Hoffnung

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LIAMS SICHT:

„Nein, Mia. Ich werde nicht behaupten, dass du Luke nicht liebst.“, sagte ich, obwohl ich liebend gerne das Gegenteil getan hätte. „Aber du kannst mir nicht erzählen, dass wir beide keine gemeinsame Zukunft haben könnten.“ Denn wäre ich nicht so ein dämlicher Idiot gewesen, würden wir diese Zukunft nun vermutlich gerade planen. „Doch, Liam. Genau das erzähle ich dir.“, entgegnete Mia. Auf einmal kam mir eine Idee. Es war riskant, aber ich musste es einfach wissen. „Wenn du das tatsächlich denkst… dann kannst du mir sicherlich auch sagen, dass du absolut nichts mehr für mich empfindest.“, sagte ich und verschränkte meine Arm vor der Brust. Mia sah mich nur stumm an und antwortete nicht. Konnte das heißen, dass ich tatsächlich Recht hatte? Dass ich sie doch noch nicht für immer verloren hatte? „Mia? Sag, dass du mich nicht mehr liebst und ich verspreche dir, dass ich dich in Ruhe lasse. Und dieses Mal werde ich mich an das Versprechen halten.“ Oder zumindest würde ich es versuchen. Nervös beobachtete ich sie, sah wie sich ihr Mund langsam öffnete. Aber noch immer kam kein Ton heraus. Auch ich schwieg und wartete auf ihre Antwort. Doch anstatt mir diese zu geben, drehte sie sich um und rannte davon. Ich wollte ihr hinterher rufen, aber dann überlegte ich es mir anders. Sie würde ohnehin nicht stehen bleiben. Verzweifelt fuhr ich mir mit einer Hand durch die Haare. Was bedeutete ihre Reaktion? Wenn sie wirklich über mich hinweg war, hätte sie das dann nicht einfach gesagt? Liebte sie mich also tatsächlich noch? Ein seltsames Gefühl von Freude breitete sich in mir aus. Seltsam deswegen, weil es untermalt wurde von der Ungewissheit, ob ich ihr Verhalten möglicherweise falsch interpretiert hatte.

Nach ein paar Minuten realisierte ich, dass ich die ganze Zeit im Kreis ging. Neuere Erkenntnisse brachte mir diese Tätigkeit bestimmt nicht. Wenn ich Glück hatte, würde Mia sich gerade nicht in der Nähe von Luke aufhalten. Dann konnte ich vielleicht noch einmal mit ihr reden. Missverständnisse vermeiden. Aber sobald ich in die Nähe des Pools kam, entdeckte ich die beiden Seite an Seite. Auch Caro und die anderen Jungs waren bei ihnen. Neben Harry war ein Platz frei, perfekt. Mit dem musste ich sowieso sprechen. Schnell ging ich auf die Gruppe zu und setzte mich neben Harry an den Beckenrand. Er zuckte kurz erschrocken zusammen, ignorierte mich ansonsten jedoch. „Tut mir leid, dass ich dich so dumm angemacht hab.“, murmelte ich so leise, dass nur er mich verstand. „Ich war einfach ziemlich durch den Wind. Bist du noch sehr sauer?“ Endlich reagierte er und sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Es tut mir wirklich leid!“, versprach ich, woraufhin er lächelnd den Kopf schüttelte. „Alles gut, Liam, keine Sorge.“ Erleichtert atmete ich auf. Wenigstens das hatte ich endlich geklärt.

Mein Blick wanderte zu Mia. Überrascht stellte ich fest, dass auch sie mich ansah. Luke hingegen beachtete sie überhaupt nicht, obwohl er direkt neben ihr saß. 1-0 für mich, stellte ich fest und hätte am liebsten breit gegrinst, doch ich presste meine Lippen fest zusammen. Offenbar sah das etwas seltsam aus, denn Mia runzelte die Stirn. Ich zuckte mit den Schultern, um ihr mitzuteilen, dass es keinen bestimmten Grund für meinen Gesichtsausdruck gab. Während ich sie ansah, konnte ich nicht verhindern, dass sich ein breites Lächeln auf meinem Gesicht bildete. Womit ich jedoch nicht gerechnet hatte war, dass sie dieses Lächeln augenblicklich erwiderte. Seit über einem halben Jahr hatte ich dieses Lächeln nicht gesehen. Und erst jetzt realisierte ich, wie sehr ich es vermisst hatte. Ich war derart in Gedanken versunken, dass ich nur nebenbei mitbekam, wie Caro an Mias Arm zerrte und sie mit sich zog. Irritiert sah ich den beiden hinterher. Dann fiel mir auf, dass Luke genau dasselbe tat. Noch immer klangen seine Worte von vorhin in meinem Hinterkopf. „Du kannst nicht einfach so tun, als sei nie etwas passiert. Lass Mia endlich in Ruhe. Sie ist über dich hinweg.“  Vielleicht hatte er Recht. Vielleicht auch nicht. Und genau das hatte ich ihm auf gesagt. Ich würde nicht so einfach aufgeben. Sobald ich von Mia selbst hörte, dass sie mich tatsächlich nicht mehr liebte, würde ich selbstverständlich sofort aufhören, um sie zu kämpfen. Denn dann wusste ich, dass sie ohne mich glücklicher war. Aber nur weil Luke es mir sagte, würde ich mich ganz bestimmt nicht von ihr Fern halten, ganz im Gegenteil. Es war Mias Entscheidung. Nicht die von Luke und auch nicht meine.

Wir blieben noch eine Weile am Pool sitzen und ließen das Konzert Revue passieren. Übermorgen war schon das nächste und bis dahin gab es noch einige Dinge, die wir verbessern konnten. Irgendwann kamen Mia und Caro zurück, allerdings wich Mia meinem Blick nun stur aus. Kein einziges Mal sah sie in meine Richtung. Was zur Hölle hatte Caro ihr gesagt?

Nach und nach wurde es immer leerer auf der Dachterrasse. Etwa zehn Minuten nachdem Caro, Luke und Mia sich verabschiedet hatten, ging auch ich zurück in mein Zimmer. Meinen Koffer hatte ich noch immer nicht gepackt und morgen früh war dafür nicht mehr sonderlich viel Zeit. Obwohl es bereits weit nach Mitternacht war, stopfte ich also all meinen Sachen in den seltsamerweise viel zu kleinen Koffer. Als ich ihn schließlich unter größter Anstrengung geschlossen hatte fiel mir auf, dass all meine Waschsachen noch im Bad waren. Stöhnend ließ ich mich auf mein Bett fallen und blieb einfach dort liegen. Den Rest konnte ich auch noch morgen früh packen. Ich warf einen kurzen Blick auf die Uhr. Es war fast drei Uhr. Super. Schlafen würde ich dann wohl im Flieger.

Als es wenig später an meiner Tür klopfte, blieb ich stumm liegen. Vermutlich war das nur einer der Jungs, die ihren Koffer ebenfalls nicht zu bekamen und nun irgendetwas bei mir deponieren wollten. Wenn ich mich schlafend stellte, würde derjenige es beim nächsten Zimmer versuchen. Doch es klopfte erneut. Stöhnend erhob ich mich und öffnete die Tür.

„Mia?“ Zu sagen, dass ich erstaunt war sie vor meiner Tür zu sehen, wäre eine Untertreibung. Für ein paar Sekunden spürte ich eine unbeschreibliche Freude in mir aufsteigen. Doch als ich realisierte weshalb sie vermutlich hier war, verschwand dieses Gefühl augenblicklich. Sie war hier, um mir endlich zu antworten. Sie hatte darüber nachgedacht und war zu dem Schluss gekommen, dass sie tatsächlich nichts mehr für mich empfand. Ich bereitete mich innerlich auf die Worte vor, die in nur wenigen Sekunden all meine Hoffnung zerstören würden. Doch diese Worte kamen nicht. Und auf das, was stattdessen passierte, war ich absolut nicht vorbereitet. Ohne Vorwarnung trat Mia auf mich zu, legte ihre Hände um meinen Nacken, zog mein Gesicht näher zu sich heran und presste ihre Lippen auf meine. 

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whaaaat the hell just happened

DANKE übrigens für 1000 Reads und all die Votes und Kommentare! :)

Don't let me go..Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt