches on a tree, or twigs caught on a vine?"

Während er sang, ließ er seinen Blick kein einziges Mal von mir weichen. Ich spürte den Knoten, der sich in meiner Kehle bildete und immer größer wurde. Wie die anderen sangen bekam ich kaum mit, mein Umfeld war komplett verschwommen. Nach einer Weile sang Liam erneut:

"Should I put coffee and granola on a tray in bed,
And wake you up with all the words that I still haven't said?
And tender touches, just to show you how I feel?
Or should I act so cool, like it was no big deal?"

Es bestand kein Zweifel daran, dass er die Worte direkt an mich richtete. Ich wagte es nicht, unseren Blickkontakt zu unterbrechen. Und vermutlich war das sowieso unmöglich. Ich wusste nicht mehr, wie ich meinen Kopf bewegte, es fiel mir schwer zu atmen.

„Was genau hat euer Gespräch vorhin ergeben?“ Caros Worte rissen mich abrupt aus meinen Gedanken. Obwohl nicht mal ein Jahr vergangen war, fühlte es sich an, als läge Liams Geburtstag bereits eine Ewigkeit zurück. Damals hatte ich mir noch Sorgen über seine Beziehung mit Danielle gemacht. War eifersüchtig auf sie gewesen. Später hatte er mich zur Rede gestellt, mir versichert, dass zwischen den beiden absolut nichts lief und schließlich war ich in seinen Armen eingeschlafen. „Mia?“ Ungeduldig wedelte Caro mit einer Hand vor meinem Gesicht herum. Ich seufzte und erzählte ihr dann alles, was Liam vorhin mir erzählt hatte. Caros Augen schienen immer größer zu werden, während sie mir zuhörte. „Und dann bist du einfach gegangen?“, fragte sie schließlich. Hilflos zuckte ich mit den Schultern. „Was hätte ich denn sonst tun sollen?“ – „Ihm zum Beispiel sagen, dass du ihn nicht mehr liebst und er dich in Ruhe lassen soll?!“ Nervös biss ich auf meine Unterlippe und sah zu Boden. Caro stöhnte verzweifelt auf. „Das kann doch wohl nicht dein Ernst sein! Was ist mit Luke?“ – „Was soll mit Luke sein? Ich liebe ihn! Aber Liam ist einfach… Liam. Und ich kann nicht einfach so tun, als würde ich nichts mehr für ihn empfinden.“ 

Don't let me go..Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt