R.E.M. ✓

Flower Bed

Dr. Jones

Immer noch mit den Gedanken bei neulich Abend, nahm ich mir den Stift vom kleinen Tisch vor mir.

Ich öffnete meinen Notizblock und testete auf einer wahllosen Seite ob der Kugelschreiber noch funktionierte.

Nachdem ich mich versicherte dass ich für die Sitzung ausgestattet war, sah ich zu Ethan, dieser sah jedoch abermals aus dem Fenster. Mittlerweile könnte man es als ungewöhnlich beschreiben wenn er das nicht tat.

„Also gut Ethan, dann legen wir mal los?", eröffnete ich sozusagen die Sitzung. Zu meiner Überraschung drehte er sich sogar zu mir um.

War wohl einer seiner guten Tage.

„Wie hast du dich gefühlt, als du dir diese Kassetten angehört hast?"

„Leer, traurig, von Schuld zerfressen.", antwortete er niedergeschlagen.

Sein Gesicht verzog sich zu einer traurigen Miene, doch etwas war anders. Ich wusste aber nicht genau was.

„Wieso denkst du ha,- Belustigt.", unterbrach er mich plötzlich. Entgeistert viel mir die Kinnlade runter, doch seine Lippen zogen sich zu einem leichten Schmunzeln zusammen.

„Verwirrt aber definitiv nicht überrascht.", fügte er noch hinzu.

„Wie meinst du, du warst nicht überrascht?", fragte ich etwas erschrocken und schrieb mir nebenbei seine Worte auf.

„Es war zu erwarten Dr. Jones.", grinste er.

„Der Tod dieser Menschen war für dich zu erwarten?", fragte ich erstaunt.

„So ziemlich. Jeder stirbt, Dr. Jones. Manche früher manche später.", machte er eine allwissende Gäste.

„Wissen Sie, sogar Christian und Chloe denken so. Ups! Falsche Zeitform. Sie sind ja nicht mehr hier, mein Fehler. Sogar Christian und Chloe dachten so.", lachte er über seinen beabsichtigten Fehler und verbesserte sich, dabei bedacht den korrekten Tempus deutlich zu betonen.

„Was ist denn daran so lustig, wenn ich fragen darf?", versuche ich das Zittern meiner Stimme mit einer sicheren Haltung zu überspielen.

„Das Lustige an der ganzen Geschichte ist, dass sich beide fallen ließen. Doch das meine ich nicht nur als Metapher für's verlieben. Ich meine es wortwörtlich.", grinste er schief vor sich hin.

Verwirrt sah ich ihn an, was er anscheinend bemerkte, weil er sofort weiter sprach.

„Verstehen Sie es? Christian ist in seiner Garage von der Deckenleuchte gefallen als er sich mit einem Hanfseil erhängte. Und Chloe widmete sich ihrem Blumenbeet, als sie vom Dach ihres Elternhauses fiel.", versuchte er das Lachen zu unterdrücken.

„Sie landete direkt im Blumenbeet. Das waren aber keine roten Rosen die ihren Hinterkopf verfärbten. Denn sie hatte nämlich Veilchen und damit meine ich nicht nur die im Gesicht.", sagte er mit einem schiefen Lächeln ehe er losprustete und in lautes Gelächter fiel.

Sein kehliges Lachen erhellte den ganzen Raum und er hielt sich am Bauch. Nach einigen Sekunden wischte er sich mit seinem Finger eine imaginäre Träne vom Außenwinkel seines Auges weg. Er versuchte sich wieder ein zu kriegen und stützte seine Hände an seinen Beinen ab.

Mir jedoch war alles andere als lachen zu muten. Mein Herz raste. Angst betäubte meinen ganzen Körper, doch versuchte ich es mir nicht anmerken zu lassen, denn genau dass wollte er ja. Er wollte mir Angst machen, aber wieso.

Ich fragte mich, tat er auch dass gleiche mit Dr. Cooper? Langsam wusste ich nicht mehr, ob er mir die Wahrheit oder nur erfundene Lügen erzählte.

„Ethan woher weißt du dass?", fragte ich immer noch wie gelähmt und völlig verstört von seiner Erzählung.

Unbeschreibliche Kälte, vermischt mit meiner Angst und Unsicherheit machten sich um uns breit. Trotz seines Lachens, welches einem Neunjährigen glich, konnte man dieses beängstigende Funkeln in seinen Augen erkennen.

Dieses funkeln war jedoch bei keinem neunjährigen zu sehen.

Ethan wurde wieder ganz still. Sein Blickfeld war wieder das Fenster, doch aus diesem Winkel könnte man deutlich die angestaute Anspannung in seinem Kiefer erkennen. Seine Finger ballten sich zu Fäusten und seine Lippen pressten sich zu einer schmalen Linie zusammen.

Etwas verheimlichte er mir, das war klar, aber ich werde es noch herausfinden. Dies stand fest.

thequiet_screamer 💕🤟🏼