Kapitel 4

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Es waren 30 Minuten vergangen ehe ich mich beruhigt hatte. Ich stand auf, schaute auf das Foto und lies meinen Gedanken freien Lauf. Wieso mussten sie uns trennen. Ich hab dich so lange nicht gesehen. Ich vermisse dich so sehr Nii-san. Der kleine Junge und das kleine Mädchen auf dem Bild lächelten in die Kamera während sie sich im Arm hatten. Sie sahen sich verdammt ähnlich abgesehen davon, dass die Haare des Jungen dunkler waren und er knallblaue Augen hatte. Ich vermisste ihn so sehr. Mein Zwillingsbruder. Eine Minute älter als ich, weil der Zufall es so gewollt hatte. Nach unserem siebten Geburtstag musste er zu unserer Tante nach Tokyo ziehen und sie ‚adoptierte' ihn, bekam das Sorgerecht und er bekam ihren Nachnamen. Seit dem Zeitpunkt hatten wir uns nicht mehr gesehen. Ich seufzte und legte das Foto auf mein Regal. Vielleicht würde ein Bad jetzt gut tun. Ich nahm mir frische Unterwäsche, meinen Schlafanzug und ein Handtuch, dann ging ich ins Badezimmer und lies Wasser in die Badewanne einlaufen. Als das Wasser hoch genug war legte ich mich hinein und merkte sofort wie ich mich entspannte. Ich hörte leise Musik und schloss die Augen bis die Tür aufging. „Mum? Bist du das?" fragte ich, aber eine ganz andere Stimme antwortete und die gehörte sicher nicht zu meiner Mum. „Sorry, dass ich dich störe" hörte ich Oikawa leise sagen. Er ging einen Schritt ins Badezimmer und ich drückte meine Beine an meinen Körper um mich zu verdecken. Als ich durch den Duschvorhang sah, dass er stehen geblieben war und wirklich nur einen einzigen Schritt gemacht hatte, lies ich meine Beine wieder los und entspannte mich etwas. „Ich wollte dich fragen, ob wir gleich zusammen ein Film gucken oder so..?" ich überlegte. Einen Film? Hört sich nach einer guten Ablenkung an. „Ehm, ja klar, g-gerne. Ich brauche noch 15 Minuten." sagte ich und hoffte, dass sich meine Antwort nicht komisch angehört hatte. Oikawa klatsche leicht in die Hände. „Super! Kein stress, komm einfach runter, wenn du fertig bist." ich hörte heraus, dass er lächelte. Dann fiel die Tür auch wieder zu. Ich atmete erleichtert aus. Einfach so ins Badezimmer kommen, also wirklich. Er hätte ja wenigstens klopfen können. Ich duschte mich ab, wusch mir die Haare und meinen Körper und nahm mir anschließend mein Handtuch. Ich trocknete mich ab, nahm ein zweites Handtuch aus einem Schrank und wickelte es um meine Haare. Ich zog mir meinen Schlafanzug an der aus einer kurzen Hose bestand die mir bis kurz über die Knie ging und locker saß. Dazu ein T-shirt mit der Nummer 4 und meinem alten Schulnamen drauf. Samezuka Academy. Fertig angezogen und mit einer Bürste in der Hand ging ich nach unten. Im Wohnzimmer sah ich Oikawa auf dem Sofa sitzen und fragte mich was er wohl denken würde, wenn er gleich mein T-shirt sieht. Ohne weitere Gedanken ging ich zu ihm und setzte mich ans andere Ende des Sofas. Ich löste das Handtuch und fing an meine Haare durchzukämmen, was sich als nicht so leicht herausstellte. Bei jedem noch so kleinen Knoten zischte ich kurz auf. „Kann ich dir helfen?" ich blickte zur Seite und sah wie Oikawa sich zu mir drehte. Ich zog eine Augenbraue in die Höhe. „Bist du dieser Aufgabe denn auch gewachsen?" sagte ich und hielt ihm die Bürste hin. Er nahm sie und lächelte. „Was denkst du, warum meine Haare so aussehen wie sie es tun. Genau, wegen mir hier!" sprach er enthusiastisch und zeigte mir dem Daumen auf sich. „Na dann, versuch bitte dein Glück." seufzte ich und merkte wie er näher zu mir rutschte. Langsam fing er an meine Haare zu kämmen und ich spürte nichtmal ein winziges ziehen. Nach zwei Minuten hielt er mir die Bürste hin. „Uuuund fertig. Wollen sie mein Werk begutachten?" lachte er und ich stimmte mit ein. Bis jetzt war es viel angenehmer mit ihm als ich dachte. Ich hatte irgendwie Angst er könnte einer gewesen sein, der mich nicht hier haben will. Unbewusst atmete ich erleichtert aus, was nicht unbemerkt blieb. „Geht es dir besser?" hörte ich Oikawa vorsichtig fragen. Ich drehte mich nun auch zu ihm um und wir saßen uns gegenüber. Ich faltete meine Hände zusammen und schaute auf sie hinab. „J-Ja, danke der Nachfrage. Ich...ehm. Gomenasai Tooru, ich wollte dich in meinem Zimmer nicht so prompt wegschicken und so kühl sein. Es ist nur so, ich -" doch er unterbrach mich. „Du musst dich nicht rechtfertigen Ana-chan. Es gibt immer Sachen über die man nicht reden kann oder möchte.." ich schniefte. „Hey hey, sieh mich an."
seine eine Hand legte sich auf meine verschlossenen Hände und die andere Hand hob mein Kinn etwas an. Ich schaute ihm in die Augen und er lies mein Kinn los. Ich wurde etwas rot. Immerhin kannten wir uns nicht wirklich und plötzlich waren wir uns so nah. „Egal um wen oder was es geht, ich bin immer für dich da ja? Wenn du Lust hast zu reden, komm zu mir. Oder wenn du einfach nicht alleine sein willst okay? Ich bin ab jetzt dein großer Bruder und werde alles tun damit es dir gut geht."
mir kamen die Tränen und er nahm mich in den Arm. So blieben wir für eine Zeit bis ich merkte, dass ich einschlief und noch hörte wie Oikawa etwas murmelte „Ich werde immer auf dich achten."

Der Junge im Schatten des Rampenlichts (Iwaizumi FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt