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»Und du bist dir absolut sicher, dass du nicht mitkommen willst?« Ich wusste nicht, zum wie vielten ich jetzt schon nach fragte, aber ich wollte Elizabeth ungern alleine lassen. Sie war jederzeit willkommen und ich hatte ja genug Zeit alleine mit Zeldris, ihre Anwesenheit würde mich überhaupt nicht stören und es war besser, als wenn sie ihre Zeit hier jetzt alleine verbringen würde. Melodias hatte seine Meinung nach wie vor nicht geändert und wollte sie nicht bei sich haben, weshalb die Silberhaarige mir auch echt Leid tat. Wieso war er bloß so herzlos?

Kurz darauf fiel mir wieder ein, was den beiden widerfahren war und wie Estarossa sie geprägt hatte. Trotzdem war das keine Entschuldigung dafür, denn zu mir war er schließlich auch nicht so. Wieso also zu Elizabeth, die ihm nichts getan hatte?

»Nein nein, alles gut. Nun geht schon.« Sie lächelte uns beiden zu, woraufhin Zeldris dankbar nickte, da er die gemeinsame Zeit mit mir liebte und sie auch sehr genoss. So wurde es mir zumindest gesagt, aber er selbst hatte auch schon Andeutungen auf so etwas gemacht. Ich konnte kaum beschreiben, was das in mir auslöste. Aber auf jeden fall viel  wenn nicht sogar komplett — positives. Und trotzdem warf es zeitgleich auch viele Fragen auf, die sich immer mehr verdoppelten und mich gar nicht mehr klare Gedanken fassen ließ.

»Dann lass uns los«, meinte ich an Zeldris gewandt, schaute aber dann nochmal zurück zu Elizabeth, die sich gerade dem Gehen zu wenden wollte. »Wenn Melodias in unserer Abwesenheit noch was macht, gib mir bescheid, ja?« Sie nickte nur etwas, schenkte mir aber ein kleines Lächeln, bevor wir dann wieder los gingen. 

Es scheint allmählich zur Routine von mir und Zeldris geworden zu sein, Abends einen Spaziergang zu machen — immer die selbe Route und ungefähr auch immer um der selben Uhrzeit. Meistens alleine, manchmal nahmen wir aber auch Hawk mit. Elizabeth kam bisher noch kein einziges Mal mit, aber das konnte sich ja noch ändern. 

Hawk hatte hin und wieder gerne Auslauf, vor allem an der frischen Luft. Er wollte nicht auf Dauer in unserem manchmal recht stickigen Zimmer verbringen, was ich auch gut verstehen konnte. Das Fenster bei uns war meist wenn nur an geklappt, auch nie lange, da es doch noch recht frisch war. Die Betreuer wussten nach wie vor nichts  von Hawk, auch wenn es schon ein paar mal knapp war und Rubin schon misstrauisch wurde. Zum Glück hatte uns Zeldris dann aus der Pfanne gehauen. Dabei hatte er erst noch gemeint, er würde uns mit Hawk nicht helfen — in keinsterweise. Wir sollten allein zu sehen, wie wir das regeln würden. Aber er hat sich dem dennoch nicht enthalten, worüber ich aber auch echt froh war.

»Nimm es mir nicht böse, aber ich bin froh, dass Elli nicht mit gekommen ist.« Neugierig wanderten meine Augen zu ihm rüber. Seinem indirekten Befehl ignorierend, wurde ich schon etwas wütend, blieb jedoch dennoch ruhig. Ich musste ruhig bleiben und dachte mir auch, dass er noch etwas ergänzen würde. Das konnte noch nicht alles gewesen sein.

»Ich mag es nämlich echt gerne, mit dir alleine Zeit zu verbringen; und wenn's nur so ein kleiner Spaziergang ist, da bin ich ehrlich. Da ist mir auch die Stille, die des öfteren zwischen uns herrscht egal, ich.. ich genießt dann einfach immer deine Nähe.« Seine Stimme wurde zum Ende immer leise und er schien überrascht über sich selbst zu sein, dass so frei gesagt haben zu können.

Meine Augen weiteten sich bei den Informationen und mein Herz begann zu rasen, meine Wangen erhitzten sich wieder und die Röte stieg mir ins Gesicht. Er schaffte es aber auch immer, mich verlegen zu machen!

Das kam mir einfach so surreal vor, das konnte gar nicht wahr sein. Ich träumte bloß und wenn ich aufwache, finde ich ich mich mit Zeldris auf der Couch wieder. Auf der Couch, auf der wir letzten dicht nebeneinander gesessen hatten, während nebenher ein Film lief. Um genau zu sein ein Horrorfilm. Keine ganz so gute Idee — zumindest im ersten Moment. Meine Schreckhaftigkeit hatte mir zumindest einen Gewinn eingebracht. Aus Angst hatte ich mich an Zeldris' Brust gekuschelt und er hatte einen Arm um mich gelegt, mich etwas näher zu sich ran gezogen und sanft über den Rücken gestrichen.

Dieser Kerl brachte mich noch um den Verstand. Nie hätte ich sowas für möglich gehalten. Ich mein, zwar gab es zwischenzeitlich mal einen Jungen, den ich süß fand, aber nie hatte ich so etwas gespürt, wie bei Zeldris. Er war halt was besonderes.

»Ich.. Das..«, murmelte ich vor mich hin, war offensichtlich überfordert mit der Situation und nicht in der Lage, eine ordentliche Antwort zu liefern. Ich atmete einmal tief durch und versuchte mich somit auch etwas zu beruhigen, was mir aber nicht ganz so ganz gelang, wie ich es mir wünschte. Doch es reichte, für die knappen Worte: »Danke, denke ich..«

Ich wusste wirklich nicht, was ich wirklich darauf antworten sollte. Ich hatte ja immer noch nicht ganz realisiert, was er mir da gerade gesagt hatte.

Ein leichtes Lächeln schlechte sich auf seine Lippen, die so unglaublich weich aussahen und meinst nur monoton die Mundwinkel leicht nach unten zu hängen hatten. Aber in meiner Anwesenheit lächelte er recht oft, was ich fast jedes Mal erwidern konnte.

Er seufzte etwas und fuhr sich durch die Haare, vermittelte mir mit seiner plötzlichen Bewegungen Unsicherheit. Meist kratzte er sich etwas am Nacken, schaute etwas durch die Gegend und machte auch einen nervösen Anschein.

Stimmte etwas nicht?

Zu gern wäre ich der Sache auf den Grund gegangen, aber ich wusste, dass er kein Wort darüber verlieren würde, egal wie sehr ich versuchte, ihn auszuquetschen. Zeldris hatte noch nie nachgegeben, egal wie hartnäckig ich weg. Dafür bewunderte ich ihn; was er für eine Geduld hatte. Ich war vielleicht auch nicht unbedingt die ungeduldigste Person, aber irgendwann würde ich trotzdem nachgeben, da es mich einfach nur noch nervig würde.

»Ist was?«, hakte ich dann auch nach, klang direkter als ich wollte und wendete mein Blick auch leicht ab.

Er wollte erst dazu ansetzen zu verneinen, nickte dann aber doch. »Ja. Aber das ist egal.« Er seufzte nochmal etwas, bevor er einen Arm um mich legte und mich wieder näher an sich ran zog mit den Worten: »Komm, es ist kalt.«

✧ 𝐋𝐈𝐄𝐁𝐄𝐒 𝐂𝐇𝐀𝐎𝐒; zeldris ( √ )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt