✧ 𝐋𝐈𝐄𝐁𝐄𝐒 𝐂𝐇𝐀𝐎𝐒; zeldris ( √ )

43

Ich seufzte und hörte dem Lehrer nur halbherzig zu. Ich war mal wieder in dem sterbens langweiligen Unterricht gefangen, aus dem es kein Entkommen gab. Sehnsüchtig huschte mein Blick zur an der Wand hängenden Uhr, ehe er wieder an Zeldris klebte. Wie kann ein Mensch nur so gut aussehen? Er lenkte mich einfach zu sehr ab, ich konnte mich nicht auf den Unterricht konzentrieren, so sehr ich es auch wollte. Und die Tatsache, dass er mir kleine Signale zurück sendetet, dass er mich auch so sehr mochte, machte es keines falls besser. Stattdessen schweiften meine Gedanken zu diversen Vorstellungen ab, die beinhalteten, das wir zusammen alt wurden. Es waren ja aber auch nicht nur kleine Signale, die bei mir ankamen. Nein, er hatte es mir schon mal - mehr oder weniger — indirekt gesagt und bei dem Gedanken daran zurück, schlug mein Herz gleich viel deutlich schneller.

»Und deswegen— Lou, passt du überhaupt auf?!« Streng beäugte mich meine Englisch Lehrerin, mit der ich mich noch immer nicht anfreunden konnte. Ganz im Gegenteil — ich hasste sie noch mehr. Und sie gab mir das Gefühl, dass das auf Gegenseitigkeit beruhte, was sich dummerweise auf meine mündlichen Noten auswirkte und sie mich recht oft anschrie. Jedes Mal konnte man Zeldris ansehen, wie gern er ihr die Meinung geigen würde, aber verständlicherweise tat er es nicht. Die beiden hatten sich auch schon recht verfeindet und ich beteuerte auch immer darauf, dass er sich da nicht einzumischen brauchte.

Mein Blick glitt zu ihr und ich schüttelte zögerlich meinen Kopf. Diese vermeintliche Ehrlichkeit ersparte zu mir zumindest Peinlichkeiten, da ich sie sonst hätte Wiederholen müssen, wobei ich rein gar nicht mitbekommen hatte.

Sie stieß einen Seufzer aus und murmelte etwas vor sich hin, was wohl möglich wieder gegen mich war. Nicht anders als zu erwarten.

»Dann mach das zumindest besser in dem du jetzt den Text da liegst. Auf Zensur!« Ich sah auf das voll bedruckte Blatt vor mir, überflog es auch kurz, wobei ich feststellen musste, dass das nicht nur ein unbekannter Text war, sondern dass da recht viele neue Wörter drinnen waren, von denen ich mir nicht sicher war, sie richtig auszusprechen. Unter diesen Druck sowieso nicht. Ich wollte mich nicht blamieren, auch keine schlechte Noten einfangen. Aber was blieb mir andere übrig, als dieser Aufforderung nach zu kommen?

Ich verdrehte leicht die Augen, was sie wütend machte, weshalb sie mir schon mit einer sechs drohte, doch ich kam ihr zu vor und gab mich geschlagen. Ich überflog alles kurz, ehe ich mich daran machte, den Text laut vorzulesen. Ich gab mir wirklich Mühe, nicht nur alles richtig auszusprechen, sondern auch möglichst flüssig zu lesen. So teilweise gelang es mir dann auch doch recht gut, wobei ich immer wieder mal stockte. Bei der Richtigkeit der Aussprache, war ich mir eher unsicher, doch ich dachte, dass ich das auch gut hinbekommen haben sollte.

Nach dem letzten Satz sah ich auf und der Frau direkt ins Gesicht, um genauer zu sein in die Augen, wartete gespannt darauf, dass sie mir meine Note ansagen würde. Sie notierte sich zuerst noch etwas in ein kleines Heft, ehe dann die Zensur fiel. »Eine 2, hätte ich nicht erwartet.« Ich musste leicht Lächeln, da es schon erfreulich war, zu hören. »Jedoch nur knapp.« Und schon sanken meine Mundwinkel wieder nach unten. War das wirklich so schlecht gewesen? Oder gönnte sie mir das bloß einfach nur nicht? Sicher konnte man bei der sowieso nie sein, die nutzte doch jede Chance, um mir eins rein zu würgen. 

Man, wie ich diese Frau hasste.

Sowie diverse andere Lehrer, die jedoch von meiner alten Schule stammten und denen ich nicht mehr begegnen musste; so hoffte ich zumindest. Aber jetzt konnten die mir sowieso nichts mehr, also von daher. Da brauchte ich mir jetzt auch keinen Kopf mehr machen, diese Trulla würde ich auch bald nicht mehr in der Schule antreffen müssen und dort draußen konnte sie mir eben auch nichts. Zumindest von den Noten her, aber sie wollte sich ja auch sicher nicht irgendwie strafbar machen, also stempelte ich meinen Gedanken als absurd ab, dass sie mir irgendwie leid zufügen würde. 

Mit einem leichten Lächeln auf seinen Lippen drehte Zeldris sich mir um und meinte, dass ich mir keinen Kopf zu machen bräuchte. »Das hat sich nicht nach einer zwei angehört, die knapp an die drei vorbei ging. Ich hätte dir noch eine eins gegeben.«

Nett von ihm, jedoch brachte mir das leider keine bessere Note ein. Schließlich hatte die Englisch Lehrerin — dessen Name mir partout nicht einfallen wollte — immer noch die Macht Noten zu verteilen.

•••

Als wir dann endlich in die Pause durfte, stürmte ich schon regelrecht aus. Ich wollte nicht noch länger in diesem Raum sein, wobei ich schon ein paar Minuten meiner Pause damit verschwenden musste, da meine tolle Englisch Lehrerin meinen musste, mit mir eine Diskussion zu starten darüber, dass ich im Unrecht sei, als ich meinte, sie würde mich unfair benoten. Dabei war es Zeldris gerichtet, wie konnte sie es also hören, wo sie doch an ihrem Tisch stand und ich auch noch flüsterte? 

Nun ja, auch egal. Damit wollte ich mich nicht länger befassen, da es mit nur noch schlechtere Laune einbrachte und ich wollte verhindern, dass einer meiner Freunde die dann abbekam, obwohl mir von ihnen keiner etwas getan hatte.

Seufzend betrat ich die Cafeteria und begab mich zu unserem Stammtisch, an dem sich Elizabeth schon mit Melodias niedergelassen hatte.

»Na ihr«, begrüßte ich die beiden mit einem kleinen Lächeln, was Melodias von seinem Handy hochschauen ließ. »Hey Lou!«

Ich setzte mich neben Elizabeth und packte mein Essen aus, ehe ich mein Blick etwas schweifen ließ. Chiyo fiel in mein Blickfeld und sie sah echt fröhlich aus, zudem vermochte ich so etwas wie Knutschflecken an ihrem Hals zu vernehmen. Wie von selbst kräuselte sich meine Stirn und verwirrt schob ich meine Augen zusammen, wusste gar nicht mehr was ich nun eigentlich glauben sollte. Hatte Zeldris mich doch angelogen oder hatte sie einen neuen Freund? Wobei, sie beharrte ja immer noch darauf, sie sei mit Zeldris zusammen.. Auf die Idee, dass sie die sich nur geschminkt oder anders gefakt haben könnte, kam ich natürlich nicht. Ich meine, es ging hier um Chiyo! Die nutzte doch jede Chance, um anderen eins reinzuwürgen, erst recht wenn man auf den selben Typen stand wie sie!

Vermutlich war ich immer noch viel zu aufgebracht von der Trulla aus dem Englisch Unterricht und das hier steigerte das ganze nochmal, dass ich es einfach  nicht schaffte, klar zu denken.

»Na, wieder Beziehungsstress mit Zeldris?« Ein grinsender Ban nahm Platz neben mir und ich schüttelte den Kopf, fragte wie er zu dieser Frage kam, sagte aber nichts dagegen, dass er uns für ein Paar hielt — nach wie vor. Schon nach den ersten paar Mal hatte ich es aufgegeben und eigentlich fand ich es auch ganz schön, wenn es wohl so rüber kam. Schön wäre nur auch, wenn das endlich zur Realität werden würde.

»Na ja, ihr geht schon wieder getrennte Wege.« Ich verdrehte bloß die Augen und fragte mich, wo seine abgeblieben waren. Er würde nach kommen sowie immer, da er hervor noch immer etwas zu tun hatte. Dass sollte Ban eigentlich auch wissen, schließlich kannte er ihn doch länger und es war jeden Tag so.

Darauf erwiderte ich nichts und er zuckte dann auch nur mit den Schultern, musste aber wieder grinsen. »Hattet ihr denn schon euren ersten Kuss?« Diese Frage ließ mich aus allen Wolken fallen und mir wurde bei der Erinnerung daran ganz warm. Ebenso spürte ich förmlich, wie sich auf meinen Wangen ein rosa Schimmer legte, was Ban nur breiter grinsen ließ und er somit auch seine Antwort bekam, die er wollte.

»Ich plane schon mal die Hochzeit.« An seinem amüsierten Ton konnte ich ganz  deutlich raus hören, wie lustig er das ganze fand. Es wunderte mich rein gar nicht mehr, denn er ärgerte mich oft in dieser Hinsicht. Mittlerweile durfte ich mir bei jeder Begegnung einen seiner Sprüche anhören.

Wieder verdrehte ich nur die Augen. Elizabeth sprang drauf, sodass ich kichernd ein "Ich werde die Trauzeugin" vernahm. Meinetwegen konnte sie das gerne werden, auch wenn ich mir sicher war, dass Yumi diesen Job auch gerne übernehmen würde. Vielleicht konnten sie sich das ja auch teilen, ist ja alles möglich.

Ich beobachtete Melodias etwas aus dem Augenwinkel und als er plötzlich an mir vorbei sah, wobei er auch seine Augen weitete, schenkte ich ihm meine vollkommende Aufmerksamkeit, da er mich echt neugierig machte. Möglichst unauffällig drehte ich mich um, darauf bedacht, die Aufmerksamkeit nicht gleich auf mich zu ziehen.

Zeldris.

━━━━━━━━━━

Bald kommen hier brandneue Kapitel, ehrlich