Dr. Jones
Ein lautes Schreien verlässt Ethan's Kehle, gefolgt von auf den Boden schmetternden Glas Scherben.
„Verdammt!", schrie er frustriert.
Ausatmend öffnete ich die Augen, die ich unbemerkt zusammen kniff.
Er schien selbst der Verursacher des Geräusches zu sein und machte dabei sogar noch mehr kaputt.
So viel zu seinen gestärkten Sinnen.
Gerade als ich weiter schleichen wollte fiel mir etwas auf. Das Erdgeschoss hatte keine Glasobjekte. Das Einzige das hier aus Glas bestand, waren die zwei Vasen an der Rezeption.
„Dr. Jones! Sie können sich nicht ewig verstecken!", schrie er und schlug willkürlich auf Gegenstände ein.
Doch wenn er sich in der Nähe der Rezeption befand und ich aus meinem Standpunkt gerade aus zum Tür Sensor sehen konnte, musste das bedeuten dass er sich rechts von mir aufhielt. Und dem Schall seiner Stimme nach musste er ungefähr vier bis fünf Meter entfernt von mir gewesen sein.
„Wissen Sie was? Ich hab's mir anders überlegt. Ich werde Sie nicht umbringen."
Fünf Meter sind für eine durchschnittliche Person zu entfernt um jemand einzuholen, doch war Ethan außergewöhnlich schnell und er hätte mich sofort erwischt.
„Noch nicht.", hörte man die Belustigung in seiner Stimme.
Ich musste ihn irgendwie ablenken, um schnell zur Tür zu laufen.
„Sie wissen ja noch gar nicht wie Beatrice gestorben ist." lachte er.
Ich überlegte scharf nach womit könnte ich ihn ablenken?
„Erinnern Sie sich noch an die letzte Sitzung Dr. Jones? Als ich Ihnen Beatrice's letzte Erinnerung schilderte?"
Jetzt war ich ganz Ohr. Natürlich erinnerte ich mich an die Schilderung. Es war offensichtlich dass sie erschossen wurde.
„Ich sagte dass es Sie wie ein Schuss treffen wird. Nun ja, Beatrice hat sich mit einer Pistole erschossen, Dr. Jones.", lachte er amüsiert.
Wow, hundert Punkte Sherlock! Darauf wäre ich jetzt nicht gekommen!
„Bin ich nicht einfach genial Dr. Jones?!", schrie er und schlug erneut auf etwas ein.
Ich verdrehte innerlich die Augen.
In dem Moment fragte ich mich wieso niemand zur Hilfe eilte? Wo waren denn nur alle Mitarbeiter, sonst sind sie doch auch immer auf Knopfdruck da?Auf Knopfdruck?
Schlagartig traf es mich. Der Knopf!
Der Knopf an meinem Mantel, er war schon seit einiger Zeit locker und kurz vorm Abfallen. Ein Wunder dass er noch nicht abgefallen war. Aber er war perfekt für ein Ablenkungsmanöver.Schnell riss ich den Knopf von meiner Jacke ab. Er bestand aus einem etwas schwererem Metall und war ungefähr so schwer wie eine Murmel.
„Na Dr. Jones, geben Sie das Spiel auf?", rief Ethan.
Das Lämpchen ansehend drehte ich mich um. Meine einzige Hoffnung lag in diesem Knopf.
„Nein, ich werde es jetzt beenden!", rief ich und warf somit den Knopf mit voller Kraft in die entgegengesetzte Richtung des Sensors.
Er prallte anscheinend an irgendeinem Bild ab, welches dadurch zu Boden fiel.
„Erwischt!", schrie er voller Vorfreude und lief in die Richtung des Köders.
Ohne Zeit zu verlieren, raste ich so schnell ich konnte zur Tür. Hastig legte ich die Karte an den Sensor und die Tür öffnete sich.
Ohne zurückzublicken, lief ich barfuß zu meinem Auto. In Rekordzeit stieg ich ins Auto ein und drückte auf die Gaspedale.
Vollgas fuhr ich mit einem lauten quietschen durch das Tor und war in Kürze schon auf dem Weg zur Hauptstraße.
Das erleichternde Gefühl von Sicherheit machte sich in mir breit und ausatmend sah ich in den Rückspiegel. Das Gebäude entfernte sich immer mehr von mir. Von Ethan war keine Spur. Es war dunkel und man konnte nur schwer den Weg erkennen.
Ich konnte es nicht fassen, ich hatte ihn überlistet! Er war anscheinend doch nicht so clever wie er dachte.
Beruhigt strich ich mir eine Strähne, die mir ins Gesicht fiel, hinters Ohr und sah in den Rückspiegel.
Die Psychiatrie war nun mehr kaum zu sehen. Hoffentlich würde die Polizei erkennen mit was für einem Gestörten wir es zu tun hatten. Augenblicklich vielen mir die Worte der Aufnahme ein.
Ich musste sofort zur Polizei gehen. Sie mussten so schnell wie möglich etwas unternehmen. Ethan war nun auf freiem Fuße und keiner wusste wozu dieser Junge alles fähig war.
Bei meiner Fluchtaktion warf ich die Kiste Rücksichtslos auf den Beifahrersitz. Um mich zu vergewissern ob sie noch heil war, sah ich flüchtig zur Seite.
Ihr ging es gut, Gott sei Dank!
Ehe ich mich versah, fuhr ich an dem Stoppschild vorbei, dass Ethan immer zu beobachten schien.
Ein komisches Gefühl machte sich auf einmal in mir breit als ich es im Rückspiel beobachtete.
Einen Moment lang hing mein Blick an ihm fest, als ich plötzlich wieder dieses Rufen hörte.
Schnell schüttelte ich meinen Kopf um mich davon abzulenken. Ich sah wieder auf die Straße aber plötzlich stand eine Gestalt vor mir.
Schleunigst versuchte ich erschrocken zu bremsen doch es ging nicht. Wie aus Geisterhand schweifte das Lenkrad nach rechts und ich fuhr mit einer scharfen Kurve knapp an der Person vorbei. Innerhalb von Sekunden machte das Auto eine Umdrehung um sich selbst und rutschte quer über die Straße.
Das Letzte an das ich mich erinnerte, waren der bittere Geschmack von Blut in meinem Mund und die dickflüssige Substanz, die mir die Schläfe runter lief. Ruckartige Atemstöße verließen meine Kehle und meine Sicht wurde immer schlechter, bis sie vollkommen weg war.
thequiet_screamer 💕🤟🏼
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R.E.M. ✓
Mystery / ThrillerWattys 2020 Winner- Mystery/Thriller Grausame und äußerst verstörende Geheimnisse lauern in der White Bird Psychiatry. Der Auslöser- Ethan Nolan. Doch ist er wirklich der wahre Grund für deine schlimmsten Alpträume? Genau diese Frage stellt sich...