»Wie gesagt, sie sind nicht ohne Grund hier. Es ist so: Ihr Vater war oft weg, der Alkohol hat ihn zu sich gerufen und er hat Wetten abgeschlossen, gezockt, sich in viele Schulden rein geritten. Ihre Mutter war hingegen ein guter Mensch, doch sie schaffte das nicht mehr, weshalb sie Zeldris und Meliodias an ihre Schwester abgab, die nur einen Sohn hat und nicht gerade arm dran war. Da sie jedoch dafür auch was tun musste und in ihrem Job hoch angesehen war, konnte sie sich nicht mehr wirklich um die drei Kleinen kümmern, so sehr sie es auch zu vertuschen zu versuchte. Estarossa kam damit nicht klar. Seine Mum hatte kaum Zeit für ihn, ihr Job und das Geld waren ihr wichtiger, wobei es ihr eigenes Ziel war, da zu stehen, wo sie heute ist. Ihre Mutter hatte ihr das immer eingeredet, sie müsse das schaffen. Dann hat er das Nachtleben für sich entdeckt und es sich selbst zur Aufgabe gemacht, die zwei Brüder zu erziehen, zog sie deshalb dort mit rein. Das blieb aber nicht unbekannt und sie landeten hier drinnen, weit weg von Estarossa und siehe da, sie haben sich gebessert. Es hat zwar wirklich gedauert und sie haben sich anfangs auch sehr dagegen gewehrt, aber guck sie dir jetzt an.«
Als Elizabeth ihre Erzählung schloss, stand mir der Mund offen. Die hatten's ja wirklich nicht leicht, aber das würde so einiges erklären. Trotzdem war es schwer für mich, dass alles sacken zu lassen.
»Das schon in den jungen Jahren..«, murmelte ich vor mich, während mein Blick förmlich am Waschbecken klebte, was plötzlich hochinteressant war. Ich bekam ein zustimmendes Nicken von Elizabeth mit.
»Estarossa hat mich sogar Schlampe genannt. Und sie gefragt, ob sie ihre Schlampen jetzt auch mit nach Hause nehmen. Haben sie au-«, noch bevor ich zu meiner eigentlichen Frage kam, unterbrach mich die Silberhaarige schon und nickte.
»Sie hatten das volle Programm an Nachtleben..«, murmelte Elizabeth und sah zu mir rüber, während sie ihre Hände locker baummeln ließ, die gerade noch ihren Kragen gerichtet hatten.
»Deswegen will Zeldris auch nichts mehr von Frauen. Nicht mehr, als höchstens eine Freundschaft, aber nicht mal das wagt er meist einzugehen.« Sie schaute mich mitleidig an, kam langsam auf mich zu und legte sanft ihre Arme um mich, zog mich in eine sanfte Umarmung, die ich vorsichtig erwiderte. Sie sah mir wahrscheinlich an, wie wenig klar ich damit gerade kam.
Die Hoffnungen in mir verringerten sich. Wenn er allerhöchstens eine Freundschaft wollte, müsste ich mich rein theoretisch für nichts mehr anstrengen, auch wenn er mich komplett verrückt machte und ich mich schon seit diesem kurzen Aufenthalt einfach nichts sehnlicher wünschte, als dass er mich mit sanften Berührungen und zarten küssen ruhig stellte, falls ich wieder aus der Fassung kam; dass er mich nachts in den Armen hielte, bis ich ins Land der Träume verschwunden war; dass wir mit ineinander verschränkten Fingern zusammen die Schule durchquerten, nur um zu zeigen, wie glücklich wir miteinander waren und vorallem wünschte ich mir, dass er mir seine Liebe überhaupt gestand.
»Das wird schon noch zwischen euch, vertrau mir Lou«, flüsterte Elizabeth mit einem beruhigenden Ton, worauf ich nur ein leises Seufzen zu Stande brachte. »Es kommt mir echt vor, als kenne ich schon länger..«, murmelte ich nach wenigen Minuten. Und so kam es mir wirklich vor. Nicht nur, dass ich ihn schon ewig kannte, sondern dass meine Gefühle für ihn schon länger bestanden. Ein kleines Kichern entfloh der Kehle meiner Freundin. Ich sah wirklich Potenzial für eine beste Freundin in ihr und sie war auch schon auf gutem Wege dort hin.
»Nicht nur dir kommt es so vor«, kam es letztlich schmunzelnd von ihr, während sie sich langsam aus der Umarmung löste, mich aber aufmunternd an lächelte. Ich legte meine Stirn in Falten. »Wie meinst du das?«
»Wie werde ich das wohl meinen?« Wieder lachte sie leise, aber sie lachte mich keines falls aus und das Lächeln verging ihr nicht. »Du bist eines der wenigen Mädchen, mit denen Zeldris sich überhaupt auf eine Freundschaft einlässt. Aber das in einer bemerkenswert kurzen Zeit.« Schon an ihrem Gesichtsausdruck konnte ich sehen, wie beeindruckt sie deswegen war.
»Ehrlich jetzt?« Das ich nur eine der wenige war, ignorierte ich gekonnt. Das würde mich nur noch mehr zur Eifersucht führen, was aber unnötig wäre. Denn es kam mir so vor, als wollte sie mir sagen, dass ich eine wahrhaftige Chance hätte und das waren nicht nur leere Worte, die sie da von sich gab.
Sie nickte, lächelte mich ehrlich an. »Ehrlich jetzt.«
Einen Jubel Stoß konnte ich mir nicht unterdrücken, worauf Elizabeth grinsend den Kopf schüttelte, was mich leicht zum Lachen brach.
»Und jetzt komm, mit leeren Magen können wir nicht planen«, zwinkerte sie mir zu und nahm mein Handgelenk, um mich mit sich zu ziehen, raus aus ihrem gesamten Zimmer und rein in den Flur, damit wir uns zum Essens Saal aufmachen konnten.
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✧ 𝐋𝐈𝐄𝐁𝐄𝐒 𝐂𝐇𝐀𝐎𝐒; zeldris ( √ )
FanficNie hätte Lou auch nur ansatzweise damit gerechnet, dass der Heiligschein, den diese Stadt zu Anfang trägt, eigentlich ganz unpassend war, wenn man heraus findet, was hier so für Spielchen gespielt wurden. In weitere halsbrecherische Angelegenheite...