Honey, this is Stilllake

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Dr. Jones

„Bis morgen Dr. Jones!"

„Bis morgen!", verabschiedete ich mich von Olivia als ich in den Fahrstuhl Einstieg.

Unten angekommen ging ich den Gang runter und machte die Tür auf, indem ich die Mitarbeiterkarte an den Sensor legte, welches dazu führte dass sich die Tür öffnete.

Dieses Schloss System war an nahezu allen Türen befestigt damit die Patienten nicht fliehen.

Das kleine grüne Lämpchen leuchtete auf und gleich darauf war das nervige Summen zu hören, welches mir erlaubte die Tür aufzumachen und hinaus zu gehen.

Doch ehe die Tür hinter mir ins Schloss fiel hörte ich schon wieder dieses seltsame Geräusch von neulich Abend.

Kurz hielt ich inne und sah zu Boden.
Ich hoffte auf eine Wiederholung des Geräusches, welches mir versicherte, dass es nur irgendwelche Vögel oder Winde waren.

Aber alles was zu hören war, war die plötzliche Stille, die sich breit machte.

Ich sah mich um, doch war weit und breit nichts zu finden.

Halluzinierte ich? Ich hätte doch schwören können etwas gehört zu haben. Es ähnelte einem Ruf.

Durch einen lauten Schrei zuckte ich stark zusammen und hielt mir aus Reflex an die Brust. Als ich jedoch einen Blick nach oben zu den Fenstern warf, stellte sich heraus das es nur ein Patient war, der seine Medizin nicht einnehmen wollte.

Kurz schüttelte ich den Kopf und ging mit schnellen Schritten zu meinem Auto.

Ohne es wirklich zu realisieren, fuhr ich schon los und war umgeben von dichten Bäumen, die einen Schatten auf den Weg warfen und somit die Sicht verschlechterten.

Der Weg führte mich durch die alte, schlecht asphaltierte und voller Schlaglöcher befallene Nebenstraße, zur Hauptstraße.

Diese war mit einer der vielen Seitenstraßen verbunden, welche mich direkt nach Hause führte.

Die Autofahrt verging schneller als erwartet und ich konnte schon aus der Ferne mein Haus sehen.

Ich wohnte nicht gerade in einer großen Nachbarschaft. Es war ein sehr kleiner Ort, jedoch genau das liebte ich daran.

Ohne es zu wollen ging mir plötzlich Ethan durch den Kopf.

Ich fragte mich, wieso er nie bemerkte dass es seinen Freunden schlecht ging? Kann man sowas eigentlich übersehen?

Das Auto vor der Garage parkend, wunderte ich mich wie schnell der Heimweg war.

„Hallo Miss Jones, was machen Sie so spät noch hier?"

Erschrocken zuckte ich auf und sah nach hinten.

„Oh, Mrs. Wood? Tut mir leid, ich habe Sie nicht gesehen. Ich komme gerade von der Arbeit zurück.", lächelte ich die ältere Dame vor mir an und schloss nebenbei mein Auto ab.

„Haben sie schon gehört dass Mr. Nolan ausgewandert ist? Angeblich ist es wegen seinem Sohn aber da bin ich mir nicht so sicher. Wenn ich nur daran denke, wie besessen der auf Geld ist.", sprach die grauhaarige Frau wie immer die Geheimnisse anderer Menschen rum.

Darauf vorbereitet sie mit der Begründung es sei ein harter Tag für mich gewesen abzuschütteln, sah ich sie müde an. Doch dann verstand ich die Bedeutung ihres Satzes.

„Mr. Nolan?", fragte ich verwundert.

„Ja! Er wohnte mit seiner Familie die Straße runter. Er war ein mächtiger Mann. Jeder hatte Angst vor ihm! Sogar sein Sohn. Billie oder war es Flynn? Nein, Roger? Nein!-, Ethan?", verbesserte ich sie.

„Ja! Genau der war es. Dieser Junge, ich sage Ihnen, der hat nicht mehr alle Tassen im Schrank. Angeblich hat er ja ein Auslandsjahr in Italien. Aber wir wissen alle das er in der Klapse ist. Kein Wunder mit so einem Vater.", flüsterte sie das Ende. Als würde uns jemand in meiner Auffahrt belauschen können?

„Woher wissen Sie das?"

„Schätzchen, dass hier ist Stilllake. Hier weiß jeder alles!", legte sie ihre Stirn in Falten.

Sie hatte zwar nicht ganz unrecht, jedoch wurde hier auch aus einer Mücke ein Elefant gemacht.

„Seit diesem Kindermassaker ist alles anders geworden, kein Wunder das sich dieser Junge in einer Klapse versteckt. Sollen gut bewacht sein diese Dinger.", redete sie wieder auf mich ein.

„Wer ist denn dass? Moment mal, ist das nicht, Margret!? Du lieber Himmel Margret, sag hast du wieder ein Lifting gemacht?!", wendete sie sich plötzlich ab und sah angeekelt nach hinten.

Doch mir hallten immer noch ihre Worte im Kopf rum.

Kindermassaker?

„Mrs. Wood, was wissen Sie genau über dieses Kindermassaker?"

„Ach, Kind wissen Sie das etwa nicht?! Das war monatelang Gesprächsthema Nummer eins. Es ist eine Tragödie! Diese Teenager sind alle am selben Tag gestorben! Wenn mich mein Verstand nicht trügt, waren es elf. Ich weiß es nicht mehr sicher aber eine Zeit lang lagen Angst und Schrecken in der Umgebung, das kann ich Ihnen versichern!"

„Wieso denn das?", fragte ich interessiert.

„Na, weil keiner wusste wie sie gestorben sind! Manche denken dass es Suizid war, aber manche sind der Behauptung dass es Massenmord war. Doch die Todesursache dieser Kinder wurde nie richtig aufgeklärt."

Perplex sah ich auf den Boden.

„Wie meinen sie keiner wusste, wie sie gestorben sind? Haben die Eltern nicht Beerdigungen gehalten?"

„Seit diesen Schlagzeilen sind die Familien spurlos verschwunden. Es fanden keine Beerdigungen oder ähnliches statt. Zufälligerweise war genau zur selben Zeit irgendwas mit der Zeitungsfabrik nicht in Ordnung und die Zeitung wurde eine Woche später ausgeteilt. Als die Tragödie dann die Runde machte, waren die Eltern schon längst weg.", erzählte sie in der Vergangenheit schwelgend.

„Manche glauben dass diese Familien die Zeitungsleute bestochen haben, um mit der Zeitung später raus zu rücken. Das einzige dass man weiß ist die Anzahl und Namen der Toten. Es ist schwarz auf weiß geschrieben. Aber alles andere sind nur leere Gerüchte."

Immer noch völlig neben der Spur umklammerte ich meine Tasche fester und schluckte schwer.

„Wie auch immer, ich muss jetzt los Mrs. Wood. War schön Sie zu sehen!", rief ich ihr noch zu, während ich schnell zur Tür ging und panisch ins Haus trat.







thequiet_screamer 💕🤟🏼

R.E.M. ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt