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Der Abend brach langsam ein und die kühle Luft schlug mir ins Gesicht, brachte meine Haare ganz durcheinander, sodass ich mich entschied rein zu gehen.


Ich ließ den bereits dunklen Himmel und den leuchtenden Mond hinter mir und bewegte mich zurück nach drinnen, wo ich sofort von der angenehmen Wärme in Empfang genommen wurde. 

Und das beste war, dass niemand in Sichtweite war. Dass hieß, ich hatte meine wohlverdiente Ruhe und konnte gechillt zu meinem Zimmer vordringen, aus dem ich schon Melodias laute Stimme hören konnte, was mich leicht aufseufzend ließ. 

Dabei war es mir lieber ihn zu sehen als Zeldris, wobei der Schwarzhaarige mir mittlerweile schon ein wenig Leid tat und vielleicht sollte ich ihm noch eine Chance geben, sich zu erklären. Vielleicht wäre es das beste, mal ernsthaft mit ihm zu reden; in Ruhe und ohne gleich an die Decke zu gehen, dabei hatte er's ja immer an provoziert. Es war also seine Schuld, wenn er sich von mir eine einfing, er sollte bei seiner Wortwahl aufpassen; oder generell einfach bei dem, was er von sich gab. 

Nachdem ich kurz nochmal durchgeatmet hatte, als wenn ich gleich ein Referat halten sollte, trat ich auch langsam ein und zog die Blicke der Brüder auf mich.

Melodias setzte sofort ein Lächeln auf, hatte die Sache von vorhin vermutlich schon vergessen, während Zeldris mich nachdenklich musterte. 

»Hey Lou«, gab der Blondschopf letztlich von sich. »Das von vorhin tut mir Leid, ich sollte etwas mehr Rücksicht auf dich nehmen«, entschuldigt er sich und kratzt sich am Nacken — das kam recht unerwartet. Scheinbar hatte er's nicht vergessen, wobei die Entschuldigung an sich eher weniger von ihm selbst kam. Von alleine passierte das eher selten, meistens redetet jemand nochmal mit ihm und er zeigte dann Einsicht; zumindest etwas.

»Hi. Schon okay, schätze ich«, nahm ich seine Entschuldigung an, wobei ich immer noch sauer auf ihn war, wegen der Sache mit Elli. »Was auch immer. Ich wollte gerne nochmal mit Zeldris reden — alleine«, fuhr ich fort, betonte das alleine besonders und schielte leicht zur Tür. Er verstand schon und nickte leicht, ehe er sich schon davon machte und mich mit Zeldris alleine ließ, so wie ich's gewollt hatte.

»Also..«, begann ich eher murmelnd und sah zu ihm nach vorne. Wir hielten kurz Augenkontakt, den ich aber letztlich abbrach und stattdessen erstmal Platz auf meinem Bett nahm, bevor der Fußboden plötzlich ganz interessant war und ich ihn genauer inspizierte. Ich seufzte kurz, wusste gar nicht, wo ich jetzt anfangen sollte und bekam nur mit, wie Zeldris sich auch langsam mir gegenüber setzte. 

Ich fuhr mir etwas durch die Haare und traute mich langsam wieder aufzusehen. »Ich hab nochmal etwas genauer nachgedacht und ich bin zu einem Entschluss gekommen. Ich bin der Meinung, dass ich vielleicht etwas über reagiert habe und deswegen möchte ich dir hier mit eine zweite Chance geben, dich zu erklären. Ich werde dir zuhören und versuchen ruhig zu bleiben.«

»Gut«, meinte er lediglich dazu und nickte nochmal, um das ganze zu unterstreichen. »Dann möchte ich zu aller erst einmal klarstellen, dass ich keine Freundin habe. Ich bin mir sicher, du wirst dich verhört haben oder es gab ein Missverständnis, wer auch immer solch einen Bullshit von sich gegeben hat.«

»Ehrlich nicht?« Prüfend zog ich eine Braue nach oben. Ganz konnte ich ihm einfach nicht glauben. Da steckte bestimmt etwas hinter, dass ihn dazu veranlasste, diese Lüge in den Mund zu nehmen. Wieso war er dann so oft bei ihr? Die klebten dann ja auch immer gefühlt aneinander — ich bekam schon beim bloßen Gedanken daran Kotzreiz. 

»Nein, ehrlich nicht. Lou, so einer bin ich nicht. Sonst hätte ich dich nicht geküsst.«

»Aber du hast mich stehen gelassen!«, warf ich ihm leicht aufgebracht vor, räusperte mich dann aber und versuchte wieder runter zu kommen, was mir auch gut gelang.

»Lou, bitte komm runter! Das war alles nicht ohne Grund so«, murmelte er und wurde wieder leicht nervös, was ich daran erkennen konnte, dass er sich schon wieder unnromal oft durch die Haare fuhr und sich am Nacken kratzte. Irgendwas stimmte da doch schon wieder nicht.

Neugierig sah ich zu ihm, foderte ihm alleine schon mit meinem Blick auf weiter zu reden. Jetzt war ich wirklich gespannt auf diesen Grund, der es ihm sogar erlaubte, das Mädchen, das man gerade noch geküsst hatte, einfach sitzen zu lassen.

»Ich gebe zu, der Kuss hat mir wirklich gefallen, aber ich hätte mich darauf einlassen dürfen. Nicht weil ich eine Freundin habe — denn wie eben gesagt, ist das Quatsch — sondern einfach um dich nicht in Gefahr zu bringen. Das ganze geht tiefer als du denkst und ich will dich da nicht mit rein ziehen. Versteh es bitte Lou, ich will dich doch nur beschützen!«

Meine Augen weiteten sich. Irgendwas in mir sagte, dass er nicht lügte. Dass er mir gerade die Wahrheit sagte, aber mir dennoch etwas verheimlichte. Doch war mir noch unbekannt was. Vielleicht der Teil mit der Freundin? Obwohl es dafür sicherlich auch eine Lösung gab.

Also, was verschweigst du mir Zeldris?


✧ 𝐋𝐈𝐄𝐁𝐄𝐒 𝐂𝐇𝐀𝐎𝐒; zeldris ( √ )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt