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»Was?« Meine Augen weiteten sich ein Stück, das war wahrlich eine Überraschung; wohlgemerkt eine gute. Ich hätte niemals damit gerechnet, was Yumi mir eben erzählt hatte.


»Du hast schon richtig verstanden, also such dir einen aus«, gab sie lässig und schulterzuckend von sich, so als wäre es das normalste auf der Welt. » Einfach einen?«, hake ich neugierig nach und sehe mich gleich nochmal um, konnte mich gar nicht entscheiden. Jeder der hoffnungsvollen Blicke machte es mir auch nicht leichter, sie tragen lediglich dazu bei, dass mir die Entscheidung noch schwerer als ohnehin schon viel.

»Na komm, wir können ja immer nochmal her kommen. Zum Beispiel morgen. Dann kannst du einen anderen nehmen, sodass sie alle eine Chance bekommen.« Yumi trat näher ran und klopfte mir aufmunternd auf die Schulter und sah sich selbst um, hatte auch schon einen der Hunde im Augen, sodass mir die Frage aufkam, wie sie sich so schnell und einfach entscheiden konnte? Machte sie das vielleicht öfter?

»Ich denke, ich nehme eher einen kleineren«, murmelte ich beim Umsehen, ließ meinen Blick dennoch auch über die größeren Hunde schweifen. »Ich hab nämlich sonst Angst, dass der sich doch nochmal von der Leine reißt, wenn er will. Ich mein, die haben manchmal echt eine ganz schöne Kraft, das ist beängstigend! Und man selbst bekommt den dann nie gehalten. Auf Ärger hab ich nämlich auch keine Lust oder dass ich dem dann nach laufen muss. Ich mein, ich liebe Hunde, aber nee - das kann mir dennoch erspart bleiben!« Das ganze beendete ich mit einem leisen Lachen, in welchem sie einstimmte.

»Ich denke auch nicht, dass sie dir so einen großen einfach so überlassen hätten. Ich bin mir bei den meisten auch immer noch recht unsicher, zu mal ich ja oft nie weiß, wie die eigentlich so ticken.« Meine blonde Freundin kratzte sich ein wenig am Kopf, begann dann aber wieder zu Lächeln und wahrscheinlich sah sie mir auch deutlich an, dass mir die Entscheidung wirklich schwer fiel, weshalb sie kurzerhand nach meinem Handgelenk griff und mich mit zog zu einem kleinen Zwinger, wo sie dann auf einen schwarzen Pomerania zeigte, der sich nicht wie die anderen traute, dichter zu kommen. »Wie wär's mit dem?« Yumi hatte ein wirkliches gutes Auge, der kleine sah echt putzig aus und würde sicher auch gut zu mir passen, weshalb ich nickend einwilligte, den zu führen.

»Ich hatte mich mal erkundigt gehabt. Sie wird leider kaum ausgewählt, wirklich recht selten, deshalb hat sie es umso mehr verdient. Bei den anderen, vor denen du vorhin standest, sah es schon besser aus. Zwar waren nicht alle häufige Kandidaten, aber es sah bei ihnen dennoch viel besser aus, als bei der kleinen Lady. Zumal zwei von denen ab morgen auch in ein schönes Zuhause gehen.«

Meine Augen fixierten wieder das schwarze kleine Wollknäuel, was nebenbei gemerkt recht flauschig aussah und ich bekam Mitleid mit dem zarten Wesen. Yumi verriet mir ebenfalls, dass sie schon hier rein geboren wurde und seit dem immer noch auf ein Zuhause hoffte und auf ein Frauchen - oder gegebenenfalls Herrchen -, das sich um sie kümmerte und mit Streicheleinheiten verwöhnte. Als sie dann auch zu mir sah mit bittenden Blick, den Schwanz fröhlich wedelnd, zog sich mein Herz schmerzhaft zusammen und ich bückte mich etwas runter, was ihr symbolisierte, keine Angst haben zu brauchen, was dann auch darauf Einfluss hatte, dass sie zu mir an den Zaun kam.

Zögernd streckte ich meine Hand etwas rein und begann ihr durchs Fell zu fahren, was sich wirklich samtig anfühlte und ich meine Hand gar nicht mehr zurück nehmen wollte.

Lächelnd begann ich ihr das Öhrchen zu kraulen, worüber sie sich auch sichtlich freute und für mich der Anlass war, munter weiter zu machen. Da ich Yumi deswegen aber nicht irgendwie vernachlässigen wollte, schaute ich ein wenig über meine Schulter hinweg zu der Blonden rüber, die grinsend das ihr sich bittende Szenario beobachtete.

»Und welchen nimmst du?«, stellte ich endlich meine Frage, die mir schon die ganze Zeit auf der Zunge lag. Sie nickte kurz zum gegenüber liegendem Gehege mit den Worten: »Ich nehme einen der Chiwawa von dort drüben.« Ich nickte etwas verständlich, konnte sie mir gut mit einem solchen vorstellen.

*****

»Sie ist wirklich echt artig!« Begeisternd grinste ich vor mich hin und schielte ein wenig rüber zu Yumi, die mit ihrem Chiwawa ebenfalls keinerlei Probleme hatte, da sie ebenso artig war.

»Ich kann gar nicht verstehen, wieso man die beiden abgegeben hat«, murmelte der Blondschopf neben mir, der kurz an hielt, da die kleine Hundedame den Laternenpfahl recht interessant fand, dass sie ihn erstmal beschnüffeln musste. »Das kann ich auch nicht verstehen«, murmelte ich und nickte zustimmend, während mein Blick wieder zu Miyu glitt, die in einem gemütlichen Tempo vor mir lief und brav auf meine Anweisungen hörte. Ich hatte sie jetzt schon ins Herz geschlossen, dabei hatte ich sie gerade mal vor einer knappen Stunde kennen gelernt.

»Ich glaub, ich nehme mir Leiko mit nach Hause«, meinte Yumi grinsend und ich lachte leise, traute es ihr auch zu. Anders als ihr Name es sagte, war Leiko alles andere als arrogant. Stattdessen trafen die Wörter zurückhaltend, schüchtern und anhänglich eher zu ihr. Sie wollte Yumi gar nicht mehr von der Seite weichen und lief meist dicht neben ihr. Aus diesem Grund passte die kleine Chiwawa Dame auch perfekt zu Yumi, sie sahen sich schon echt gleich.

Anders als Miyu, die vor mir lief und gespannt ein wenig die Außenwelt erkundigte, die sie so selten zu Gesicht bekam, was mir wieder echt Leid tat. Sowie Yumi hätte ich gerne die schwarze Hündin adoptiert, aber meine Chancen standen schlecht dafür. Zu mal ich gar kein Geld hatte, um sie zu versorgen. Vorher musste ich mir wohl noch einen kleinen Nebenjob suchen und trotzdem gab mir dies kein Versprechen dafür. Vielleicht war sie bis dahin schon weg? Gönnen tat ich es ihr, sie hatte nur das beste verdient, aber zu gerne hätte ich sie noch an meiner Seite gehabt. Eben so wie ich Zeldris an meiner Seite haben wollte. Dieser Idiot..

»Darfst du das denn?«, hakte ich nach, woraufhin meine Freundin nur seufzte und etwas den Kopf schüttelte. »Momentan leider noch nicht. Ich muss wahrscheinlich warten bis ich eine eigene Wohnung habe.« Ihre Stimmung änderte sich drastisch, wofür alleinig ein Tier verantwortlich war und ein trauriges Lächeln hatte das vorherige Grinsen ersetzt, während ihre Augen auf den Boden vor sich starrten. Ich kann diese Trauer nachvollziehen, die sie da gerade empfindet.

✧ 𝐋𝐈𝐄𝐁𝐄𝐒 𝐂𝐇𝐀𝐎𝐒; zeldris ( √ )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt