Naked Rose

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Dr. Jones

Ein komisches Knistern entriss mich aus meinen Träumen. Meine Augen waren jedoch immer noch zu schwer um sie zu öffnen, ich versuchte es zu ignorieren und weiter zu schlafen.

Leichter gesagt als getan, denn dieses seltsame knistern hörte nicht auf. Im Gegenteil, es hatte sogar den Anschein, als würde es immer lauter werden.

Ich hatte so ein Knistern noch nie gehört? War es ein Feuer? Aber dann würde mich der Rauch ja schon längst erstickt haben.

Oder ist es eine Luftpolsterfolie, die stürmisch und aggressiv von jemanden zerdrückt wird?

Vielleicht ist es auch ein zerknittertes Stück Papier, das auseinander geschnitten wird?

Ich konnte es mir nicht erklären, doch ehe ich mir eine passende Erklärung zurechtlegen konnte, öffneten sich schon meine Augen und ich stand aufrecht im Bett.

Müde rieb ich mir kurz über die Augen. Langsam aufstehend bewegte ich mich in Richtung Tür, doch dort angekommen stellte ich schnell fest, dass das Wohnzimmer der Ort des Geschehens war.

Reflexartig raste ich erwartungsvoll die alte Treppe runter ins Wohnzimmer.

Als ich aber davor stand, war niemand zu sehen. Das alte Fenster ist wieder einmal aufgegangen und ließ den ganzen Regen rein.

Einen Bruchteil der Sekunde überkam mich die Trauer, doch schüttelte ich sie schnell ab und kniff die Augen zu. Mir die Augen reibend, schnappte ich mir einen belanglosen Lappen aus der Küche und versuchte die nachfolgen des 'mysteriösen Knisterns' vom Boden weg zu wischen.

Zum Glück war der Boden trotz des starken Regens nicht allzu nass und im Handumdrehen war alles wieder trocken.

Mehr oder weniger, denn durch das Abwischen des Bodens wurde zwar dieser wieder trocken, jedoch bewirkte das Niederknien beim Aufwischen dass meine Schlafhose völlig durchnässt an den Knien war.

Doch ich versuchte es positiv zu sehen, ich hatte sowieso vor zu duschen. Außerdem war mir alles recht um mich momentan von einem gewissen jemand abzulenken.

Seufzend ging ich, zugegeben etwas niedergeschlagen, wieder nach oben und geradewegs zum Kleiderschrank in meinem Schlafzimmer. Kurz auf die Uhr sehend, bemerkte ich dass es knapp sechs Uhr morgens war.

Das war wohl wieder einer dieser frühen Arbeitstage.

Die weißen Schranktüren aufmachend, inspizierte ich meinen Kleiderschrank und kam rasch zum Entschluss, dass ich nichts zum Anziehen hatte.

Nach einigen Überlegungen und im Kopf ausgemalten Outfits, entschied ich mich dennoch für meinen hellgrauen Lieblingsrock, einem recht legerem Strickpullover und klassischen Seamer Tights in Schwarz. Der graue Tweed Stoff vom Rock war mit einigen Effektgarnen in unterschiedlichen Blautönen verarbeitet, welche perfekt zum Achatblauem Oberteil passten.

Die dunklen Strumpfhosen mit der berühmten Naht am Hinterbein schrien geradezu nach meinen schwarzen Manolo Blahnik Pumps und rundeten das ganze Outfit mit einer eleganten Note ab.

Glücklich mit meiner Auswahl ging ich mit besagtem Outfit sowie Unterwäsche mit gemütlichen Schritten zum Badezimmer.

Das nebenan liegende Bad war schön geräumig und, abgesehen von der Küche, das beste vom Haus.

Die Kleidung auf den dafür gedachten Sessel legend, der unmittelbar neben der Tür stand, entledigte ich mich meines Schlafgewands und war im Nu im Bahn des warmen, auf mich prasselnden, Wassers.

Ich genoss das wohltuende Gefühl der mich umschlingenden Wärme und schloss meine Augen. Das Wasser überquerte meine ganze Haut und wurde im Handumdrehen von meinem Haar aufgenommen.

Schnell griff ich zum Shampoo und füllte so viel ich konnte in meine linke Hand. Flink massierte ich die rosafarbene Masse in meine Kopfhaut, dabei aufpassend sie nicht in den Spitzen verlaufen zu lassen.

Nach einer kleinen Kopfhautmassage, nahm ich das dazugehörige Balsam, welches ich ebenfalls großzügig in die Hand goss und anschließend in die Spitzen meiner Haare einarbeitete.

Sofort drang der frische Rosenduft in meine Nase und plötzlich erinnerte ich mich an dem Tag, wo ich es erfuhr.

Das Haus war ganz still, doch überall lag dieser komische Rosenduft in der Luft. Ich erinnerte mich noch an die Küche, die halb vollen Weingläser und die leere Weinflasche meines Lieblingsweines, als sie in unzähligen Scherben am Boden zerstreut war.

Auch das Bild vom Wohnzimmer brannte noch klar und deutlich in meinem Gedächtnis. Die geschlossenen Vorhänge. Der frische Rauch der vom Aschenbecher Aufstieg, als die letzten zwei der vier Zigaretten vor sich hin qualmten. Sogar die roten Lippenstift Spuren, an einem der Zigarettenstummel, waren immer noch so lebhaft und grell in meinem Verstand gebrannt.

Als der Rosenstrauß auf der Couch lag, dachte ich dass dies der Auslöser für diesen imposanten mir nicht mehr aus dem Kopf gehenden Duft war. In unserem Schlafzimmer, entdeckte ich jedoch dass sie der Auslöser war.

Nackt bis auf die Haut und mit nichts bedeckt als mit ihrem Parfüm und den liebkosenden Lippen meines Ehemannes.

Augenblicklich riss ich die Augen auf. Anscheinend bemerkte ich nicht das ich kurz weggetreten war. Rasch duschte ich mich fertig und stand in Windeseile mit einem Handtuch bedeckt vor dem Spiegel. In Rekordzeit putzte ich mir die Zähne, trocknete meinen Körper sowie mein Haar und zog mich schnell an.

Die Zeit verging schneller als gedacht und mit einem halbwegs zufriedenem Make-up und einer einigermaßen akzeptabelen Frisur stand ich mit Tasche und Mantel im Arm vor meinem Wagen. Ehe ich mich versah, befand ich mich schon im Auto und konnte aus der weiten Entfernung die Auffahrt zur Klinik entdecken.

„Dr. Jones? Sie sind ziemlich spät für Ihre Verhältnisse!", fing mich eine der Mitarbeiterinnen mit einem verurteilendem Blick im Eingang ab.

„Tja, so leicht kann man sich in Menschen täuschen, nicht wahr?", lächelte ich ihr halbherzig beim vorbei eilen zu. Vor dem Fahrstuhl anhaltend musste ich keine Sekunde Warten, denn sofort öffnete er sich und hurtig tapste ich in ihn rein.

„Kein Wunder, dass Ethan hier niemandem mochte."







thequiet_screamer💕🤟🏼

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