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Zwar hatte sich in meinen Wünschen wieder ein neuer dazwischen geschoben, der beinhalten hatte, dass der Spaziergang mit den beiden Tierheimhunden ewig anhielt, doch ging das leider nicht, sodass sich dieser immer mehr dem Ende näherte. 


Ich seufzte leise da sich parallel dazu der Tag auch immer mehr dem Ende neigte. Wir waren länger unterwegs als ich dachte, weshalb auch meine Füßen schmerzten und ich das Gefühl hatte, als wären meine Schuhe enger geworden, da sie unnatürlich sehr an meinem Hacken scheuerten und meine Zehe plötzlich förmlich einquetschten. Miyu musste ich zwischenzeitlich auch hoch nehmen, da sie es gar nicht gewohnt zu seinen schien, einen solch langen Marsch abzulegen, wobei wir zwischen drin manchmal kleine Pausen machen mussten aufgrund Yumis Schmerzen, die von ihrem Fuß verursacht wurden. Sie meinte, es sei immer der gleiche und täte schon nach ungefähr 10 Minuten weh, ohne dass sie sich irgendwie angestrengt hätte. Die Ursache dafür wusste sie aber nicht und ich empfiehl ihr, vielleicht mal einen Orthopäden aufzusuchen und sie nickte. »Hatte ich zwar schon immer wieder vor, aber entweder es kam was dazwischen oder ich hatte es einfach vergessen, sowie die täglichen Schmerzen ausgeblendet.«

Der Himmel über uns verfärbte sich von dem Pastell Gemisch aus orange und rosa allmählich immer mehr in ein dunkles blau, das bald in ein fast schwarz übergehen wird. Dichte dunkle Wolken hatten sich langsam über unseren Köpfen erstreckt, die uns bald herunter prasselnden Regen vermittelten, was auch Einfluss auf unser Tempo hatte, dass sich im Gegensatz zu der Zeit davor ziemlich erhöht hatte.

Mittlerweile hatten Yumi und ich auch die beiden Hundedamen auf den Arm genommen, aus Angst sie würden nicht hinter her kommen und wir würden sie irgendwie verletzen, wenn wir so schnell unterwegs wären. Schließlich wollten wir nicht, dass wir sie am Ende letztlich nur hinter her zogen. 

Die Leinen hingen etwas runter, aber nur so, dass sie uns nicht gefährlich werden konnten, sodass wir vielleicht stolperten, obwohl es mich irgendwann nervte, sie immer wieder gegen den Oberschenkel zu bekommen. Es tat nicht weh, es störte mich eben nur, sodass ich irgendwann genervt aufseufzte, was Yumis Blick auf mich lenkte. Sie analysierte kurz durch ein paar Blicke, wodrin das Problem bestand und lächelte mir kurz aufmunternd zu, bevor sie ihren Blick wieder nach vorne richtete.

Wir hatten nicht die Zeit zu trödeln oder kurz stehen zu bleiben, da die Wolken sich immer mehr zusammen fanden und das schöne verblassende Farbspiel der Pastellfarben hinter sich verschwinden ließ. Sie gewannen auch immer mehr an Dunkelheit, was uns wissen ließ, dass uns nur noch wenig Zeit blieb, die Hunde im trockenen zurück zu bringen. Mit etwas Glück kamen wir auch noch zu meinem jetzigen Wohnort, ohne vollkommen vom Regen durchnässt zu sein. Dazu mussten wir uns aber eben beeilen.

****

»Das war knapp«, lachte Yumi leicht als wir das Gebäude verließen und es schon leicht anfing, zu nieseln. Bei keinem von uns beiden fand man Begeisterung im Gesicht, den es war nur noch eine kurze Frage der Zeit, die vielleicht auch nur noch wenige Sekunden sein könnten, bis es wie aus Eimern schütten würde und wir waren ganz im Unwissen darüber, wie lange das von Dauer sein würde. Es hatte ja auch keine von uns beiden gewusst, dass es überhaupt regnen würde, was auch den etwas skeptischen Blick der das Tierheim leitenden Frau erklärte, den sie uns zugeworfen hatte, als wir uns dafür gemeldet hatten, mit Miyu und Leiko spazieren zu gehen.

»Ja, aber wir werden es wohl nicht mehr schaffen.« »Zumindest werden wir mit einem guten Gewissen, die Hunde vor dem Regen gerettet zu haben, nass«, antwortete sie leise lachend und ich schüttelte belustigt leicht den Kopf, ehe wir uns wieder auf den Weg zurück machten.

Doch entgegen meiner Erwartungen hatte sich Yumis Tempo gesenkt und verwirrt sah ich zu ihr. »Tut mir Leid, aber ich kann nicht mehr rennen. Vielleicht erwischen wir gleich noch einen Bus, dann müssen wir nur noch 3 Minuten laufen, bevor wir im Trockenen sein können«, sie nickte in Richtung der Bushalltestelle, die kaum fünf Schritte von uns entfernt lag. 

War die vorhin auch schon da? Ich konnte mich nicht entsinnen, die dort stehen gesehen zu haben, egal wie sehr ich zurück dachte.

Naja, war ja im Endeffekt auch egal. Solange ein Bus jetzt noch fuhr und wir nicht lange dafür warten mussten, war mir alles andere bezüglich um diese Situation und Lösung gesehen relativ egal.

Während ich den Fahrplan abcheckte, zählte Yumi bereits ihr Geld, dass wir brauchen würden. Wir wären dann geschätzt, ungefähr 20 Minuten unterwegs. Also wäre das nicht ganz so billig.

Doch zu unserem Bedauern kam der nächstbeste Bus, der genauso diese Linie fuhr, erst in einer Stunde. Während wir uns noch mit der Tierheimleiterin unterhalten hatten, war der letzte Bus abgefahren. Seufzend teilte ich dies Yumi mit, die sofort vor sich hin fluchte, nachdem sie sich ebenso seufzend durch die Haare fuhr.

Danach lenkte sich ihr Blick sowie ihre Aufmerksamkeit wieder auf mich und nachdenklich tippte sie sich leicht auf ihr Kinn, war kurz davor, eine Frage zu stellen - und ich wusste schon genau, was kommen würde.

Dies wurde mir dann auch schon bestätigt, nachdem sie wenige Minuten fragte, was wir denn jetzt machen wollten. Seufzend zuckte ich die Schulter, war eben so ahnungslos wie Yumi. 

»Wir haben jetzt die Wahl — entweder wir warten noch die Stunde oder wir gehen jetzt los. Mit etwas Glück bleibt es erstmal nur beim nieseln und der richtige Regen, der danach folgt, erwischt uns nicht ganz so doll.«

Letztlich entschieden wir uns für die zweite Variante, da wir beide nicht die Geduld hatten, zu warten.

*****

Schon nachdem wir beide los gegangen waren, hatte der richtige Regen angefangen, sodass wir ziemlich damit zu kämpfen hatten, überhaupt voran zu kommen, denn um nicht nass zu werden, zogen wir unsere Kapuzen so tief es ging ins Gesicht, was uns leider teilweise die Sicht versperrte. Zudem bekam ich auch mit, wie Yumi schon die ganze Zeit was ins Auge bekam, da sie nicht aufhören konnte, sich darüber zu beschweren. Ich hatte da etwas mehr Glück, auch wenn meine Wangen schon ganz rot waren und es auch leichte brannte, da die Tropfen, die uns von vorne entgegen kamen schon teilweise echt weh taten. 

Langsam kam es mir auch immer mehr so vor, als würden meine Beine selbst dafür sorgen mich fortzutragen, anstatt dass ich es selbst übernahm. Da war einfach nur noch der Drang schnell nach Hause zu gelangen, der sich eben auch auf meine Handlungen auswirkte.

Immer wieder sah ich rüber zu Yumi, um mich zu versichern, dass es ihr noch gut ging, denn es war mir so, als wäre ihr Atem abgeflachter und sie hätte wieder Probleme damit Luft zu bekommen. Bisher konnte wegen Asthma noch nichts gefunden werden, aber scheinbar hatte sie irgendwas in der Richtung. Sie hatte mir auch mal gesagt, dass sie nicht mal rennen musste oder so, um so eine Art »Anfall« zu bekommen. Sie bekam mit einem mal plötzlicher schwerer Luft und manchmal auch kurz gar nicht, während es sich so anfühlte, als würde ihr Herz parallel dazu krampfen, ihre Lungen manchmal auch komisch schmerzten, sowie ihre Luftröhre. Luft holen würde sogar manchmal weh tun. Sie tat mir da auch echt Leid. 

Wir rannten immer weiter durch den Regen als Yumi plötzlich ins Stolpern kam, sich aber gerade nochmal so fangen konnte. »Alles okay?« Ich hielt sofort an und drehte mich besorgt zu ihr um. Auf meine Frage hin nickte sie nur mehrmals, als ihr Blick sich plötzlich auf etwas am Boden richtete und sie ganz erschrocken war, sich auch kaum später runter bückte. Verwirrt folgte ich ihrem Blick, um dann ein kleines hilfloses Schwein zu erblicken, welches sie auf den Arm nahm und vorsichtig an sich drückte. »Na komm Kleines, wir nehmen dich mit«, murmelte sie und lief ohne zu Zögern weiter; ich dicht neben ihr.

✧ 𝐋𝐈𝐄𝐁𝐄𝐒 𝐂𝐇𝐀𝐎𝐒; zeldris ( √ )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt