Kapitel 44

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Ich legte meine Hand auf die von Ana. Leicht fing sie an zu lächeln, aber ihre Augen ließ sie zu. Nach einiger Zeit hörte man ihren gleichmäßigen Atem. Zum Glück schläft sie jetzt. Ich drehte mich zu Akaashi und riss leicht die Augen auf. Tränen liefen seine rechte Wange runter. Es war komisch ihn weinen zu sehen. Er hatte immer so eine monotone Miene bei dem gesamten Spiel. Er starrte Ana an und seine Tränen vervielfachten sich. Irgendwie zog es sich in meiner Brust zusammen. Wenn ich ihn so ansah, könnte man fast denken er wäre eine männliche Version von Ana. Die Ähnlichkeit zwischen den beiden war verblüffend. Kein Wunder, die sind ja auch Zwillinge du Idiot! In Gedanken klatschte ich mir eine. Ich nahm eine kleine Flasche vom Tisch und hielt sie ihm hin. Er schaute mich an und nahm die Flasche. Mit seinen Handrücken wischte er sich die Tränen weg und murmelte ein leises „Danke." Ich lächelte ihn nur ganz leicht an und sah wieder zu Ana. „Bist du...ihr Freund?" ertönte seine monotone Stimme hinter mir. Irgendwie hatte seine Stimme etwas beruhigendes in sich. „Ja. Aber erst seit heute." sagte ich und lehnte mich zurück an die Bettlehne. Dann schaute ich zu ihm und hielt ihm die Hand hin. „Iwaizumi Hajime." Leicht überrascht zog er die Augenbrauen hoch, nahm dann aber meine Hand und schüttelte sie. „Akaashi Keiji. Bitte nenn mich beim Vornamen. Den Nachnamen kann ich nicht leiden." Letzteres flüsterte er. Ich nickte und wir schwiegen etwas. „Sie hat sich Sorgen um dich gemacht." sagte ich und schaute geradeaus auf die gegenüberliegende Wand. Ich hörte wie er die Luft einsog und drehte dann meinen Kopf zu ihm. Seine Augen glänzten und eine einzelne Träne rollte ihm die Wange runter. „Wahrscheinlich weiß sie es gar nicht, aber manchmal, wenn sie schläft, fängt sie an zu weinen und sagt deinen Namen. Nach einer Zeit hört sie dann wieder auf, aber ab dem Zeitpunkt zittert sie am ganzem Körper." Er starrte mich an und dann hielt er sich die Hände vors Gesicht. Er stützte die Arme auf seinen Knien ab und sein Körper bebte. Ich setzte mich auf und kniete mich vor ihm hin. Er hob seinen Kopf als ich ihm eine Hand auf die Schulter legte. „Ihr beide, ihr seid euch so ähnlich." sagte ich und drückte leicht seine Schulter. Er wischte sich die Tränen weg und zog leicht seine Mundwinkel nach oben. „Sie war immer die emotionalere von uns Beiden." erzählte er und verstummte dann. Ich setzte mich ihm gegenüber auf die Bettkante und schaute ihn an. „Du kannst gerne mit mir darüber reden. Also nur, wenn du willst." murmelte ich letztere noch dazu. Er schaute einmal zur schlafenden Ana und dann zu mir. „A-Also du musst nicht. Wir kennen uns schließlich nichtmal. Aber ich dachte nur...manchmal braucht man halt jemanden zum re-" Keiji unterbrach mich. „Nein ich verstehe. Ich..ich würde gerne darüber reden. Und wenn Ana Dir vertraut, tue ich das auch." sagte er und setzte sich richtig hin. „Es hat mit unserem 7. Geburtstag angefangen." fing er an zu erzählen und atmete einmal tief ein und aus. Ich setzte mich im Schneidersitz hin und hörte ihm konzentriert zu.

Keiji's Sicht (supriiiise)
„Es hat mit unserem 7. Geburtstag angefangen." fing ich an zu erzählen und atmete einmal tief durch. „Unsere Mum hat uns jeweils ein Geschenk überreicht. Als wir es öffneten lagen dort die Ketten drinnen." Ich zeigte auf Ana's Hals. Mein Anhänger hing immer noch an ihrem dran und meine Kette hing zur Seite runter. Iwaizumi drehte sich zu Ana um und nahm die Ketten wieder auseinander, dann reichte er mir meine und ich hielt sie fest in der Hand. „Es war eigentlich andersherum. Ich hab die schwarze Hälfte bekommen und Ana die weiße." Ich lachte kurz auf als ich an früher dachte. „Aber sie wollte unbedingt die schwarze haben, also haben wir getauscht." Ich drehte meinen Anhänger um, zeigte auf das eingravierte A und hielt ihn Iwaizumi hin. Er schaute kurz zu Ana und schmunzelte. „Typisch." murmelte er vor sich hin und schaute mich wieder an. Ich erzählte weiter. „Wir haben eine schöne Feier gehabt. Der Bruder unserer Mum war mit seinem Sohn und seiner Tochter da, also unser Onkel mit unserer Cousine und unserem Cousin. Vielleicht kennst du sie. Sie gehen beide auf die Karasuno." Er zog fragend die Augenbrauen hoch. „Wie ist ihr Familienname?" - „Kageyama." Überrascht riss Iwaizumi die Augen auf. „Tobio?" Ich nickte. „Wir waren auf der selben Mittelschule." Erzählte er. „Und er ist mit euch verwand?" fragte er noch. „Ja." - „Krass wie klein die Welt ist." lachte Iwaizumi kurz auf. „Okay erzähl weiter." Ich nickte. „Wie gesagt, wir haben unseren 7. Geburtstag gefeiert und alles war gut." Ich machte kurz eine Pause und schluckte den aufkommenden Kloß in meinem Hals wieder runter. „Am nächsten Morgen wachte ich total früh auf." Ich fing an ihm alles zu erzählen.
Flashback vor 10 Jahren
Ich hörte Geräusche die mich aus meinem Schlaf holten. Ich setzte mich auf und sah mich im Zimmer um. Neben mir schlief meine Schwester seelenruhig weiter. Ich lächelte als ich ihre Kette sah und nahm auch meine in die Hand. Das war das beste Geschenk aller Zeiten. Jetzt konnte uns nichts mehr trennen. Ich stand auf und ging auf den Flur wo die Geräusche, die ich hörte, lauter wurden. Ich sah meinen Vater der gerade zwei große Koffer abstellte und die Treppe zu unserem Zimmer hochkam. „Komm Keiji, zieh dich um und pack deine Sachen. Wir fahren zu Tante Akaashi. Da wartet noch eine Geburtstagsüberraschung auf dich." Freudig sprang ich auf. „Kommen Mama und Ana miiit?" Quiekte ich und er schüttelte den Kopf. Meine Stimmung senkte sich mit einem mal. „Wieso kommen Sie denn nicht mit?" Schmollte ich und er kniete sich zu mir. „Das ist nur eine Überraschung für dich. Nur für große Jungs." Ich fing wieder an zu lächeln. Ja ich bin jetzt ein großer Junge. Ich ging wieder in Ana's und mein Zimmer und packte ein paar Sachen in einen kleinen Koffer. Leise ging ich zu Ana und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Sie öffnete halb die Augen, lächelte mich an, schloss sie wieder und schlief weiter. „Bis bald Schwesterherz." hauchte ich und ging in den Flur. Ich ging zur Treppe und wollte meinem Koffer runtertragen, da kam mein Vater und nahm ihn mir ab. „Komm ich nehme den." er packte meinen Koffer und trug ihn runter. Unten angekommen nahm ich meinen Koffer wieder selber. Zusammen packten wir alles ins Auto und fuhren los. „Papa? Tante Akaashi wohnt doch in Tokyo oder?" Er nickte nur und fuhr weiter. Nach einiger Zeit schlief ich ein. Als ich wieder wach wurde waren wir da. Mein Koffer war nicht mehr im Auto. Plötzlich wurde ich aus dem Auto gezogen. „AU PAPA DAS TUT WEH!" schrie ich. „Halt den Mund!" schnauzte er mich an und zerrte mich in ein Haus. Tante Akaashi stand in der Türe. Mein Vater schubste mich in ein Zimmer und ich hörte nur noch wie ein Klick ertönte. Ich lief zur Türe. Abgeschlossen. „Papa! Lass mich raus!" Ich hämmerte gegen die Türe und wusste nicht was ich tun sollte. Ich fasste mir an die Kette und Tränen strömten mir die Wangen runter. Erschöpft und mit geschwollenen Augen schlief ich auf dem Boden ein. Die Zeit verging und irgendwann wachte ich wieder auf. Eigentlich war diese Frau gar nicht unsere Tante. Sie war die Frau von dem Bruder unseres Vaters, glaubten wir zumindest. Deswegen haben wir sie auch nur ein einziges Mal gesehen. Irgendwann öffnete sich die Tür und Tante Akaashi gab mir etwas zu trinken und zu essen. Wir setzten uns an den Tisch. „Wo ist Vater?" sagte ich mit monotoner Stimme und blieb ausdruckslos. „Tut mir leid Keiji.." Sie schaute mich an und ihr standen leicht Tränen in den Augen. „Er ist weg." Wie? Ist er ohne mich los? „Wie meinst du das?" - „Das verstehst du noch nicht." Sagte sie ruhig und ich schwieg. „Du wirst ab heute bei mir leben." - „Was? Nein! Ich will aber nicht!" schrie ich und schaute sie an. Dann gab sie mir ein paar Blätter und einen Ausweis in die Hand. „Das ist deine Bürgerbestätigung für Tokyo und die Blätter sind Anmeldeformulare für eine Grundschule." Ich nahm mir die Sachen und ging in das Zimmer, aus dem wir eben gegangen waren. Anscheinend war das mein Zimmer? War mir auch egal! „Ich werde nicht hier bleiben!" schrie ich und schubste so fest ich konnte die Türe zu. Ich legte mich ins Bett und fing an zu weinen. „Ich will doch nur zurück zu Mama und Ana." schluchzte ich vor mich hin bis ich irgendwann einschlief. Am nächsten Morgen weckte mich Tante Akaashi. Sie ging mit mir durchs Haus und über das Grundstücksgelände. Ja Gelände. Das hier war eine Riesen Villa mit großem Garten und allem drum und dran. Hier würde jeder freiwillig bleiben. Nur ich wollte nicht. Nicht ohne meine Zwillingsschwester. Mein Herz zog sich zusammen und ich spürte einen Stich. Wir waren gerade in einem Teil des Gartens, wo Blumen gepflanzt waren und ein Teich in der Mitte der Wiese war. Ich sackte vor dem Teich zusammen und fing an zu weinen. Sofort lief Tante Akaashi zu mir und hob mich hoch. Schnell ging sie zum Auto und fuhr los. „Wohin fahren wir?" - „Zum Arzt." Sagte sie stumm und hielt 15 Minuten später vor einem riesigen weißem Gebäude an. Sie stieg aus und nahm mich an die Hand. Ich folgte ihr und wir gingen rein. Die Frau an der Rezeption sah zu mir runter. „Wie ist dein Name kleiner?" lächelte sie leicht. „Okumu-" Meine Tante unterbrach mich. „Akaashi Keiji. Termin um 12:00 Uhr." Die Frau schaute auf ihren Monitor, dann zu mir und dann zu meiner Tante. „Sie wollen das wirklich machen? „Es muss sein." flüsterte Tante Akaashi und wir setzten uns hin. Sofort wurden wir aufgerufen und gingen in einen großen weißen Raum. Ein Mann kam die Türe rein und stellte sich vor mich. „Hallo Keiji. Wie geht es dir?" Ich schaute ihn an. „Möchte ich nicht sagen." Murmelte ich und sah zu Seite. „Ich habe vor einer Woche angerufen. Akaashi mein Name." Der Arzt sog hörbar die Luft ein. „Und sie wollen das bei ihm machen?" - „Ja" Ich schaute hoch und sah wie der Arzt nickte. „Okay." Er ging zu einem Tisch und nahm ein Gerät mir drei Kabeln in die Hand. Er kam zu mir. Er nahm das rote Kabel und am Ende des Kabels war so ein rundes Plättchen dran. „W-Was ist das?" stotterte ich und ging einen Schritt zurück. „Keine sorge, wir machen nur einen Check. Bitte setz dich auf die Liege. Bekommst auch danach ein paar Kekse okay?" Widerwillig setzte ich mich und nickte. Der Arzt klebte mir die drei Plättchen an den Kopf. Jeweils eins an jede Schläfe und eins auf meine Stirn. Er drückte einen Knopf und die Kabel begannen zu leuchten. Ein ziehen durchfuhr meinen Kopf und ich zuckte zusammen. Das ging ein paar Minuten lang so und als wir fertig waren stand ich wie benebelt auf. In meinem Kopf lief mir immer wieder ein Satz durch. Ich heiße ab jetzt Akaashi Keiji und Tante ist meine Mum. „Was ist mit meinem Kopf los?" fragte ich den Arzt und sah ihn an. „Das geht vorbei, keine Angst." Meine Tante nahm mich auf den Arm und plötzlich wurde ich total müde und schlief ein. Als ich wieder wach wurde waren wir wieder im Haus. „Seit wann sind wir zuhause?" sagte ich laut. Was zuhause? Das ist nicht mein zuhause. Ich lief in der großen Villa rum und fand meine Tante. „Mama wieso sind wir wieder zuhause?" Was?! Das wollte ich gar nicht sagen. Sie lächelte mich bemitleidend an und ich fing an zu weinen. Sofort lief ich in mein Zimmer und schloss mich ein. Was haben die nur mit mir gemacht?
Flashback Ende

Der Junge im Schatten des Rampenlichts (Iwaizumi FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt